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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hätte sie nicht zu sich geholt, wenn er ihnen nicht vertrauen konnte. Vielleicht gab es einen Spion von außen. Jemanden, der sich frei bewegen und Informationen sammeln konnte, ohne dass es auffiel. Mercedes Cook?
    Widerwillig begann ich, Pläne zu schmieden.
    Cormac sprach leise, was der Unterhaltung etwas von einem Geheimtreffen verlieh. »Du wirst verdeckt vorgehen müssen. Meide die Cops. Sie vermasseln nur alles.«
Da kannte Cormac sich bestens aus. Er hatte mich und fünf andere gerettet, indem er das Wesen erschoss, das uns bedroht hatte. Doch als alles vorüber war, sah die Polizei nur eine tote Frau und Cormac, der mit rauchendem Gewehr über ihr stand.
    Ich wand mich. »Die Polizei ist längst mit von der Partie. Erinnerst du dich noch an Detective Hardin?«
    »Mist.« Das hieß dann wohl so viel wie Ja.
    »Aber trotzdem …« Die Rädchen drehten sich. Ich musste überlegen, welche Vorteile ich besaß, und wie ich sie ausspielen konnte. »Sie will das Ganze als Bandenkrieg behandeln und ist genauso verbissen hinter diesen Typen her wie ich. Wenn ich sie für einen Teil der Dreckarbeit benutzen kann« - wie zum Beispiel Leute erschießen -, »dann bin ich aus dem Schneider.«
    »Das ist ein gewagtes Unternehmen.«
    »Ja.« Aber ich könnte es schaffen. Langsam dachte ich wirklich, dass es klappen könnte.
    »Hast du immer noch den Jeep?«, fragte Cormac. »Hat Ben ihn?«
    »Ja, er steht bei seiner Mom.«
    »Holt ihn. Macht die Motorhaube auf. Am Rand innen, links, befindet sich einer dieser magnetischen Behälter für Ersatzschlüssel. Der Schlüssel darin gehört zu einem Depot in einem Gebäude an der 287, südlich von Longmont. Ben weiß wo.«
    »Depot - wofür?«
    »Zeug, das ihr vielleicht brauchen könnt.«
    »Cormac …«
    »Ich würde selbst losziehen und in der Stadt aufräumen.
Aber das kann ich nicht, also möchte ich sicherstellen, dass ihr das nötige Werkzeug habt.«
    Cormac hatte sein eigenes persönliches Waffenarsenal in einem angemieteten Depot. Er schaffte es immer wieder, mich zu verblüffen.
    »Ben hat mich zu einem Schießstand mitgenommen und mir das Schießen beigebracht.«
    »Gut«, sagte er.
    »Ich möchte nicht ein Teil von dieser Art Leben sein«, sagte ich.
    »Manchmal hat man keine andere Wahl«, sagte er. »Wenn man der Einzige ist, der Widerstand leisten kann, bleibt einem nichts anderes übrig. Jedenfalls nicht, wenn man nachts ruhig schlafen möchte.«
    Ich spielte nicht mit dem Gedanken, dies zu tun, weil ich wollte oder weil ich glaubte, es würde Spaß machen. Ich tat es für Jenny, für Ben, für mich, um dafür zu sorgen, dass die Überlebenden in Sicherheit waren. Ich tat es für T. J. Er hätte genauso gehandelt.
    Cormac passte viel besser in eine Welt, in der Kriege geführt wurden.
    »Kannst du nachts schlafen, Cormac?«
    »Meistens. Wenn ich nicht gerade an dich denke.« Er schnitt eine Grimasse. »Das hätte ich nicht sagen sollen. Tut mir leid.«
    »Nein«, sagte ich leise. »Mir tut es leid.«
    Seine Stimme klang tief, als käme sie von einem dunklen Ort. »Manchmal frage ich mich, was wohl passiert wäre, wenn ich ihn erschossen hätte. Nachdem er gebissen worden war. Wenn ich ihn umgebracht hätte, wie er
es wollte. Und dann, was wenn ich zu dir gefahren wäre. Um dir zu erzählen, was vorgefallen war. Du wärst voller Mitleid gewesen. Du hättest mir gesagt, wie leid es dir täte, du hättest zu weinen angefangen. Ich hätte dich gehalten, und dann …«
    »Cormac, hör auf. Hör auf! Du wünschst dir nicht wirklich …« Ich konnte es noch nicht einmal aussprechen. Cormac und Ben waren wie Brüder, er konnte sich nicht Bens Tod wünschen.
    »Nein«, sagte er. »Bloß manchmal.«
    »Das ist psychotisch.«
    »›Soziopathisch‹ ist das, was der Gefängnispsychologe aufgeschrieben hat.«
    »Himmel, Cormac …«
    »Nein, egal. Es sind alles bloß Gedanken.« Er sah weg, verbarg seinen Gesichtsausdruck. »Ich glaube nicht, dass es geklappt hätte. Letztlich … würde es einfach nicht funktionieren.«
    Der kleine schelmische Teil meines Gehirns regte sich. Ich verengte die Augen zu Schlitzen und sagte: »Aber vielleicht hätte es Spaß gemacht, das herauszufinden.«
    »Ja«, erwiderte er mit einem Lächeln.
    Im Moment wenigstens, und vielleicht noch eine Zeit lang, war zwischen uns alles in Ordnung. Ich war auf der Suche nach Hilfe zu ihm gekommen, er hatte sie gewährt, wir hatten ein paar Geständnisse abgelegt und in der Zwischenzeit ein paar Witze

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