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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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würde sie lächeln. Sie sah rasch auf meine Hände, die den Stoff meiner Jeans kneteten. Dann erwiderte sie meinen Blick.
    »Kitty, haben Sie gewusst, dass Sie schwanger waren?«
    Ich erstarrte mit offenem Mund. Damit hatte ich nicht gerechnet. Rückblickend hätte ich das wohl tun sollen. Sämtliche Anzeichen waren da: die Erschöpfung, die Übelkeit, mit denen es anfing, wie alle sagten. Doch anscheinend betraf das mich nicht. Aus irgendeinem Grund gelang es mir nicht, die Frage zu begreifen. Die Ärztin wartete geduldig, doch mein Mund war zu trocken zum Sprechen. Ich musste zweimal schlucken.
    »Nein. Ich meine - nein. War? Dass ich schwanger war ?«
    »Sie hatten eine Fehlgeburt. Es tut mir sehr leid.«

    »Oh«, war das Einzige, was ich hervorbrachte.
    Sie fuhr mit der Diagnose fort. »Alles in Ordnung. Es wird Ihnen gutgehen, das möchte ich gleich einmal vorweg sagen. Es überrascht mich nicht, dass Sie es nicht gewusst haben, denn Ihrem Hormonspiegel zufolge sind Sie erst in der dritten oder vierten Woche gewesen. Sie werden noch ein paar Tage an Krämpfen leiden; dagegen kann ich Ihnen etwas verschreiben. So etwas kommt recht häufig vor …« Und so weiter. Ich wünschte, Ben wäre hier. Ich wünschte wirklich, Ben wäre hier und könnte mir die Hand halten.
    »Ich rate Ihnen, mehrere Monate zu warten, bevor Sie es wieder versuchen.«
    »Ich hatte es gar nicht versucht«, entfuhr es mir.
    Sie spitzte die Lippen. »Dann rate ich Ihnen, in den nächsten Monaten bei der Verhütung ganz besonders aufzupassen.«
    Verhütung, ha! Am Morgen nach Vollmond, wenn die Wölfin sich immer noch so nah an der Oberfläche befand, mich erfüllte, während ich mit Ben zusammengerollt dalag, stand Verhütung nicht gerade ganz oben auf meiner Prioritätenliste. Ja, genau da war es wahrscheinlich passiert - beim letzten Vollmond. Es war mir peinlich zugeben zu müssen, dass ich nicht gut genug über meinen eigenen Zyklus, mein eigenes Inventar und den ganzen Prozess Bescheid wusste, um mit Sicherheit sagen zu können, ob es zu dem Zeitpunkt hätte passieren können.
    »Doktor, Sie haben meine Akte gesehen. Mein …« Hm, wie sollte ich es bezeichnen? »Mein besonderer Zustand. Welchen Einfluss hat der auf die ganze Sache?«

    »Ja, die Lykanthropie. In der Richtung habe ich leider keine Erfahrungen - es ist noch nicht in der Literatur aufgetaucht. Ich weiß noch nicht einmal, an wen ich mich wenden müsste, um etwas herauszufinden. Verfügen Sie über Kontakte? Gibt es jemanden, den Sie fragen könnten?«
    »Ja, ich glaube schon. Danke.«
    Benommen nahm ich ihre ganzen Ratschläge und das Rezept entgegen. Immer wieder erkundigte sie sich, ob ich Fragen hätte, aber mir fielen keine ein. Eigentlich hätte ich welche haben sollen, viele sogar. Doch die ganze Welt war mir vor den Augen verschwommen, als betrachtete ich sie durch einen Filter.
    Ich schaffte es bis zum Auto und griff nach meinem Handy.
    Nachdem es zweimal geläutet hatte, hörte ich: »Hallo, Dr. Shumacher.«
    Dr. Elizabeth Shumacher war die neue Direktorin des Center for the Study of Paranatural Biology, der Forschungseinrichtung der Regierung, die wirklich damit anfangen sollte, Mitteilungsblätter an Leute wie Dr. Luce zu verschicken. Doch mal ganz ehrlich: Wie oft passierte es einem Arzt schon, dass jemand wie ich in seinem Wartezimmer aufkreuzte?
    »Hi Doktor, hier spricht Kitty Norville.«
    »Oh! Hi Kitty, wie geht es Ihnen?« Sie klang gut gelaunt und ehrlich erfreut, von mir zu hören - im Gegensatz zu ihrem Vorgänger, der sich immer aufgeführt hatte, als spiele er in einem Agentenfilm mit.
    »Okay. Ich habe eine Frage: Was wissen Sie über Lykanthropie und Schwangerschaft?«

    »Nicht sehr viel. So weit sind die Forschungen noch nicht. Alles, was in meinen Akten steht, ist rein anekdotenhaft.«
    »Was besagen die Anekdoten?«
    »Tja, alle Leute, mit denen ich gesprochen habe, alles, was ich gehört oder gelesen habe, besagt, dass weibliche Werwölfe nicht schwanger werden.«
    »Nein, das kann nicht …«
    »Beziehungsweise sollte ich es so formulieren, dass sie nicht schwanger bleiben. Sie sind in der Lage zu empfangen, doch der Embryo überlebt den Gestaltwandel nicht. Sie haben jedes Mal eine Fehlgeburt. Ich würde darauf tippen, dass eine Lykanthropin oft schwanger werden kann, ohne es überhaupt zu merken, weil sie immer erst ein paar Wochen schwanger ist, bevor sie sich wieder verwandeln muss. Wenn es mit dem Timing hinhaut, ist sie vielleicht

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