Die Stunde Der Jaeger
richtige war. Mich beschäftigten viel zu viele Fragen, und ich konnte es nicht an diesem Punkt gut sein lassen, weil Cormac immer noch hinten in Marksâ Wagen saà und Handschellen trug.
»Ben hat mir von dem Silber erzählt«, sagte ich. »Gewöhnlich habe ich so was nicht bei der Hand, aber wir könnten Sie wahrscheinlich mit ein paar Kugeln von Cormac bezahlen.« Ich würde Cormac das Geld später erstatten. Er hätte Verständnis.
»Das hier geht auf Kosten des Hauses«, sagte er. Dann stieg er in seinen Truck und fuhr davon, so unauffällig, wie er gekommen war.
Nachdem schlieÃlich das Team des Coroners und die Deputys fort waren, fuhr der Sheriff mit Cormac auf dem Rücksitz davon, sodass die Lichtung auf einmal leer und ruhig dalag. Ben und ich standen auf der Veranda und beobachteten, wie sich das Chaos zerstreute. Die Nacht war nicht vorüber für uns; wir mussten in mein Auto steigen und Cormac aus dem Knast holen.
»Ich weià nicht, ob ich das kann«, sagte Ben, der den davonfahrenden Autos nachsah.
»Ob du was kannst?«
»Dort sitzen und mich mit diesen Pappnasen herumstreiten. Nicht ohne ⦠dass etwas passiert. Dass ich in Wut gerate. Du weiÃt schon.«
»Das ist nicht das erste Mal, oder?« Sie hatten beide getan,
als handele es sich um eine Routineangelegenheit. Was ein bisschen beängstigend war.
»Dass ich wütend werde? Sicher nicht.« Er lächelte leicht. »Oder meinst du, dass ich Cormac vertrete? Du sagst ständig, du und ich bilden ein Rudel, und wir müssen aufeinander aufpassen. Ich habe das Gefühl, als sei Cormac Teil meines Rudels. Ich muss ihn schützen. Die Wolfsseite würde alles tun, um ihn zu beschützen.« Er spannte die Hände an, als spüre er bereits, wie jene Wut, jene Entschlossenheit in ihm erwachte.
Ich berührte ihn an der Hand, um ihn zu sich selbst zurückzuholen. Er atmete nervös aus.
»Ich komme mit«, sagte ich.
Er sah weg und nickte. »Das hatte ich gehofft.«
Mir war nie in den Sinn gekommen, nicht mitzufahren.
In Wahrheit wurde ich ganz krank bei dem Gedanken, er könne mich hier zurücklassen, ich müsse nach all dem allein sein. AuÃerdem war ich verletzt, und seit dem Kampf war mir ein wenig übel. Am liebsten hätte ich mich übergeben. Mit mir war ganz sicher nicht alles in Ordnung, und ich würde nicht herumsitzen und auf das Eintreffen des nächsten Fluches warten.
Dreizehn
Wir nahmen meinen Wagen und trafen vierzig Minuten später beim Revier des Sheriffs und dem Bezirksgefängnis von Walsenburg ein. Bei unserer Ankunft hatte Marks bereits den Papierkram mit Cormac erledigt, und der Jäger war in einem Hinterzimmer versteckt, auÃer Sicht.
Marks starrte uns wütend über den Empfangstisch hinweg an. »Er fragt schon nach seinem Anwalt. Wollen Sie mitkommen, damit wir ihn vernehmen können?«
Ben war angespannt. Mittlerweile kannte ich ihn gut genug, um ihm das anzusehen, ohne ihn zu berühren.
»Du machst das schon«, sagte ich. »Einfach langsam atmen und daran denken, dich zusammenzureiÃen. Bleib ruhig.«
»Leichter gesagt als getan.«
»Allerdings.« Ich versuchte ihn aufmunternd anzulächeln.
Er drückte die Schultern durch und ging breitbeinig los wie ein Mann, der sich auf eine Schlacht vorbereitete.
Ich hatte schon mit angesehen, wie er Polizisten unter den Tisch geredet hatte. Ich hatte mit angesehen, wie er in einem Ausschuss Senatoren die Stirn geboten und sie abgewehrt hatte. In den Fällen hatte er dieses Habichtstarren gehabt, den grimmigen Blick eines Jägers, der mir jedes
Mal Vertrauen eingeflöÃt hatte, weil er immer auf meiner Seite war.
Der Habicht war verschwunden. Ich hätte ihn sehen sollen, doch er war nicht da. Stattdessen sah Ben aus, als habe man ihn in die Enge getrieben.
Ich sah ihm nach und wrang seinetwegen die Hände. Jetzt konnte ich bloà im Empfangsbereich auf einem harten Plastikstuhl warten und in Nachrichtenmagazinen blättern, die einen Monat alt waren. Am liebsten wäre ich an die Decke gegangen. Das Gebäude war sauber, nicht sonderlich alt oder heruntergekommen. Doch es roch nach Schweià und Müdigkeit. Kein guter Ort. Hier landeten Menschen, wenn sie einen absoluten Tiefpunkt erreicht hatten oder kurz davor standen, dies zu tun.
Meine Wunden juckten noch immer. Sie hätten beinahe verheilt sein
Weitere Kostenlose Bücher