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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sind und zusammen auf die Jagd gehen. Kaninchen statt Reh, aber Blut ist letztlich Blut.

Zwei
    Es ging mir dreckig.
    Nach einer Vollmondnacht fühlte ich mich nie gut, aber das war wie ein Kater nach einer Party. Man litt und beklagte sich nicht, weil man seinen Spaß gehabt hatte und dies eben der Preis war. Genauer gesagt hatte die Wölfin ihren Spaß gehabt und überließ es mir, die Folgen auszubaden.
    Doch im Moment ging es mir wirklich nicht gut. Ich fühlte mich krank, was eigenartig war, weil ich nicht mehr krank gewesen war, seitdem ich zum Werwolf geworden war. Das Gleiche, was mich zum Werwolf machte, machte mich auch immun. Beinahe unzerstörbar. Ich rollte mich auf der Seite zusammen, hielt mir den Bauch, in dem ich Krämpfe spürte. Nein, es war nicht der Bauch, es war weiter unten. Tiefer. Wie Menstruationskrämpfe, aber so schlimm hatte ich sie noch nie gehabt. Es fühlte sich an, als würde mein Inneres sich selbst zermahlen.
    »Was ist los?« Ben bewegte sich hinter mir, wo er an mich geschmiegt geschlafen hatte. Er stützte sich auf einen Ellbogen und küsste mich auf die Schulter.
    Ich musste ein Keuchen oder etwas in der Art ausgestoßen haben. »Mir geht’s nicht gut.«
    »Was ist los?«

    »Ich weiß es nicht. Krämpfe oder so was.«
    »Sind die immer so schlimm?«
    »Ben, wir leben nun schon seit fünf Monaten zusammen. Du solltest die Antwort kennen.« Er starrte mich verärgert an, fand es nicht witzig. Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nie.«
    »Was könnte es sonst sein?« Mittlerweile hatte er sich aufgesetzt, die Hand auf meinem Arm, und sah mich mit gerunzelter Stirn besorgt an.
    »Ich weiß es nicht.« Das wurde von einem unverkennbaren Winseln begleitet.
    »Solltest du vielleicht ins Krankenhaus?«
    »Ich muss nie ins Krankenhaus.«
    »Kitty, was, wenn das hier etwas Ernstes ist? Schon seit Wochen bist du müde, und dir geht es nicht gut.«
    »Es sind bloß Krämpfe. Was soll es denn sonst sein?«
    »Ich habe keine Ahnung, was es noch sein könnte - Krebs? Hast du versehentlich letzte Nacht ein Fleischermesser verschluckt? Ich weiß es nicht.«
    »Werwölfe bekommen keinen Krebs.«
    »Kitty.« Er ließ den Kopf sinken. »Egal, tu, was du für richtig hältst.«
    »Deiner Meinung nach sollte ich zum Arzt gehen.«
    »Kannst du dich im Moment auch nur aufrecht hinsetzen?«
    Es kam mir gar nicht in den Sinn, mich aufzusetzen, so stark waren die Schmerzen. Vielleicht hatte er also Recht.
    »Ich habe keine Krankenversicherung. Werwölfe brauchen so was nicht.« Ich streckte die Hand nach ihm aus. Ben ergriff sie, hielt sie fest. Er schenkte mir diesen entnervten
Blick, den ich immer von ihm erntete, wenn ich stur war.
    »Eine Untersuchung wird das Konto nicht sprengen.«
    »Aber was ist, wenn wirklich etwas nicht stimmt?«
    »Du hast es doch selbst gesagt: Werwölfe werden nicht krank.«
    »Dann muss ich auch nicht zum Arzt.«
    Wir starrten einander wütend an. Er wandte den Blick zuerst ab - fügte sich derjenigen mit mehr Erfahrung. Ein unterwürfiger Wolf. Er grub meine Kleidung aus dem Loch, in dem wir sie verstaut hatten, und warf sie mir zu.
    »Brechen wir auf und schauen mal, wie es dir geht.«
    »Ben?«
    »Hm?«
    Ich hielt ihn am Arm, zog daran und holte ihn nah an mich heran. Küsste ihn und war glücklich, als er lächelte. »Gehen wir.«
     
    Daheim erwiderte ich den wöchentlichen Anruf meiner Mutter. Sie rief jeden Sonntag an, mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks. Zwar hatte sie gewusst, dass ich bei Vollmond unterwegs war, doch sie hatte trotzdem eine Nachricht hinterlassen. »Ruf mich zurück, sobald du kannst, lass mich wissen, dass alles in Ordnung ist.« Auf ihre eigene Art versuchte sie eine Stütze zu sein. Sie hatte sich eingeredet, mein Werwolfdasein sei wie der Eintritt in einen Verein, der einer ein wenig gefährlichen und aufregenden Tätigkeit frönte, etwa Felsklettern.
    »Hi Mom.«

    »Hi Kitty. Wie war dein Wochenende?«
    Ach, ich habe mich in einen Wolf verwandelt, etwas getötet, bin nackt mitten im Wald aufgewacht, nach Hause gefahren und habe mir die Zähne ein halbes Dutzend Mal geputzt, um den Blutgeschmack aus dem Mund zu bekommen. »Ganz okay. In letzter Zeit geht es mir nicht sonderlich gut. Irgendetwas stresst mich wohl.«
    »Hast du eine Ahnung, was es sein könnte?«
    »Vielleicht die Veröffentlichung des Buches. Ich mache mir Sorgen, wie es laufen wird.«
    »Natürlich wird es laufen - ich habe es gelesen, es ist ein wirklich gutes Buch. Die

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