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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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versuchen, ein wenig zu schlafen? Morgen früh sieht die Sache vielleicht schon ganz anders aus.«
    »Du kannst das Sofa haben.« Ben klopfte mit der Hand auf das Lederkissen neben sich. »Es ist ein tolles Sofa, um darauf ein Nickerchen zu machen. Ich hole ein paar Decken.«
    »Ist das okay?«, fragte ich sie.
    »Kommt ganz auf dich an«, sagte sie.
    »Nein, sieh mal, das ist genau die Art Sache, über die du hinwegkommen musst. Wenn du das hier wirklich durchziehen willst, musst du selbst Entscheidungen treffen. Ansonsten wirst du dich von jedem schikanieren lassen, der dir zufälligerweise über den Weg läuft.«
    Sie wandte den Blick ab. »Ja, sicher. Okay.«
    Ben gab ihr Decken und ein Kopfkissen. Jenny rollte sich, eine Decke um sich geschlungen, auf dem Sofa zusammen und war binnen Sekunden eingeschlafen, als sei dies ihr erster richtiger, entspannter Schlaf seit Wochen. Vielleicht seit Monaten.
    Wir zogen uns ins Schlafzimmer zurück.
    Ben saß auf dem Bett und sah mir zu, wie ich beim Sprechen auf- und abging.
    »Ich sollte das nicht tun. Es ist lächerlich. Ich kann sie nicht beschützen. Ich hätte sie niemals hierherbringen sollen.«
    »Ist dir klar, dass du wie ein Tier in einem Käfig aussiehst?«

    Das passierte immer, wenn ich nervös war. Verstimmt setzte ich mich.
    »Das Rudel geht mich nichts an. Nicht mehr. Warum lasse ich mich in die Sache hineinziehen?«
    Er verzog die Lippen zu einem halben Grinsen, als überzeugten ihn meine Argumente nicht. Als würde er gleich eine spitze Bemerkung machen. »Du hast gerade eben einen Haufen Gründe aufgeführt, weshalb du sie nicht hierher hättest bringen sollen. Warum hast du es also getan?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Es schien mir das Richtige zu sein? Die Wolfseite möchte sie beschützen.« Ich winselte und packte meinen Kopf mit beiden Händen, als könnte ich etwas Vernunft hineinzwängen. »Man könnte meinen, nach so langer Zeit sollte die Wolfseite keine Überraschungen mehr für mich parat haben.«
    »Jenny ist, wie du einmal gewesen bist, nicht wahr?«
    Ich wollte widersprechen. So schlimm, so hilflos konnte ich unmöglich gewesen sein. Doch wenn ich ehrlich war, erinnerte ich mich noch daran. In jenen frühen Wochen, bei meiner ersten Begegnung mit dem Rudel, von Wölfen umgeben, hatte ich bloß wissen wollen, was ich tun musste, um nicht verletzt zu werden, um sie nicht wütend zu machen. Ich war die Unterwürfigste im ganzen Raum, um Carl bei Laune zu halten, um sicherzustellen, dass er mich beschützte.
    »Ja. Und ohne die Sendung und T. J. und meinen Weggang wäre ich immer noch so. Sie hat gesagt, deshalb habe Carl sie zum Werwolf gemacht. Er wollte wieder so jemanden haben.«

    »Himmelherrgott.« Lange Zeit saßen wir schweigend da und ließen das Verhängnis auf uns einwirken. Dann sagte er: »Ich möchte, dass du die Kanone nimmst. Trag sie bei dir. Um den Waffenschein kümmern wir uns später.«
    »Ben …«
    »Er wird es auf dich abgesehen haben, früher oder später. Du musst in der Lage sein, ihn aufzuhalten. Und lass sie nicht einfach im Handschuhfach im Wagen. Besorg dir eine Handtasche, trag sie bei dir.«
    Ich atmete tief und frustriert ein. »Waffen sind nicht immer die Lösung.«
    »Nicht immer. Manchmal sind sie es aber doch.« Er schenkte mir ein bitteres Lächeln.
    »Wer ist hier der Alpha?«
    »Haben Rudel nicht gewöhnlich zwei davon?«
    Allmählich wurde er frech. Irgendwie gefiel mir das. Ich drückte seine Hand und küsste ihn. »Danke. Ich muss jetzt ein paar Anrufe erledigen.«
     
    Jenny schlief zehn Stunden lang. Am folgenden Tag sah sie wie jemand auf der Flucht aus - tiefliegende Augen, eine ständig gerunzelte Stirn. Doch ihre Haltung war ein wenig aufrechter, und sie weinte nicht mehr.
    Ich kannte ein paar Orte, an denen Lykanthropen lebten, ohne Rudel zu bilden. Dort gab es Werwölfe, die sich um sie kümmern würden. Sie konnten ihr bei der Arbeitssuche helfen und dafür sorgen, dass sie sich eingewöhnte. Ich hatte bis zum Morgen mit meinen Anrufen gewartet, nur ein Telefonat führte ich schon vor dem Morgengrauen. Ich kannte wenigstens eine Vampirin, die
in ihrem Haushalt gewiss Platz für ein widerspenstiges Junges hätte.
    Ich hatte dieses Netzwerk aus Freunden entwickelt, ohne dass es mir überhaupt aufgefallen war. Ahmed, ein liebenswürdiger alter Werwolf, und Alette, ein überraschend humaner Vampir, in Washington, D.C., erboten sich beide, Jenny bei sich aufzunehmen, wenn ich sie dorthin

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