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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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gemacht. Ganz so, wie es sich für Freunde gehört.
    »Pass auf dich auf«, sagte er. »Pass auf Ben auf. Vergiss nicht, dass ihr Raubtiere jagt. Das ist etwas anderes als
Rehe und Kaninchen. Raubtiere reagieren wütend, nicht verängstigt. Das weißt du.«
    Dann war der Besuch vorbei. Der Wärter führte ihn ab, und ich floh aus dem Gefängnis.
    Wieder im Auto nahm ich den Interstate Highway und fuhr nach Norden, zurück nach Denver.
     
    Während der Fahrt rief ich gleich Detective Hardin an. Sie schuldete mir einen Gefallen, und wenn die Sache funktionierte, würde sie noch nicht einmal ahnen, dass sie sich revanchierte.
    »Ich bin’s«, sagte ich, als sie an den Apparat ging.
    »Bitte sagen Sie mir, dass Sie etwas für mich haben.«
    »Habe ich, aber es wird Ihnen nicht gefallen.« Oder auch nur glaubwürdig erscheinen. Allerdings hatte Hardin schon des Öfteren ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt, das Unglaubliche zu glauben.
    »Es gefällt mir fast nie«, sagte sie.
    »Mercedes Cook. Sie haben von ihr gehört, oder?«
    »Die Sängerin. Sie hatten sie vor etwa einer Woche in Ihrer Sendung, wo sie bekanntgegeben hat, ein Vampir zu sein.«
    »Sie steckt mittendrin. Sie ist nicht der Gebieter oder der Herausforderer, aber sie hat die beiden gegeneinander aufgehetzt. Vielleicht sollten Sie ihr nicht direkt gegenübertreten. Vampire können ein bisschen manipulativ sein.«
    »Das werde ich mir merken. Ist sie noch in der Stadt? Wissen Sie, wo sie wohnt?«
    »Sie wohnt im Brown Palace. Ich weiß nicht, ob sie
noch dort ist. Sie befindet sich mitten auf einer Konzerttournee, also sollte es recht einfach sein, sie zu finden, wo immer sie sein mag.«
    »Danke. Ich wusste, dass Sie es sich anders überlegen würden, wenn ich Ihnen einen Tag Bedenkzeit gäbe.«
    »Ja«, sagte ich. »Genauso ist es gewesen.«
     
    Es war Zeit zum Abendessen, als ich zu Bens Wohnung zurückkehrte. Ich hatte stundenlang nicht mehr auf die Uhr gesehen. Die gesamte Rückfahrt hatte ich damit verbracht nachzudenken. Pläne zu schmieden.
    Auf dem Parkplatz warteten keine Streifenwagen, das Haus war nicht von gelbem Absperrband abgeriegelt. Falls Carl und Arturo Schritte gegen uns unternommen hatten - beziehungsweise gegen Ben, nachdem ich ihn im Stich gelassen hatte -, war es nicht hier geschehen.
    Vielleicht, hoffte ich, hatten sie nicht gewusst, wo Ben zu finden war. Und wenn mir das Glück wirklich hold war, hatte Ben sich nicht auf die Suche nach ihnen begeben. Ich betrat das Haus, erwartete beinahe, dass die Wohnung demoliert war, dass es Zeichen eines heftigen Kampfes gab, und dass Ben tot, in Stücke gerissen, überall im Wohnzimmer verteilt lag. Hätte ich das vorge - funden, hätte ich mir die Waffe mit den Silberkugeln geschnappt und persönlich Jagd auf Carl gemacht. Es wäre egal gewesen, ob Meg und das übrige Rudel mich anschließend abschlachteten, solange es mir gelang, ihn vorher zu erschießen. Ich machte mich darauf gefasst, was ich tun müsste, falls ich Ben tot fand.

    Doch in der Wohnung war alles in bester Ordnung. Ben saß am Esszimmertisch und verspeiste eine Art Take-away-Mahlzeit direkt aus dem Karton. Mein Anblick schien ihn nicht sonderlich zu überraschen.
    Ja, er warf sogar einen Blick auf seine Uhr. Humorlos sagte er: »Schon zurück? Es sind noch nicht einmal zwölf Stunden gewesen. Ich habe damit gerechnet, dass es mindestens vierundzwanzig Stunden dauern würde, bis dir wieder ein Rückgrat wächst.«
    Ben ging es prima. Warum hatte ich mir überhaupt Sorgen gemacht? Doch neben ihm lag eine halbautomatische Pistole auf dem Tisch.
    Ich sah nicht hin, sagte kein Wort. Blieb noch nicht einmal stehen. Diese ganze Scheiße konnte ich im Moment wirklich nicht gebrauchen.
    Auf schnellstem Wege ging ich ins Schlafzimmer und suchte nach der Jeans, die ich bei meinem letzten Treffen mit Rick getragen hatte; als er mir die Telefonnummer gegeben hatte, die ich mir in die Hosentasche gestopft hatte. Mit etwas Glück war die Hose noch nicht gewaschen worden.
    Es stellte sich heraus, dass ich die Jeans in den Seesack gesteckt hatte, den ich auf meine vorübergehende Flucht mitgenommen hatte. Das hätte ich als Erstes tun sollen, gleich nach Hardins Besuch, bevor ich die Stadt verlassen hatte. Wahrscheinlich war Rick tot, aber ich musste es versuchen. Vielleicht war er davongekommen.
    Es dämmerte; die Sonne war untergegangen. Ich wählte die Nummer, und das Telefon läutete und läutete. In mir wuchs die Gewissheit, dass

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