Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
Gefolgsleuten diese Sicherheit nicht
mehr gewährleisten kann - dann geht das System zugrunde.«
»Und du behauptest, Denvers alter Gebieter war nicht mehr in der Lage, seinen Gefolgsleuten diesen Schutz zu garantieren.«
»Ja, genau.«
»Schalten wir jetzt die Leitungen für Anrufe frei und sehen wir mal, welche anderen Geheimnisse wir Ricardo noch entlocken können. Hallo Amanda, du bist live auf Sendung.«
»Hi Kitty, danke, dass du meinen Anruf entgegengenommen hast!«
»Kein Problem.«
»Und Ricardo, o mein Gott, das ist ja so eine Ehre!« Ich hatte Rick vor der Heldenverehrung gewarnt. Selbst nach all den Anrufen verblüffte es mich immer noch ein wenig.
»Wie lautet deine Frage, Amanda?«, erkundigte ich mich.
»Ricardo - siehst du, na ja, toll aus?«
Rick blinzelte und sah mich mit hilfesuchender Miene an. Ich grinste bloß. Hier war ich die Gebieterin und besaß die absolute Macht. Ich wollte sehen, wie er ins Schwitzen geriet. Schwitzten Vampire eigentlich? Warum fragte das nie jemand?
»Könntest du die Frage etwas näher erläutern?«, fragte Rick sehr diplomatisch. Ich applaudierte ihm insgeheim.
»Ich habe diese ganzen Filme gesehen, und die Vampire darin, die sehen einfach klasse aus. Also habe ich mich bloß gefragt, ob es im richtigen Leben auch so ist. Sehen alle Vampirgebieter unwiderstehlich gut aus?«
Endlich lächelte Rick. Vielleicht war er sogar ein wenig errötet. »Ich fürchte, ich bin nicht qualifiziert, ähm, einen Kommentar bezüglich meines Aussehens abzugeben. Kitty - möchtest du dazu etwas sagen?«
»Er ist nicht übel. Ein bisschen der Typ groß-dunkelattraktiv.«
»Danke. Zu freundlich«, sagte er voller Sarkasmus.
»Vergiss nur nicht, Amanda, was Vampire wirklich wollen, ist dein Blut, und viele von ihnen holen es sich, indem sie so attraktiv wie möglich aussehen. Attraktivität verwenden sie als Köder. Sie sind wie diese Tiefseefische mit den Tentakellichtern.«
Rick zog eine Augenbraue empor und formte mit den Lippen das Wort »Tentakellichter«.
»Wie dem auch sei, machen wir weiter, der nächste Anruf bitte …«
Und so lief es. Statt an den Plan zu denken, musste ich mich auf die Show konzentrieren. Ich wollte, dass jede Sendung so gut wie nur irgend möglich wurde, und Rick zu Gast zu haben, war etwas, das ich mir von Anfang an gewünscht hatte. Diesen Teil genoss ich von ganzem Herzen.
Nach der ersten Stunde begann ich mir Sorgen zu machen, da ich zu dem Zeitpunkt längst mit einer Reaktion gerechnet hatte. Mein Handy lag bereit. Dack überwachte das Haus meiner Eltern, Ben das Krankenhauszimmer meiner Mom, und Charlie und Violet behielten Cheryls Haus im Auge. Sie waren instruiert, 911 anzurufen, falls sich irgendetwas zusammenbrauen sollte. Hierbei handelte es sich um einen Notfall, oder etwa nicht? Ich ging
davon aus, dass ein paar heulende Sirenen die Bösewichte zumindestens dazu veranlassen würden, eine Pause einzulegen. Mehr brauchten wir nicht - eine Pause, in der wir den Ort evakuieren konnten.
Mein Handy blieb ruhig. Was geschah außerhalb des Studios? Wagte ich nachzufragen?
Dann passierte es. Die erste Hornisse verließ das Nest, mit ausgefahrenem Stachel.
Matt schaltete sich über mein Headset ein. »Kitty, da ist jemand auf Leitung drei.«
Das war die Privatleitung, falls jemand durch das restliche Telefongeplapper kommen und mit mir reden musste. Bloß ein paar Leute hatten die Nummer. Doch ich konnte mir ganz gut vorstellen, wer jetzt am Apparat war.
Ich drückte auf die Taste. »Hallo«, sagte ich vorsichtig. »Katherine, ich weiß nicht, was du da deiner Meinung nach tust, aber du wirst dafür bezahlen. Verstehst du mich? Ich hätte dich in Ruhe gelassen, aber du hast dich für eine Seite entschieden, und jetzt …«
Bingo! Köder geschluckt. Jetzt war es an der Zeit für den Haken. Ich schaltete die Telefonleitung auf live. »Hallo, Arturo! Danke für deinen Anruf. Du bist live auf Sendung hier in der Midnight Hour .«
»O nein«, sagte er. »Das wirst du nicht tun. Ich werde da nicht mitmischen.« Sein Zorn ließ seinen Akzent stärker hervortreten. Er verlor einen Teil seines aristokratischen Schliffes, sodass ich mich fragte: Was war Arturo gewesen, bevor er zum Vampir geworden war?
»Ich habe hier Ricardo«, sagte ich. »Möchtest du dich mit ihm unterhalten?«
»Rick«, sagte Arturo düster, »bringen wird dir das hier nichts, das weißt du.«
»Nimm es als Eröffnungssalve«, sagte Rick.
Ich setzte mich zurück, um
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