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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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du zum Vampirgebieter von Denver geworden?«

    »Raffinesse«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Manchmal reicht es schon, aufzutreten und zu sagen: ›Hier bin ich.‹«
    O mein Gott, ich liebte es! »Geht das immer so über die Bühne?«
    »Normalerweise läuft es ziemlich gewalttätig ab. Vampire sind auf ihr Revier bedacht. Einem anderen Vampir den Machtbereich streitig zu machen, ist nichts, was man einfach so leichtfertig tun sollte. Aber ich bin der festen Meinung, dass es diesem Revier in meinen Händen besser geht als in denen meines Vorgängers.«
    Das klang nach einer politischen Kampagne, was es wohl auch ganz genau beschrieb. Mit dem Unterschied, dass die Praktiken viel tückischer zu werden drohten.
    »Besser? Inwiefern?«
    »Sicherer.«
    »Für Vampire …«
    »Für alle.«
    »Moment mal, ich mag ja nicht viel wissen, aber ich weiß, dass Vampire unter sich bleiben. Die meisten werten Einwohner von Denver haben es noch nie mit einem Vampir zu tun bekommen und würden einen nicht erkennen, wenn sie ihm über den Weg liefen. Wie schafft es ein Vampirgebieter, die Stadt für alle sicher zu machen?« Ich kannte die Antwort; das hier war im Interesse meiner Zuhörer.
    »Wenn ein Vampirgebieter seine Gefolgsleute, die restlichen Vampire der Stadt, nicht in der Gewalt hat, dann ist keiner vor ihnen sicher. Sie gehen wahllos und unkontrolliert auf die Jagd. Sie töten. Den meisten Leuten fallen
Vampire nicht auf, weil sie im Zaum gehalten werden. Sie töten nicht, um an Blut zu gelangen. Sobald diese Kontrolle einmal fort ist …« Er ließ den Satz unheilvoll offen. »Mit Werwölfen verhält es sich genauso, das weißt du.«
    Das System - Alphas an der Spitze ihres Rudels, Gebieter, die die Vampire kontrollierten - bestand seit Jahrhunderten. Die meisten von uns wussten, dass sie im Verborgenen bleiben mussten, um zu überleben, um nicht das Szenario des zusammengerotteten Pöbels mit Fackeln und Mistgabeln heraufzubeschwören. Gelegentlich gab es unter uns jedoch Vagabunden, denen der gesunde Menschenverstand abging. Wir mussten uns selbst überwachen. Das System war archaisch, entstanden zu Zeiten der Monarchen und Königreiche. Das merkte man, selbst bei jemandem wie Rick, der relativ nüchtern war.
    »Ich weiß, und vielleicht kommen wir später in der Sendung noch einmal darauf zurück. Aber hier ist eine Frage: Glaubst du, dass das System vielleicht veraltet ist?« Das traf ihn unvorbereitet. Er sah mich mit zu Schlitzen verengten Augen an. Ich sagte: »Ich erwarte nicht, dass du mir dein Alter verrätst - bisher ist es mir noch nie gelungen, einen Vampir dazu zu bringen, sein Alter zu offenbaren -, aber sag mir Folgendes: Bist du in einem Land mit einem König zur Welt gekommen? Einem absoluten Monarchen, zu einer Zeit, als das tatsächlich noch mehr bedeutete, als bloß von Paparazzi gejagt zu werden?«
    Vorsichtig sagte er: »Ja.«
    Ich schloss ein paar Lücken. Er war in Europa geboren worden, vor mindestens zweihundert Jahren. Angesichts eines Namens wie Ricardo bedeutete das wahrscheinlich
Spanien. Es blieben noch viele Löcher übrig, beispielsweise wann er zum Vampir geworden, wann er nach Amerika gekommen und - die ewige Frage - wie alt er wirklich war.
    »Braucht Denver dann überhaupt einen Gebieter, oder glaubst du, dass das System veraltet ist?« Ich wollte es ehrlich wissen und hatte keine Ahnung, was er sagen würde.
    »Ich dachte, du solltest mich gut dastehen lassen.«
    »Stattdessen habe ich mich für knallharte Philosophie entschieden.«
    Er wurde mit meinen Kommentaren gut fertig, mit konzentriertem Blick und ohne eine Sekunde zu zögern. »Die Frage haben wir wohl schon beantwortet. Du hast ein paar der betreffenden Vampire kennengelernt, und ich glaube nicht, dass du wirklich willst, dass sie ungezügelt ihr Unwesen in der Stadt treiben.«
    Von meinem Standpunkt aus war es schwer, einen Unterschied zu erkennen. Sie wirkten alle arrogant und selbstsüchtig. Alle gaben einem zu verstehen, dass sie einen besitzen konnten, wenn sie wollten, wenn sie niemanden wie Arturo hätten, der sie zurückhielt.
    »Da hast du Recht«, sagte ich.
    Rick fuhr fort. »Das System ist nicht absolut. Der Gebieter ist kein absoluter Monarch. Die Beziehung funktioniert in beide Richtungen - sie basiert auf einem uralten Feudalsystem, das den meisten Leute heutzutage fremd ist. Vampire unterstellen sich der Macht eines Gebieters. Im Gegenzug schuldet der Gebieter ihnen Schutz. Und wenn er seinen

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