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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Jeans. Das gleiche boshafte, raubtierhafte Lächeln.
    Verdammt.
    Ich ging weiter, als könnte ich so tun, als gäbe es sie gar nicht. Im nächsten Augenblick standen sie erneut neben mir, und beide hatten mich an je einem Arm gepackt.
    Ich seufzte. »Was wollt ihr?«
    Die beiden grinsten. Ihr Spielchen bereitete ihnen großes Vergnügen.
    »Wir möchten uns unterhalten«, sagte der Typ.
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Nicht hier«, erwiderte er.
    Natürlich nicht. Seite an Seite, mich fest im Griff, steuerten sie mich auf einen schwarzen Geländewagen zu, der um die Ecke stand. Statt Panik spürte ich seltsamerweise einen merkwürdigen Fatalismus in mir aufsteigen, als wären mir die Dinge letztlich doch über den Kopf gewachsen. In mir war keine Angst mehr übrig. Vielleicht wollten sie mich gar nicht umbringen. Vielleicht hatten sie einen Fanklub ins Leben gerufen und wollten nur, dass ich den Leuten einen kleinen Vortrag hielt. Vielleicht würden sie mich in eine Kiste sperren und in die Sklaverei verkaufen.
    Was immer es sein mochte, ich konnte mir einfach nicht ausmalen, wie schlimm es möglicherweise werden konnte. Meine Vorstellungskraft ließ mich im Stich.
    Ich unternahm einen symbolischen Fluchtversuch. Ich versteifte die Arme und ließ mich mit meinem ganzen Gewicht nach hinten fallen - und erschrak, als ich mich tatsächlich aus ihrem Griff befreite. Blinzelnd sah ich, wie
sie zu mir zurückblickten. Dann übernahm die Wölfin die Kontrolle und rannte los. Ich drehte mich um und hielt Schritt mit ihr, stürzte den Bürgersteig entlang.
    Scheinbar ohne sich zu bewegen, mühelos, packten sie mich erneut. Ich spürte noch nicht einmal, dass sie sich mir näherten. In der einen Sekunde lief ich noch, und in der nächsten wurde ich zurückgerissen, wie ein Fisch an der Leine zappelnd. Sie schleppten mich zurück zu dem Geländewagen. Ich schaffte es, wieder auf die Beine zu kommen, sodass sie mich nicht völlig hinter sich herschleiften.
    »Niedlich«, sagte die Frau. »Echt niedlich. Auch wenn ich dir nicht vorwerfen kann, dass du es versucht hast.«
    »Danke«, murmelte ich.
    Sie ging um den Wagen zur Beifahrerseite, der Typ schob mich gewaltsam durch die Fahrertür, und sie zwängten mich zwischen sich ein, als sie einstiegen.
    »Keine Sorge«, sagte sie. »Das wird ein Spaß.«
    Ja, sicher. Beide sahen aus, als seien sie zwischen zwanzig und dreißig. Für Vampire wirkten sie jung. Das Ganze bereitete ihnen zu viel Vergnügen.
    Sie verbanden mir nicht die Augen. Es war ihnen egal, ob ich wusste, wohin wir fuhren, was sowohl Gutes als auch Schlechtes ahnen ließ. Vielleicht wollten sie sich tatsächlich nur unterhalten. Sollten sie jedoch vorhaben mich umzubringen, wäre es ebenfalls gleichgültig, ob ich wusste, wohin wir unterwegs waren.
    Ich gab mich tapfer. »Ihr stammt aus den Achtzigerjahren, nicht wahr?«
    Kichernd legte sie mir den Arm um die Schultern und
drückte sich unangenehm dicht an mich. Ich bekam eine Gänsehaut an den Armen. Sie sagte: »Genau das würdest du sagen, hat er gemeint.«
    »Wer? Wer hat gemeint, dass ich das sagen würde?«
    Nichts. Der Kerl grinste, und sie unterdrückte immer wieder ein Kichern.
    Ich sank gegen den Sitz und beäugte ihn im Rückspiegel. Jedenfalls versuchte ich das, doch er war nicht da. Ruckartig beugte ich mich vor und sah im Seitenspiegel nach - dort hätte ich ihn sehen müssen, doch da war nur die Sitzlehne, in Schatten getaucht. Aber die Sache mit den Spiegeln war Unsinn. Davon hatte ich mich mit eigenen Augen überzeugt.
    »Was machst du da?«, fragte die Frau, die mir zusah, wie ich mir den Hals verrenkte, um es aus einem anderen Blickwinkel zu versuchen.
    Mit mehr Panik in der Stimme, als mir lieb war, fragte ich: »Habt ihr nun ein Spiegelbild oder nicht?«
    Sie griff nach dem Rückspiegel und neigte ihn zu sich - und ich sah sie, genau vor mir im Spiegel, in all ihrer aufgebauschten Haarpracht.
    Dann drehte er ihn zu sich. Und ich sah nichts. Vielleicht ein zusätzlicher Schatten. Er machte es rasch, dann bewegte er den Spiegel wieder in dessen Ausgangsposition, als habe er ihn lediglich richtig eingestellt.
    »Soll das heißen, es lässt sich an- und abschalten?« Meine Stimme klang ein wenig schrill.
    »Es sind bloß Sinnestäuschungen«, sagte er. Die Frau lächelte nur.
    Na, prima. Gab es etwas, das Vampire nicht konnten?
Ich setzte mich zurück und verhielt mich den Rest der Fahrt über sehr still und ruhig.
    Eine halbe Stunde später landeten wir

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