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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sie würde alles überleben. Nach einem weiteren Löffel fuhr sie fort: »Nicky und Jeffy - das sind schon einmal zwei große Gründe. Ich kann kaum abwarten zu sehen, was aus ihnen werden wird. Du nicht auch? Und du - glaub nur ja nicht, dass du aus dem Schneider
bist, bloß weil Cheryl Kinder hat. Ich werde hier sein und sehen, was einmal aus deinen Kindern werden wird.«
    Ich brach in Tränen aus. Es war nichts zu machen. Ich wollte nicht weinen; ich wollte stark sein. Doch ich tat es, mit abgewandtem Gesicht.
    Mom legte den Löffel ab und starrte mich schockiert an. »Kitty? Oh, hör auf damit. Dafür ist es zu früh.« Sie erhob sich und holte eine Packung Papiertaschentücher von der Arbeitsplatte.
    Ich hätte es ihr gleich damals, als es passiert war, erzählen sollen. Jetzt war es zu spät. Ich versuchte zu sprechen, doch meine Kehle war wie zugeschnürt. Die Worte wollten einfach nicht kommen. Ich griff mir eine ganze Handvoll Papiertücher und versuchte mich zusammenzureißen. Geduldig wartete Mom ab, wobei sie mir gegenüber auf der Kante ihres Stuhls saß, als müsste sie sich gewaltsam am Riemen reißen, um nicht herzukommen und mich in den Arm zu nehmen. Doch ich war nicht vier, und es ging hier nicht um ein aufgeschürftes Knie, also wartete sie. Schließlich brachte ich es heraus.
    »Das ist es nicht.« Jedenfalls noch nicht. »Ich habe eine Fehlgeburt gehabt.« Irgendwie musste ich es auf einmal loswerden, trotz der Schluchzer. Ich wünschte, ich könnte es sagen, ohne zu weinen. »Vor zwei Wochen. Ich wusste noch nicht einmal, dass ich schwanger war.«
    »Oh, Liebes, das tut mir leid.«
    »Ich wollte nichts sagen, weil wir uns alle Sorgen um dich machen. Du bist wichtiger gewesen.«
    »Du hättest etwas sagen sollen.«

    »Ich weiß. Aber - das ist noch nicht alles. Es ist die Lykanthropie, der Gestaltwandel - das wird jedes Mal zu einer Fehlgeburt führen. Ich kann überhaupt keine Kinder haben. Und ich hätte nicht gedacht, dass es mir etwas ausmachen würde, ich hätte nicht gedacht, dass es wichtig wäre, aber das stimmt nicht, es macht mir schon etwas aus …«
    Da kam sie zu mir und legte die Arme um mich. So verharrten wir lange Zeit und umarmten einander. Sie sagte immer wieder: »Ist schon okay. Es wird alles gut.« Und ich staunte, dass sie so etwas auch nur über die Lippen brachte angesichts all dessen, was uns zugestoßen war.
    So sehr ich vielleicht auch gern wieder vier gewesen wäre, damit meine Mutter sich um mich kümmern konnte, war das doch nicht möglich. Und ich konnte nicht den ganzen Abend so weitermachen. Meine Augen taten weh. Mein ganzes Gesicht schmerzte. Ich entzog mich ihr und griff mir noch ein paar Taschentücher.
    »Ich wollte bloß ein normales Leben«, sagte ich mit belegter Stimme. »Ich habe immer gedacht, ich würde ein ganz normales, durchschnittliches Leben haben.«
    Mit einem weisen, wissenden Lächeln schob Mom mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. »Niemand bekommt das. Man hält es für normal, und dann passiert so etwas. Man findet einen Knoten. Man wird draußen im Wald von etwas gebissen. Und man denkt: ›Wieso ich?‹ Aber das Universum sagt: ›Wieso nicht du?‹ Und ich vergesse auch nicht, wie wahnsinnig viel Glück wir gehabt haben. Ich bin seit fünfunddreißig Jahren mit meinem besten Freund verheiratet. Meine wunderschönen Mädchen
sind dabei, ihren Weg zu gehen. Die meisten Menschen haben es nicht so gut.«
    »Also musste etwas passieren und es kaputt machen. Willst du das damit sagen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist nicht kaputt. Ich habe großes Glück, so ein Leben zu haben. Und ich glaube, das Glück wird mir noch ein Weilchen hold sein. Mit so ein paar Knoten werde ich schon fertig. Und du - du hast schon so lange durchgehalten, Kitty. Du hast so viel durchgemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich von irgendetwas längere Zeit unterkriegen lässt. Wir schaffen das schon, wir alle schaffen das schon.«
    Es war ein Mantra aus reinem Glauben.
    Sie blieb beim Eis, und ich wechselte zu Kakao über. Ich wollte mich innerlich aufwärmen, und meine Kehle musste auftauen.
    Ich konnte nicht länger damit hinter dem Berg halten. Wenn ich an diesem Abend schon eine Enthüllung machte, konnte ich auch gleich alles offenbaren. Seitdem ich zu weinen aufgehört hatte, fühlte ich mich ein bisschen weniger fertig. Ich umklammerte meinen Becher und begann: »Mom, ich muss dich etwas fragen. Es wird dir vielleicht nicht gefallen,

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