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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Holz gehackt.
    Er pausierte immer wieder einen Moment, um sich umzusehen, die Nase in die Luft zu halten, vermutlich, um die ganze Palette an Gerüchen in sich aufzunehmen, die ihm früher unbekannt gewesen war. Es dauerte, bis man die einzelnen Nuancen unterscheiden konnte.
    Auf einmal hielt er inne und verspannte sich. Ich konnte richtig sehen, wie er die Schultern hochzog. Er starrte in Richtung Straße. Dann lehnte er die Axt an den Holzhaufen und ging rückwärts auf die Eingangstür zu.

    Ich ging ihm entgegen, meine eigenen Nerven flatterten. Dieses Etwas, das Jagd auf uns machte …
    Â»Da kommt jemand«, sagte er in dem Moment, als der Wagen des Sheriffs über die unbefestigte Straße auf die Lichtung fuhr. Seite an Seite sahen wir zu, wie das Auto langsam zum Stehen kam.
    Ben schien vor Nervosität am ganzen Körper zu beben. Er starrte Sheriff Marks an, der aus dem Wagen ausstieg.
    Ich berührte Ben am Arm. »Beruhige dich.«
    Er zuckte zusammen, neigte verwirrt den Kopf. »Warum würde ich ihn am liebsten anknurren?«
    Lächelnd tätschelte ich ihm die Schulter. »Er dringt in unser Revier ein. Außerdem riecht er nicht gerade wie ein richtig netter Kerl. Versuch einfach, dich normal zu verhalten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist verrückt.«
    Â»Wie geht’s, Sheriff Marks?«, rief ich freundlich.
    Â»Nicht so gut, Ms Norville. Ich habe da ein Problem.«
    Mein Magen verkrampfte sich. Wieso lautete der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss: Was hat Cormac angestellt?
    Â»Tut mir leid, das zu hören. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Â»Das hoffe ich.« Er blieb am Fuß der Veranda stehen und musterte Ben ausgiebig und langsam. Ihm war beinahe anzusehen, wie er im Geiste die Punkte einer offiziellen Polizeibeschreibung abhakte: Haare, Größe, Statur, Rasse und allgemeine Verdachtsmomente. Ben verschränkte die Arme und starrte zurück. Nach einer Weile sagte Marks: »Wer ist das?«

    Â»Das ist Ben. Ein Freund.«
    Marks feixte. »Noch einer? Mit wie vielen Freunden leben Sie denn noch hier zusammen?«
    Okay, jetzt hätte ich ihn am liebsten angeknurrt. »Sie sagten, es gäbe da etwas, wobei ich Ihnen behilflich sein könnte?«
    Marks deutete mit dem Daumen über seine Schulter auf den Wagen. »Macht es Ihnen was aus, eine kleine Spazierfahrt mit mir zu unternehmen?«
    Allerdings machte es mir etwas aus. Sehr viel sogar. »Warum? Ich bin doch nicht verhaftet …«
    Â»Oh, nein«, sagte Marks. »Noch nicht.«
    Â»Wie wär’s, wenn ich Ihnen in meinem Wagen folge?« Ich bewunderte den festen Klang meiner eigenen Stimme. Etwas stimmte ganz und gar nicht. Es war Cormac. Es musste Cormac sein. Doch ich würde den Namen nicht fallen lassen, solange Marks es nicht tat.
    Der Sheriff starrte mich angestrengt an. Als habe er es auf mich abgesehen. Er hatte keine Ahnung, was sein Blick bei meiner Wölfin anrichtete. Ich musste wegsehen. Die Sache mit der Kampf-oder-Flucht-Reaktion machte mir ziemlich zu schaffen.
    Â»Ich weiß nicht. Es wäre mir gar nicht recht, wenn Sie weglaufen«, sagte Marks.
    Was in Gottes Namen war denn vorgefallen? »Ich werde nicht weglaufen. Meine ganzen Sachen sind hier. Und wieso machen Sie sich überhaupt Sorgen, ich könnte abhauen?«
    Â»Das werden Sie schon noch sehen. Machen wir uns auf den Weg. Nehmen Sie Ihren Wagen, aber ich werde Sie im Auge behalten.«

    Â»Natürlich.« Ich ging meine Schlüssel und meinen Rucksack holen.
    Â»Kann ich mitkommen?«, fragte Ben.
    Ich entspannte mich ein wenig. Es wäre gut, einen Freund im Rücken zu haben. »Sicher. Du bist mein Anwalt. Ich habe dieses unangenehme Gefühl, dass ich meinen Anwalt vielleicht noch brauchen werde.«
    Ich fuhr so dicht hinter Marks’ Wagen her, wie ich konnte, ohne zu dicht aufzufahren. Er sollte nur ja nicht auf den Gedanken kommen, ich würde »weglaufen.« Durch sein Rückfenster konnte ich sehen, wie er alle fünf Sekunden in den Rückspiegel blickte.
    Ben runzelte die Stirn. »Es hat mit Werwölfen zu tun. Etwas ist vorgefallen, und er glaubt, dass ein Werwolf dahintersteckt.«
    Â»Sicher. Vielleicht will er sich bloß für all die Male rächen, die ich ihn wegen der toten Kaninchen gerufen habe. Vielleicht ist das hier so eine Art Streich. Ich werde in der ersten Werwolf-Reality-TV-Sendung landen.

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