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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sie«, sagte ich. »T. J. ist der Einzige gewesen.«
    »Ich habe T. J. gemocht.« Er zuckte leicht mit den Schultern und lächelte traurig. »Alle haben T.J. gemocht. Er war der Beste von uns. Nachdem er … du weißt schon. Es schien ziemlich sinnlos, Carl die Stirn zu bieten.«
    Es musste einen Weg geben, die Angelegenheit mit Gehirn anstatt Muskeln zu bewältigen. Schließlich hatte ich es nicht dank meiner eher bescheidenen Kraft so weit gebracht.
    Ich sah Shaun an - und versuchte dann, in ihn hineinzublicken. Betrachtete ihn, als könnte ich alles sehen: seine Gedanken, seine Seele, seine Ängste. Das Starren eines Wolfes. »Wenn ich dich brauchen sollte, wenn ich dich rufe - wirst du dann kommen? Wenn ich einen Plan aushecke, wirst du auf meiner Seite sein?«
    Seine Unschlüssigkeit war offensichtlich. Er scharrte mit den Füßen, blickte nach oben und wand sich, blinzelte in das Licht einer Straßenlaterne. Wollte nicht antworten. Sah mich nicht an. Ich wollte ihn nicht drängen - denn ich verlangte viel von ihm: zu desertieren, möglicherweise sein Leben aufs Spiel zu setzen. Doch ich hatte keine Zeit zu warten.
    »Shaun?« Meine Stimme klang gereizt. Ich musste es auch so meinen. Ich musste klingen, als wüsste ich, was ich tat.
    Er holte tief Luft und sah mich dann an. »Wenn es ein guter Plan ist«, sagte er. »Ja.«

    Ich fühlte mich ein klein wenig stärker.
    »Danke«, sagte ich. »Ich gebe dir Bescheid, sobald es so weit ist.«
    Ich ging fort, ohne mich noch einmal umzublicken. Ihm den Rücken zuzukehren war ein Vertrauensbeweis und ein Zeichen von Macht. Das Zeichen der Wölfin.
    Nun zu meinem Plan …
     
    Als Ben und ich zu unserem Treffen mit Rick fuhren, rief Hardin zurück. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie schon so bald etwas vorzuweisen hätte. Doch sie machte meine Hoffnung auf Fortschritte schnell zunichte.
    »Cook hat am Montag aus dem Hotel ausgecheckt«, sagte sie. »Nach allem, was man hört, hat sie die Stadt verlassen.«
    Einerseits war ich erleichtert. Auf diese Weise war sie nicht mehr in der Gegend und konnte die Lage nicht noch weiter verschlimmern. Andererseits konnten wir nichts mehr von ihr in Erfahrung bringen.
    Hardin fuhr fort: »Eines ist jedoch komisch. All ihre Konzerte diese Woche sind verschoben worden.«
    »Dann könnte sie also sonstwo sein.«
    »Ich lasse jemanden die Bänder von den Überwachungskameras in dem Hotel von letzter Woche durchsehen. Vielleicht können wir ein paar ihrer Komplizen ausfindig machen. Sehen, ob etwas sie mit dem Lagerhaus oder diesem Vampirgebieter in Verbindung bringt.«
    Es schien reichlich wenig zu sein, doch beklagen würde ich mich gewiss nicht. »Danke, Detective.«
    »Eine Sache ist mir allerdings ein Rätsel«, sagte sie. Ich
machte mich auf eine schwierige Frage gefasst, bis mir klarwurde, dass in ihrer Stimme ein Lachen mitschwang. »Erweise ich Ihnen mit all dem einen Gefallen oder Sie mir?«
    »Vielleicht sagen wir einfach, dass wir hiermit quitt sind«, erwiderte ich.
    Sie legte auf.
     
    Rick hatte die bestimmt schäbigste Spelunke an der ganzen East Colfax ausgewählt. Als ich Ben die Adresse nannte, konnte er es zuerst gar nicht glauben.
    »Dorthin gehst du nicht«, sagte er.
    »Woher kennst du die Bar überhaupt?«
    »Wenn ich dir sagte, wie viele Fälle tätlicher Angriffe dort vorkommen, würdest du in Ohnmacht fallen.«
    »Und wie viele davon hast du verteidigt?«
    »Genug um zu wissen, dass wir dort nichts verloren haben.« Ben mochte sich zwar in moralischen und sozialen Belangen ein paar Stufen über Cormac befinden, doch damit war er immer noch ein paar Stufen unter dem Durchschnitt. Viele Stufen unter dem Durchschnitt.
    »Rick wird sich um uns kümmern.«
    »So wie er sich um den Rest seiner Leute gekümmert hat?«
    »Du musst nicht mitkommen, wenn du so denkst.«
    »Du gehst auf keinen Fall allein dorthin.«
    Seine Heftigkeit ließ mir selbst mitten während unseres Streites warm ums Herz werden. Er mag mich … Es fühlte sich an, als dauere das boshafte Gezänke nun schon tagelang an. Wir waren dabei, die wunden Punkte des anderen
zu entdecken, und wir beide gehörten zu den Leuten, die dann auch einfach nicht aufhören konnten.
    Die Bar befand sich in einem alten Backsteingebäude inmitten einer Schaufensterfront. Wenn man nicht wusste, dass sie dort war, gehörte man auch nicht dorthin. Die Art Laden war das. Ich hatte das Gefühl, in einen Gangsterfilm geraten zu sein, und das tröstete mich nicht im

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