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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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mich an, als wollte er sagen: Ist das dein Ernst? Das hier nennst du in Ordnung?
    Beinahe hätte ich gelacht, doch das Geräusch blieb mir im Hals stecken und kam als Winseln hervor. Er leckte mir
das Kinn ab – eine wölfische Geste, die besagte: Ich werde keinen Ärger machen, ich vertraue dir, du hast mich in der Hand.
    Jetzt endlich war der Zeitpunkt gekommen, mich ihm anzuschließen. Die Wölfin versengte mir sämtliche Nervenbahnen. Ich zog mir das T-Shirt vom Leib.
    Â»Kitty.«
    Ãœberrascht sah ich hinter mich. Cormac lehnte an dem Verandageländer, von hinten durch die immer noch offen stehende Eingangstür beleuchtet. Er hatte alles mit angesehen. Er sah, was Ben – jetzt – war.
    Ich konnte ihn nicht deutlich genug erkennen, um seine Miene zu lesen, um zu erraten, was ihm durch den Kopf ging. Eigentlich war ich mir auch nicht sicher, ob ich das überhaupt wollte.
    Â»Pass auf ihn auf«, sagte Cormac.
    Ich antwortete ihm mit einer rauen, tränenerstickten Stimme, die mir allmählich versagte. »Mache ich. Versprochen. Jetzt geh ins Haus und sperr zu.«
    Er ging. Machte die Tür zu. Bens Wolf und ich blieben im glänzenden Mondschein zurück. Rasch zog ich mir die Jogginghose aus. Ließ es schnell über mich kommen, wie Wasser fließend, von einer Gestalt in die andere gleitend. Ich behielt Ben im Auge – er hob seinen Wolfskopf und beobachtete mich –, bis ich nur noch verschwommen sah und die Augen schließen musste …
    Sie öffnet die Augen und sieht Mondschein.
    Der Geruch eines anderen steigt ihr mit dem ersten Atemzug in die Nase. Sie erkennt ihn wieder, kennt ihn – sie hat
ihn ihrem Rudel einverleibt, also gehört er zur Familie, und sie werden zusammen rennen, heute Nacht frei.
    Er liegt ausgestreckt da, reglos, und gibt ein leises Winseln von sich. Er ist schwach, er hat Angst. Sie beugt sich hinab, streckt sich, jault ihn an – sie muss ihm zeigen, dass er frei ist, dass das hier gut ist. Doch er will sich noch immer nicht bewegen, also zwickt sie ihn, schnappt nach seinen Hinterbeinen und Hinterbacken, um ihm zu sagen, dass er aufstehen soll, dass er aufstehen muss. Er zuckt zusammen und kommt dann endlich taumelnd auf die Beine, um sich ihren Zähnen zu entziehen. Er blickt zu ihr zurück, die Ohren angelegt und den Schwanz eingezogen.
    Er ist bloß ein junger Wolf, ganz neu, und sie wird ihm alles beibringen müssen.
    Indem sie mit der Schulter gegen seine Flanke stößt, treibt sie ihn weiter, bekommt sie ihn zum Gehen. Seine Schritte sind zaghaft – er ist noch nie auf vier Beinen gegangen, langsam fängt er an. Sie läuft voraus, bewegt sich im Kreis zurück, stößt ihn erneut an.
    Auf dem Weg in den Wald des Reviers werden seine Schritte sicherer. Er fängt zu traben an, mit tief gesenktem Kopf und schlaff herabhängendem Schwanz. Sie ist überglücklich – sie könnte die ganze Nacht im Kreis um ihn herumlaufen. Sie versucht ihn dazu zu bewegen, ihr nachzujagen. Sie versucht ihm nachzujagen, doch er sieht sie bloß verwirrt an. Sie muss ihm beibringen, wie man spielt, indem sie den Kopf neigt und jault – das Leben besteht nicht nur aus Nahrung und Revier.
    Sie zeigt ihm, wie man läuft. Und wie man jagt. Sie tötet ein Kaninchen und teilt es mit ihm, zeigt ihm den Geschmack
von Blut. Das Fressen kommt ganz natürlich. Sie muss ihm nicht beibringen, wie man das Fleisch verschlingt und die Knochen mit den Kiefern zerbricht. Er tut es begierig und leckt dann das Blut auf, das an ihrem Maul klebt.
    Er wird die nächste Beute töten, während einer anderen Nacht.
    Sie rennen, und sie zeigt ihm die Grenzen ihres Reviers. Allerdings ermüdet er schnell – seine erste Nacht auf vier Beinen, sie hat Verständnis. Sie führt ihn nach Hause, zu dem Ort, an dem sie sich niederlegen können, sich zusammen einrollen, mit eng angelegten Schwänzen, die Schnauze im Fell des anderen vergraben, sodass sie von Rudelgeruch umgeben einschlafen und sich sicher fühlen.
    So sicher hat sie sich schon sehr, sehr lange nicht mehr gefühlt. Sie wird ihren Rudelbruder in ihrer Nähe behalten, um die Sicherheit nicht wieder einzubüßen. Er gehört ihr, und sie wird für immer auf ihn achten.

Neun
    Eigentlich hatte Ben aber schon zu meinem Rudel gehört, bevor ihm dies widerfahren war.
    Zwar mochte ich allein gewesen sein, ein einzelner Werwolf,

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