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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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damit anfangen sollte. Er würde Hilfe benötigen, um damit zurechtzukommen.
    Eigentlich hatte ich nach ihm sehen wollen, doch er stand vor mir auf und ging in die Küche, in der bereits Cormac saß. Ob Cormac überhaupt zu Bett gegangen war, wusste ich nicht. Ich rührte mich nicht, weil ich hören wollte, was sie sagten, doch es blieb still in der Hütte.
    Schließlich setzte ich mich auf und sah in die Küche.
    Ben saß auf dem einen Stuhl, vornübergebeugt, um sich mit den Ellbogen auf den Knien abstützen zu können, und Cormac hockte auf dem anderen Stuhl, ihm gegenüber an der anderen Tischseite, die Arme verschränkt. So hätten sie schon stundenlang dasitzen können, einander anstarrend.
    Sie waren von Kindesbeinen an beste Freunde gewesen,
und jetzt fragten sie sich, ob dies ihr letzter gemeinsamer Tag war. Hatte Ben Cormac von dem Monster erzählt, das gerade in ihm erwachte?
    Ich musste die Situation auflockern. Also marschierte ich in die Küche und fing an Lärm zu machen, holte Töpfe hervor und schlug krachend Schranktüren zu.
    Â»Wer möchte Eier?« Ich zwang mich zu lächeln wie eine adrette Hausfrau aus den Fünfzigerjahren, doch mein Tonfall klang nicht gerade fröhlich, sondern eher angespannt.
    Sie drehten sich noch nicht einmal um, zuckten noch nicht einmal zusammen. Zumindest wäre alles nach der heutigen Nacht vorüber. So oder so.
    Ich kochte Eier mit Speck, viel mehr als nötig, doch es lenkte mich ab. Es würde ein sehr, sehr langer Tag werden.
    Mir entging der Moment, in dem sich die beklommene Szene zwischen Ben und Cormac auflöste. Als ich ein Geräusch hörte und mich umdrehte, stand Cormac gerade auf, um zum Ofen zu gehen und einen frischen Holzscheit nachzulegen. Ben neigte den Kopf und starrte zu Boden.
    Â»Essen ist fertig.«
    Cormac schlenderte zurück zum Küchentisch und nahm einen Teller entgegen. Aus den gewendeten Spiegeleiern war Rührei geworden. Mir war das ziemlich egal. Ich wollte, dass einer von beiden etwas sagte.
    Zum Dank schenkte er mir ein mattes, angespanntes Lächeln. Das war alles.
    Â»Ben?«, fragte ich vorsichtig nach.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nichts essen. Gestern habe ich kaum etwas gegessen, und trotzdem habe ich das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen.«

    Â»Ja. So ist das normalerweise. Man gewöhnt sich daran.« Er starrte mich wütend an, die Lippen beinahe zu einem Knurren verzogen. »Wie? Wie gewöhnt man sich daran?«
    Â»Man tut es einfach«, fuhr ich ihn an.
    Er begann mit dem Fuß zu wippen, ein schnelles, nervöses Geräusch.
    So viel zum Thema Frühstück.
    Wie es mir gelang, weiß ich selbst nicht, doch am heutigen Tag dachte ich voraus. Ich schnappte mir Ersatzkleidung. Für die Nacht wollte ich eine Höhle schaffen, einen Ort, an dem wir morgens aufwachen konnten.
    Ich blieb neben Ben stehen, der immer noch zum Zerreißen gespannt und mit gerunzelter Stirn auf dem Küchenstuhl hockte.
    Â»Ich gehe spazieren. Willst du mitkommen?«, fragte ich leise.
    Â»Ist das ein Befehl?« Er spuckte die Worte geradezu aus. Offensichtlich litt er bereits Schmerzen. Er musste sich schon mächtig zusammenreißen. Ich hatte ganz vergessen, wie es war, wenn das alles neu war; ich hatte vier Jahre Übung darin mich zusammenzureißen, es zu ignorieren. Mich daran zu gewöhnen.
    Am liebsten hätte ich ihn am Kragen gepackt und geschüttelt, ihn angeknurrt. Ich biss die Zähne zusammen und bezähmte meine Wut. »Nein. Ich dachte nur, du würdest vielleicht gerne spazieren gehen. Hast du Kleidung zum Wechseln dabei, die ich mitnehmen könnte? Eine Jogginghose und ein T-Shirt oder so was.«
    Er sah mich mit zu Schlitzen verengten Augen an, während er darüber nachdachte – und ihm schließlich klar
wurde, was ich während meines Spaziergangs tatsächlich vorhatte. Er schnitt eine Grimasse, als müsse er ein Schreien unterdrücken oder ein Schluchzen. Ich hatte das jähe Bedürfnis, ihn zu umarmen, doch ich tat es nicht. Wenn ich auch nur versuchte, ihn zu berühren, würde er vielleicht an die Decke gehen, so angespannt war er. Zumindest hätte ich das damals getan.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog er einen Seesack neben dem Sofa hervor, kramte einen Augenblick darin herum und holte etwas Kleidung hervor.
    Als ich die Eingangstür erreichte,

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