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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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knallharte Mädchen. Wenn ich auch nur einen Finger hob, würde sie wahrscheinlich losschreien.
    Dann kniete sie nieder. Langsam verschwand sie hinter dem Ladentisch, und als sie wieder aufstand, hielt sie die Tüte mit den Kruzifixen in der Hand, die ich ihr gegeben hatte. Sie klimperten, als Alice die Tüte auf dem Tresen ablegte.
    Es war eine dieser Gelegenheiten, bei denen ich es einfach hasste, recht zu behalten.
    Â»Ver dammt noch mal, Alice! Ich habe Sie gemocht! Wieso haben Sie sich als so ein Miststück entpuppen müssen? «
    Die überaus höfliche Frau, die niemanden von Angesicht zu Angesicht gemein behandeln konnte, trat an die Oberfläche. »So zornig brauchen Sie auch wieder nicht zu sein«, sagte sie, das Kinn selbstgerecht in die Höhe gereckt.

    Ich war noch nicht fertig. »Wenn Sie mich so sehr hassen, dass Sie deswegen kleine Tiere umbringen, brauchen Sie auf der anderen Seite nicht so tun, als wären Sie nett zu mir. Ehrlich, da ziehe ich Joe hier vor, der mit seiner Waffe auf mich zielt. Wenigstens weiß ich bei ihm, woran ich bin!«
    Joe blinzelte mich über den Schaft seines Gewehrs an, als bereite es ihm Schwierigkeiten, das etwas zweischneidige Kompliment zu verarbeiten.
    Marks sagte: »Joe, wieso legst du das Ding nicht weg?« Joe gehorchte und ließ die Waffe langsam sinken.
    Â»Ich hasse Sie nicht«, sagte Alice leise. »Ich will bloß nicht, dass Sie hier leben.« Ihre schmallippige Grimasse war beinahe reumütig.
    Ich wusste nicht einmal, wo ich anfangen sollte. Vielleicht wollte sie, dass ich ihr zustimmte. Vielleicht wollte sie, dass sie mir leidtat. Stattdessen wurde meine Wut nur noch geschürt. Ich musste einen Augenblick innehalten, Atem holen und an glückliche vegetarische Dinge denken, bevor ich endlich losknurrte. Was hatte ich gleich noch einmal Ben erzählt? Es bedurfte Übung, sich zusammenzureißen? Im Moment bekam ich reichlich Gelegenheit dazu.
    Nach einer Weile sagte ich: »Wissen Sie was? Von Ihnen lasse ich mir nicht vorschreiben, wo ich lebe.«
    Sie sah weg.
    Da trat Tony näher und vertrieb jegliche Spannungen mit Hilfe seiner Gegenwart. »Sie wissen, was Sie falsch gemacht haben?« Die Frage war an Alice gerichtet.
    Â»Wer sind Sie?«, wollte sie wissen.

    Â»Tony. Sie wissen, was Sie falsch gemacht haben?«
    Zögernd schüttelte sie den Kopf, immer noch mit dem verwirrten Kaninchenblick.
    Â»Das Kreuz an der Tür«, sagte Tony und deutete hinter sich, wo Alice ein Kruzifix über die Tür gehängt hatte. »Die Kruzifixbarriere. Die Kruzifixe sollen das Böse davon abhalten, sie zu überschreiten, ja? Sollen das Böse einschließen, es davon abhalten einzudringen.« Er wartete, bis sie nickte, bis sie seine Worte bestätigte. »Kitty ist nicht böse. Ich kenne sie erst seit einem halben Tag, aber so viel weiß ich.«
    Er sagte »böse«, doch ich hörte beinahe »gefährlich.« Im Sinne von, »Sie ist nicht gefährlich. Sie ist harmlos.« Mich befiel das unerklärliche Verlangen zu widersprechen, doch Tony fuhr fort.
    Â»In ihrem Wesen mögen Gefährlichkeit und Dunkles stecken, aber so ist das bei uns allen. Das ist nicht böse. Böse ist es, das Dunkle zu suchen, es auf die Schmerzen anderer abgesehen zu haben.«
    Ich warf Ben einen Blick zu, um mich zu vergewissern, dass er zuhörte. Das hatte ich ihm die ganze Zeit über zu erklären versucht. Er sah mich an, schenkte mir ein winziges Lächeln. Ja, er hatte verstanden.
    Â»Stimmt es, was Sheriff Marks gesagt hat, dass unser Zauber die Vorfälle mit dem Vieh heraufbeschworen hat?«
    Â»Ihr Zauber hat das Böse angesprochen. Es kann sein, dass Sie es hergelockt haben, ja.«
    Sie rieb sich das Gesicht, wischte sich Tränen weg, die auf einmal aus ihren geröteten Augen hervorquollen. »Es tut mir so leid. Ich dachte, ich weiß, was ich tue. Ich war
mir sicher, Bescheid zu wissen – ich muss es wieder in Ordnung bringen. Wie kann ich das tun?«
    Â»Sich zu entschuldigen ist immer ein guter Anfang«, sagte Tony.
    Alice sah mich an, und einen Augenblick verspürte ich tatsächlich Mitleid mit ihr. Es war ganz offensichtlich, dass sie sich ausgesprochen schlecht vorkam, und es sie sehr quälte, da ihr nun die Konsequenzen ihres Handelns bewusst geworden waren. Eigentlich wollte ich nicht mehr wütend auf sie sein. Die Worte

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