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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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bringen konnte. Ahmed nannte mir zwei weitere Namen, Lykanthropen in Los Angeles und Seattle, die ihr helfen würden, falls sie lieber dorthin gehen sollte. Er sagte, solche Probleme kämen recht häufig vor, doch einige Leute hätten einen Weg gefunden, damit fertig zu werden. Werwolfhäuser - Schutzeinrichtungen für misshandelte Werwölfe. Wer hätte das gedacht?
    Wenigstens gab es hier einmal ein Problem, das sich lösen ließ. Hier war jemand, dem ich wirklich helfen konnte. Als Jenny gegen Mittag aufwachte, präsentierte ich ihr eine Seite voll Namen und Telefonnummern.
    »Möchtest du nach Seattle, L.A. oder Washington, D.C.?«
    Erschöpft betrachtete sie das Blatt Papier. »Was?«
    Ich gab mir Mühe, freundlich zu klingen. »Wenn du nicht willst, dass Carl an dich rankommt, musst du die Stadt verlassen. Ich habe Kontakte. Die Leute in D.C. kenne ich persönlich und vertraue ihnen. Sie haben mir diese anderen Kontakte gegeben, also sind sie in Ordnung. Du kannst weggehen, und du wirst nicht allein sein. Die Leute dort sind Freunde, sie werden dir helfen.«
    Sie starrte den Tisch an und das Glas Orangensaft, das alles war, was sie zu ihrem späten Frühstück gewollt hatte. Die Endgültigkeit musste in ihren Ohren bestürzend
geklungen haben. Ich konnte mir nicht vorstellen, was in ihrem Kopf vor sich ging. Sie hatte so viel zu überdenken.
    »Das habe ich getan«, sagte ich. »Ich bin weggegangen. Die Sache wird leichter werden - alles wird klarer wirken, wenn Carl nicht mehr in der Nähe ist.«
    Sie schluckte, doch ihre Stimme schnappte dennoch über. »Diese Frau in Washington, der Vampir - du hast gesagt, dass sie nett ist?«
    »Ja, ist sie. Vielleicht ein bisschen versnobt, aber sind sie das nicht alle? Sie kümmert sich gern um andere.«
    »Ich glaube, ich möchte dorthin«, sagte Jenny. »Bei ihr bleiben.«
    Alette war eine Frau, und sie war kein Werwolf. Jennys Wahl überraschte mich nicht. »Dann fädeln wir es alles sein. Siehst du? Es ist ganz leicht.«
    Sie schniefte, und ich hatte schon Angst, sie würde erneut in Tränen ausbrechen. Ich wollte nicht, dass sie wieder zu weinen anfing. Dann würde ich auch anfangen. Doch sie lächelte, zum ersten Mal; ein zaghafter und schüchterner Ausdruck.
    »Danke«, sagte sie. »Alles, was man über dich sagt … Becky hat gesagt, du würdest mir helfen.«
    »Das mache ich gern«, sagte ich, und dem war auch so. Es gab mir ein Gefühl, gewonnen zu haben, ohne dass ich gegen jemanden kämpfen musste, und ohne dass jemand starb.
     
    In den nächsten Tagen planten wir alles. Während der Zeit ließ ich Jenny nicht aus der Wohnung, und sie blieb auch nicht allein. Ben oder ich waren die ganze Zeit bei
ihr. Gewöhnlich ich. Ben machte sie nervös, und ich konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen. Ich sah ständig aus dem Fenster, überprüfte die Straßen und zuckte jedes Mal zusammen, wenn das Telefon läutete. Jeden Augenblick rechnete ich damit, dass Carl auftauchen würde. Doch alles blieb ruhig.
    Ben säuberte zwei Handfeuerwaffen und trug Handschuhe, während er sie mit Silberkugeln lud.
    Ich kaufte Jennys Flugticket, gab ihr Kleidung zum Wechseln und ließ sie mit Alette telefonieren, damit die beiden sich miteinander bekanntmachen konnten. Jenny sah die ganze Zeit betäubt aus, beinahe wie unter Schock, als habe sie eine Katastrophe überlebt. Sie hatte sich an Fremde ausgeliefert und gab sich ganz ihrem Fatalismus hin. Ich selbst würde erst aufatmen, wenn sie im Flugzeug saß und fort war.
    Doch ich konnte sie nur bis zur Sicherheitskontrolle bringen. Wir standen am Ende der Schlange, die zu den Metalldetektoren und den Röntgengeräten führte.
    »Du hast meine Telefonnummer. Ruf mich an, wenn du etwas brauchst, egal was. Wenn das mit Alette nicht funktioniert, finden wir etwas anderes. Dir stehen viele Möglichkeiten offen, okay? Alles wird besser aussehen, sobald du erst einmal an einem neuen Ort bist.«
    Ich wollte, dass sie glücklich und aufgeregt war, doch sie sah immer noch völlig verängstigt aus. »Ich habe noch nie so viel Angst gehabt. Noch nicht einmal bei meiner ersten Verwandlung.«
    »Es wird schon klappen.«
    »Aber ich glaube, ich vermisse Carl. Ist das eigenartig?«

    Wie konnte ich sie überzeugen, dass sie das Richtige tat? »Ein Teil von dir wird das immer tun. Mir geht es manchmal noch so.« Obwohl der Carl, den ich vermisste - der starke, beschützerische Carl, der Sex, das Gefühl, vergöttert zu werden -, zu einem ganz schwachen

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