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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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sagte Ben und blickte auf. »Lass ihn erst mal einen Haftbefehl besorgen.«
    Marks warf ihm einen Blick zu. »Wer sagten Sie, sind Sie?«
    Â»Benjamin O’Farrell. Rechtsanwalt.«
    Dem Sheriff gefiel diese Antwort ganz und gar nicht. Er runzelte die Stirn. »Na, sieh mal einer an.«
    Dass sich Ben für mich stark machte, ließ mich wieder ruhiger werden. Er hatte Recht. Ich hatte es nicht nötig, mich hier zu verteidigen. Sie hatten keinerlei Beweise. Ich sagte: »Haben Sie schon daran gedacht, es bei den UFO-Leuten zu versuchen? Wie ich höre, werden die aus solchen Dingen schlau.« Alles und jeder könnte hinter der Sache stecken.
    Â»Das hier ist kein Witz. Es ist der Lebensunterhalt eines Mannes.« Marks nickte Baker zu.
    Â»Ich mache keine Witze. Können wir jetzt gehen?«
    Mit finsterer Miene ging er zur Tür seines Wagens. »Verlassen Sie nicht die Stadt. Sie beide nicht.«
    Schon recht. Ich öffnete meine eigene Wagentür und wollte gerade einsteigen.

    Da rief Baker: »Wenn Ihnen irgendetwas zu den Geschehnissen hier einfällt, werden Sie mir Bescheid geben?«
    Ich nickte. Im Moment fiel mir höchstens ein, dass auf der ganzen Stadt ein Fluch lastete.
    Sobald ich aus der Zufahrtsstraße bog, die zu Bakers Ranch führte, sagte Ben: »Hast du dein Handy da?«
    Â»Es ist in meiner Tasche.« Ich deutete auf den Boden der Rückbank.
    Ben holte es heraus und wählte eine Nummer.
    Er musste an die Voicemail geraten sein. »Cormac, ich bin’s. Hier in der Gegend ist Vieh getötet worden. Stimmt mit dem Modus Operandi bei den Herden überein, die in Shiprock umgebracht worden sind. Dein streunender Wolf könnte den Weg hierher gefunden haben. Ich weiß nicht, wohin du gefahren bist, aber du solltest vielleicht zurückkommen.«
    Er ließ das Telefon sinken und schaltete es aus.
    Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, obwohl ich ihn eigentlich anstarren wollte. Allerdings musste ich Auto fahren.
    Â»Ein streunender Wolf«, sagte ich. »Der, den er in New Mexico nicht hat umbringen können?« Mir fielen die getöteten Schafe ein, die er erwähnt hatte. Dort hatte es zwei Werwölfe gegeben, von denen er nur einen erschossen hatte. »Warum hast du gerade eben nichts davon gesagt?«
    Â»Weil ich nicht konnte.« Bens Stimme klang gepresst, beinahe wütend. »Weil mich dieser Geruch umgehauen hat, und – und ich nicht mehr Herr meiner Sinne war. Etwas anderes war da in meinem Kopf. Ich konnte nicht sprechen. Ich konnte noch nicht einmal denken.«

    Mein eigener Ärger verebbte. »Das ist der Wolf. Bestimmte Gerüche, manchmal auch ein Geschmack, oder wenn man Angst hat oder wütend ist, all das lässt ihn stärker werden. Ruft ihn herbei. Dann kostet es ganz besonders viel Mühe, ihn wegzusperren. Hätte ich gewusst, was wir zu sehen bekämen, hätte ich dich gewarnt. Oder dich davon ferngehalten.«
    Â»Ich hasse es.« Er starrte wütend aus dem Seitenfenster. »Ich hasse es, auf diese Weise die Kontrolle zu verlieren.«
    Hier sprach Ben, der in Gerichtssälen stand und Richter in ihre Schranken wies, der Polizisten mit einem strengen Blick zum Schweigen brachte, der nie ein Blatt vor den Mund nahm. Wahrscheinlich kam er nicht mit der Vorstellung klar, dass etwas anderes in ihm die Führung übernahm. Ich streckte den Arm aus, fand seine Hand und hielt sie. Beinahe hatte ich erwartet, dass er sie mir entzog, doch er tat es nicht. Er erwiderte meinen Druck und starrte weiter aus dem Fenster.
    Wir kehrten zur Hütte zurück, doch ich ging nicht hinein, sondern hinaus, in den Wald, in die Richtung, in die ich nachts gelaufen war, auf der Jagd nach diesem Etwas. Diesem Albtraum. Wenn ich nicht gerade eben jene niedergemetzelte Herde zu Gesicht bekommen hätte, hätte ich mir vielleicht einreden können, der Schatten sei reine Einbildung gewesen.
    Ben folgte mir widerwillig. »Wohin gehst du?«
    Â»Ich muss herausfinden, was hinter der Sache steckt.«
    Â»Deinen Namen reinwaschen?«
    Das war es nicht. Marks konnte nicht beweisen, dass ich es getan hatte, so sehr er das auch wollte. Vielmehr hatte
ich das Gefühl, dass die Lage sich verschlimmern würde, bis ich aufstand und etwas tat. Ich war es leid, in die Enge getrieben und im Dunkeln zitternd abzuwarten. Für einen einzelnen Wolf mochte das ein annehmbares Verhalten gewesen sein, doch jetzt

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