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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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mir geduldig zu - meiner Meinung nach viel zu gelassen. Ich kämpfte das Verlangen nieder, in seine Arme zu sinken und loszuheulen.
    »Ich hasse ihn«, murmelte ich und wischte mir ein paar vereinzelte Tränen fort, die auf die Anspannung zurückzuführen waren. »Ich hasse ihn so sehr.«
    »Gehen wir«, sagte Rick. »Je mehr Abstand zwischen euch ist, desto besser.«
    Im Aufzug zur Lobby nahm ich ihn in die Mangel. »Also. Als ich gefragt habe, ob es einen anderen Gebieter gibt, der sich einmischt, und du sagtest, ›nicht direkt‹, hast du da von ihr gesprochen?« Er schnitt eine Grimasse, was mir als Antwort genügte. »Was hast du ihr erzählt? Hattest du auch nur die geringste Ahnung, was sie da drinnen treiben würde?«
    »Ähm … nicht wirklich«, sagte er leise. Sein Gesicht war angespannt. Er war besorgt, und das bereitete mir Sorgen. »Ich wollte Informationen von ihr. Wollte vielleicht sogar herausfinden, wen von uns sie unterstützen würde. So weit sind wir bei unserer Unterhaltung gar nicht erst gekommen.«

    »Wer ist sie wirklich?«
    »Die Vampirgebieter haben schon immer gewusst, dass sie ein Vampir ist. Sie fungiert seit Jahrzehnten als Gesandte zwischen den Städten. Als Bühnenkünstlerin reist sie frei herum, und traditionsgemäß besitzen Vampire wie sie Immunität, selbst außerhalb des Schutzes der Familien. In gewissem Sinne ist sie ein Mitglied aller Familien. Und keiner. Das System sorgt dafür, den Frieden zu bewahren. Aber es hat auch schon Kriege verursacht. Wenn ich klug wäre, würde ich verschwinden. Die Stadt verlassen und mir einen anderen Ort suchen, wie ich es bisher immer getan habe.«
    »Warum tust du es nicht?«
    »Weil ich früher oder später für etwas eintreten muss. Hier gefällt es mir. Ich mag die Leute.« Er sah mich direkt an. »Der Ort und der Zeitpunkt sind auch nicht besser oder schlechter als jeder andere.«
    Mittlerweile hatten wir die Lobby erreicht und blieben am Eingang stehen, außer Hörweite des Portiers.
    »Was bedeutet ›früher oder später‹ für einen Vampir?«
    Er sagte: »Es bedeutet, nicht an die Zukunft zu denken. Es bedeutet, dass es keine Zukunft gibt. Es gibt nur das Jetzt und was man jetzt schützen kann. Früher oder später ist immer jetzt.«
    »Schützen. Wovor?«
    »Raubtieren«, sagte er. »Sie schätzt uns ab. Die Neuigkeiten wird sie anderen Familien überbringen. Es ist nicht mehr so wie vor hundert Jahren, als Arturo sich hier niedergelassen hat. Man kann keine neuen Städte mehr errichten. Ein Vampir, der Gebieter werden möchte, muss
sich diese Position mit Gewalt verschaffen. Oder mit Tücke. Sollte bekannt werden, dass die Verhältnisse in Denver unbeständig sind, werden andere herkommen. Aasfresser. Wenn ich richtig unheilvoll sein wollte, würde ich sagen, dass Mercedes von jemandem geschickt worden ist, um die Lage anzuheizen. Um die Situation unbeständig zu machen. Beziehungsweise unbeständiger.«
    »Wie lang macht sie das schon? Wie alt ist sie?«
    »Das weiß der Himmel. Ich sollte zurückkehren.« Er drehte sich zu den Aufzügen um. Ben nahm mich am Arm und zog mich fort, durch die Tür des Hotels.
    »Tja, das war ein Spaß«, sagte er mit falscher Fröhlichkeit.
    »Siehst du jetzt, womit wir es zu tun haben?« Ich marschierte den Bürgersteig entlang, um mich rasch von dem Ort zu entfernen. Wir hatten unseren Wagen zwei Blocks weiter abgestellt. Ich konnte gar nicht schnell genug zum Auto kommen.
    »Sicher. In dem Zimmer sind viele richtig unsichere Leute gewesen.«
    Beinahe hätte ich gelacht, bloß, dass ich mich plötzlich fühlte, als müsste ich mich gleich übergeben. Verbrauch - tes Adrenalin. »Ja, klar. Musstest du ihn so provozieren?«, fragte ich. Ich konnte immer noch Carls Gesichtsausdruck vor mir sehen.
    »Er ist ein kleiner Tyrann. Ich liebe Tyrannen. Sie lassen sich so wahnsinnig leicht auf die Palme bringen.«
    Er war ja so ein Anwalt!
    »Hat er dich denn gar nicht nervös gemacht? Die Wolfseite, meine ich. Wolltest du in seiner Nähe nicht am
liebsten am Boden kriechen oder aus deiner Haut fahren?«
    »Ja, klar, aber du bist ja bei mir gewesen, also ging es mir gut. Alles ist okay, solange du in meiner Nähe bist.«
    Dafür hätte ich ihn umarmen können. Doch es war zu viel Verantwortung. Ich wollte kein Alpha sein, noch nicht einmal in einem Zweierrudel. »Das ist schmeichelhaft. Die meiste Zeit habe ich das Gefühl, den Bach runterzugehen.«
    »Aber du bist noch nicht hineingefallen.« Sein

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