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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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betrügen würden, wenn sie die Gelegenheit hätten?«
    Das hatten sie sogar schon getan. T. J. hatte sich bereiterklärt wegzugehen, als Carl ihn hinterrücks umbrachte. Ich wollte bloß keine Waffe benutzen müssen.

    »Tu’s mir zuliebe«, sagte er. »Ich werde mich besser fühlen. Wenn du dem Kerl allein über den Weg läufst, möchte ich wissen, dass du ihn zur Strecke bringen kannst.«
    Ich fasste es nicht. Ich konnte nicht glauben, dass es so weit gekommen war.
    Als mir meine Stimme wieder gehorchte, sagte ich: »Gehört die Cormac?« Einen Augenblick fühlte es sich an, als sei der Kopfgeldjäger im Geiste bei uns.
    Ben schüttelte den Kopf. »Hast du gedacht, er sei der Einzige mit einem Waffenschein?« Er lächelte verschlagen.
    Tja. Man lernt eben nie aus. Selbst bei dem Typen, mit dem man schläft.
     
    Der Schießstand befand sich in einem niedrigen Betonbau in den Vororten nördlich der Stadt. Es hätte irgendeine Firma sein können, und wahrscheinlich hätte ich das unauffällige Schild übersehen, auf dem es in schwarzer Druckschrift auf weißem Hintergrund hieß: WAFFEN, MUNITION, SCHIESSSTAND. TÄGLICH GEÖFFNET.
    Im Innern roch es nach Cormac. Genauer gesagt roch Cormac nach einem Waffengeschäft; ich hatte bloß bisher nicht gewusst, wie ein solcher Laden roch. Waffenöl, Metall, verbranntes Pulver. Das sagte etwas über Cormac aus.
    Ben ließ sich von dem Kerl am Tresen zwei Schachteln mit Patronen, Ohrenschützer und Schutzbrillen geben. Mann, waren da viele Waffen in der Glasvitrine unter dem Tresen weggesperrt! Sie sahen alle dunkel und böse aus.
    Aus dem hinteren Teil des Ladens, von jenseits der metallenen Flügeltür drangen Schüsse. Zwei Waffen, dachte
ich, die nicht ganz synchron abgefeuert wurden. Eine war schneller als die andere.
    Ben steuerte mich auf die Tür zu, seine Hand an meinem Rücken.
    Das Hinterzimmer war wie aus einer Polizeiserie - etliche Kabinen gingen auf einen langen Flur hinaus. Hinten hingen Zielscheiben an Schnüren. Die Leute in den beiden besetzten Kabinen achteten nicht auf uns.
    Ben machte sich gleich geschäftig an die Arbeit.
    »Erst einmal: Das hier ist der Grund, warum mit halbautomatischen Handfeuerwaffen so viele Unfälle passieren.« Er drückte einen Hebel, und das Magazin fiel aus dem Griff der Waffe. Dann ließ er den Magazinhalter zurückgleiten, sodass man die Kugel sehen konnte, die immer noch in der Kammer steckte. »Wenn man das Magazin rausholt, heißt das nicht, dass das Ding leer ist.«
    Er neigte die Waffe und klopfte sich die Patrone in die Hand. Ließ den Magazinhalter einrasten. »Jetzt ist sie sicher.« Er zielte auf die Scheibe, drückte ein paarmal auf den Abzug, und nichts passierte.
    »Regel Nummer eins, richte niemals eine Waffe auf etwas - leer, geladen, was auch immer -, es sei denn, du hast vor zu schießen. Wenn du auf einen Menschen zielst, heißt das, dass du ihn umbringen möchtest.« Er ließ die Patrone zurück in das Magazin gleiten, schob es in die Waffe, zog den Schlitten bis zum Anschlag, führte die erste Patrone ins Lager. Scharf und geladen. Rock and Roll. Verdammt.
    »Regel Nummer zwei: Wenn du jemanden umbringen musst, stell sicher, dass das Ding geladen ist.« Er grinste.
    »Du hast zu viel Zeit mit Cormac verbracht«, sagte ich.
    »Tja«, erwiderte er, ohne dem etwas hinzuzufügen.
    »Wer hat dir das alles beigebracht? Regel Nummer eins, Regel Nummer zwei.« Er ging mit der Waffe um, als hätte er das schon sein ganzes Leben lang gemacht. Vielleicht hatte er das wirklich. Er war auf einer Ranch im Norden der Front Range aufgewachsen.
    »Mein Vater.«
    »Dein verrückter Bürgerwehrvater, der im Gefängnis sitzt?« Ja, mein Freund hatte eine interessante Vorgeschichte. Zwei seiner engsten Verwandten waren im Knast.
    »Genau.« Er lächelte. Dann reichte er mir die Schutzausrüstung. »Setz die auf.«
    Wie zum Teufel war ich nur an ihn geraten? Ich war ein nettes Vorstadtmädchen. Ich setzte die Brille und die Ohrenschützer auf, die sämtliche Geräusche dämpften, doch seine Anweisungen konnte ich immer noch verstehen.
    So halten, entlang dieser beiden Punkte auf dem Lauf visieren, keine ruckartigen Bewegungen am Abzug - langsam drücken, während man ausatmet. Er schoss, und dann gleich noch einmal. Die Waffe gab ein explosionsartiges Geräusch von sich.
    Ich zuckte zusammen. Wenn ich das hörte, passierte nie etwas Gutes. Ich war froh um die Ohrenschützer in diesem geschlossenen Betonraum. Wir sahen zur

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