Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
Geringsten. Die Fenster waren vergittert. Selbst an der Eingangstür befanden sich Gitterstäbe an der Wetterschutztür. Ein unkrautüberwuchertes Grundstück nebenan diente als Parkplatz, der mit einer Mischung aus alten Karren und funkelnden neuen Pick-ups vollgestellt war. Auf dem Bürgersteig vor der Bar standen ein paar Harleys. Von Ricks BMW keine Spur. Doch Rick war zu clever, um mit dem Auto herzukommen. Oder vielleicht war es schon gestohlen worden.
Niemals hätte ich gedacht, Rick in einer solchen Umgebung anzutreffen. Es war nicht die Art Ort, an der ich irgendeinen Vampir erwartete. Gewöhnlich bevorzugten sie etwas Kultiviertes, Elegantes. Sie verbrachten nicht Jahrhunderte damit, ihren Charme zu üben und Macht anzuhäufen, um sich dann an solchen Orten herumzutreiben.
Ben bestand darauf, als Erster hineinzugehen. Er zog mich hinter sich her, während er das Innere musterte. Meine Augen gewöhnten sich nur allmählich an die Düsterheit, wohingegen meine Nase auf der Stelle funktionierte. Der Laden stank. Alkohol, vor allem abgestan - denes Bier. Arbeiterschweiß. Tabak und härtere Drogen. Vielleicht Crystal, nicht weil ich es erkannt hätte, sondern
weil es sich um einen Geruch handelte, den ich nicht wiedererkannte. Und Methamphetamin war mal etwas, dem ich bisher noch nicht über den Weg gelaufen war. Und mehr noch: Das Erbrochene war zwar wohl vom Boden weggekratzt worden, aber der Geruch war immer noch vorhanden. Ich ging nicht davon aus, dass Hygienekontrolleure der Gesundheitsbehörde sich allzu oft hierher wagten. Also versuchte ich, durch den Mund zu atmen.
In einem laut aufgedrehten Fernseher links über der Bar lief ein Baseballspiel. Wackelige Tische und Stühle füllten den Rest des winzigen Raumes. Der Boden bestand aus Beton. Die meisten Tische waren besetzt, und an der Bar saß eine Reihe Leute, die sich unterhielten, lachten, fernsahen und sich einige Krüge voll Bier teilten. Eine weitere Gruppe spielte hinten Darts. Der Barkeeper warf einen verstohlenen Blick auf das Spiel, während er den Tresen abwischte. Vielleicht war der Laden gar nicht so übel, selbst wenn er wie eine miese Spelunke wirkte. Selbst Gangster mussten sich manchmal entspannen.
Eine der über den Tresen gebeugten Gestalten war ein völlig veränderter Rick. Der Rick, den ich kannte, hätte nicht hierher gepasst. Er hätte feindselige Blicke von allen Anwesenden geerntet, und wahrscheinlich wäre er auf dem Weg nach draußen ausgeraubt worden. Doch Rick wusste das, weil er clever war.
Der Rick hier hatte sich seit zwei Tagen nicht die Haare gewaschen, und sie hingen schlaff und etwas fettig herunter. Er trug ein abgenutztes Flanellhemd über einem einfachen schwarzen T-Shirt, ausgefranste Jeans und Arbeiterstiefel.
Insgesamt sah er aus wie jemand, der den ganzen Tag an einer unwirtlichen Baustelle geschuftet hatte; die Art von Baustelle, bei der die Arbeiter unter der Hand bezahlt wurden. Lustlos sah er sich das Spiel an und hielt ein Glas Bier mit beiden Händen umfasst.
Wenn mir nicht die Witterung der untoten Kälte eines Vampirs in die Nase gestiegen wäre, hätte ich ihn niemals bemerkt.
Ich ging auf ihn zu, und Ben folgte mir auf dem Fuß - sicherte mir den Rücken. Er befand sich so nahe, dass ich ihm den Ellbogen in die Rippen rammen konnte, sobald er eine abfällige Bemerkung von sich gab. Rick warf einen Blick über die Schulter, als ich ihn erreichte.
»Siehst du«, sagte er. »Ich wusste, wenn du dich hier mit mir triffst, muss es dir ernst sein.«
»Du bist ein Bastard, sie hierher zu holen«, sagte Ben.
Rick schenkte mir ein schiefes Lächeln. »Ich glaube, er mag dich.«
Das war unmöglich. Die beiden waren unmöglich! »Wollen wir uns unterhalten oder einander nur angiften?«
»Da ist ein Tisch.« Rick nickte und machte Anstalten, aufzustehen.
»Ach, da du das nicht brauchen wirst, nehme ich es.« Ich griff nach seinem Bier. Rick widersprach nicht, und Ben verdrehte die Augen.
An dem Tisch saß bereits ein großer blonder Mann, stämmig und mit finsterer Miene. Sowohl seine Haare als auch seine Haut sahen von der Sonne ausgedörrt aus. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand und hatte den gesamten Raum im Auge. Erst als Rick neben ihm stand,
blickte der Mann auf und lächelte. Es war ein hartes, kaltes Lächeln. Wahrscheinlich konnte er gar nicht anders lächeln.
»Ich glaube, du bist Dack bereits begegnet«, sagte Rick.
Er hatte tatsächlich denselben Geruch wie das Wesen in dem
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