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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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geraten waren. Ben hatte ihr noch nicht erzählt, dass er sich mit Lykanthropie infiziert hatte, dass er zu einem Feind der Familie geworden war. Ich war mir außerdem nicht sicher, ob sie wusste, dass wir zusammengezogen waren. Vielleicht war das ganz gut so.
    Der Schlüssel befand sich genau an der Stelle, die Cormac beschrieben hatte, und Ben kannte das Depot, zu dem er gehörte. Cormac hatte einen kleinen Lagerraum von der Größe eines begehbaren Schrankes angemietet. Irgendwie war das beruhigend. Ich hatte schon befürchtet,
Cormac bräuchte ein ganzes Lagerhaus, um sein Waffenarsenal unterzubringen.
    »Ja, das wird auf jeden Fall nützlich sein«, sagte Ben, nachdem er in den Raum getreten war und das Licht angeknipst hatte. »Ich glaube, manches hier stammt noch von meinem Dad. Cormac hat das Zeug von der Ranch geschafft, als es so aussah, als würde das FBI ihn einkassieren.«
    Bens Vater - Cormacs Onkel - war in den Neunzigerjahren in einer Bürgerwehr aktiv gewesen. Jetzt saß er wegen illegalen Waffenbesitzes und der Verabredung zur Verübung einer Straftat im Gefängnis. Ben hatte seit beinahe zehn Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen.
    Der Großteil des geheimen Vorrats war geordnet und säuberlich auf Regalen gestapelt: Gewehrkästen unten, andere Schachteln und Metallkästen weiter oben, Patronenschachteln - und ich musste nicht extra nachsehen, um zu wissen, dass ein Großteil der Munition aus Silber bestand. Hinten lehnten längere Waffen: Wurfspieße, Speere - selbst manche dieser Spitzen glänzten silbern. Auf einem anderen Regal lagen Armbrüste in verschiedenen Formen und Stärken. Mit diesem Zeug konnte Cormac alles umbringen, auf beinahe jede beliebige Art und Weise. Er musste diese Sammlung über Jahre zusammengetragen haben. Oder vielleicht hatte er sie geerbt. Das Holz an manchen Waffen wirkte gut poliert und roch alt.
    Ben brachte eine leere Kiste aus dem Auto und fing an, Dinge hineinzupacken. Er öffnete Kästen, wählte einzelne Waffen aus oder verwarf sie aufgrund von Kriterien, die
ich nicht zu benennen vermochte. Dann packte er etliche Munitionsschachteln zusammen und bedeckte zwei Armbrüste mit einer Abdeckplane, bevor er sie ans Tageslicht brachte und in den Kofferraum lud.
    »Jetzt gibt es kein Zurück mehr«, sagte ich leise.
    »Hm?«
    »Wird das hier funktionieren? Was wenn alle wegen mir ums Leben kommen?«
    »Hast du es dir anders überlegt?«
    Ben drückte mir tröstend den Arm. Ich war zu erschro - cken, um die Berührung zu erwidern.
    Es war meine Idee gewesen, als Nächstes zu dem Schießstand zu fahren und noch ein wenig zu üben. Mir schwante, dass ich so viel wie möglich trainieren musste und selbst das noch nicht ausreichen würde. Wir schossen eine Stunde lang und verbrauchten etliche Schachteln einfacher Munition.
    Ich begann zu begreifen, was so faszinierend am Schießen war. Vor allem war es der Lärm. Selbst mit den Ohrschützern war jeder Schuss wie eine Explosion in meinem Kopf. Das Geräusch wanderte durch meine Knochen. Es rüttelte alles durch: die Sorgen, die Ängste, die Befürchtungen. Da war nur noch der Lärm und die durchlöcherte Zielscheibe in fünfundzwanzig Metern Entfernung. Ich wurde immer besser. Jetzt trafen sämtliche Schüsse das Papier. Die meisten das Zentrum der schwarzen Zielmarkierung.
    Ben und ich wechselten kein einziges Wort.
    Wieder im Wagen zog Ben sich Handschuhe an und lud das Magazin mit Silberkugeln.

    »Woher bekommt Cormac die?«, fragte ich. »Gibt es so eine Art Versandhauskatalog? Eine Website?«
    »Es gibt da einen Typen in Laramie, der sie herstellt«, sagte Ben. »Das macht er schon seit Jahren.«
    »Besorgt sie sich jeder von dem Kerl?«
    »Nein. Andere Leute stellen sie auch her. Da draußen gibt es eine ganze Community - Cormac ist nicht der Einzige, der tut, was er tut.«
    Eigentlich hätte ich das wissen sollen, aber es war dennoch ein ernüchternder Gedanke. Ein Licht in diese Schattenwelt zu halten, erhellte im Grunde nichts. Es schuf nur neue Schatten. Dunklere Schatten. Nach all der Zeit, dem ganzen Weg, den ich zurückgelegt hatte, hatte ich noch immer keine Ahnung.
    »Community, wie? Gibt es einen Verband? Versammlungen?«
    Er lächelte nur.
    Ich nahm eine Silberkugel aus der Schachtel und hielt sie in meiner bloßen Hand. Sofort fing es zu jucken an, und es bildete sich ein Ausschlag, fleckig und rot. Ich behielt die Patrone in meiner Hand und ließ mich davon verbrennen.
    »Was machst du da?«, fragte

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