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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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etlichen Tagen in der Gegend von Shiprock, New Mexico, gesehen – der Heimatstadt des Opfers. Ja, er hat dem Opfer regelrecht aufgelauert. Dies deutet ganz klar auf Vorsätzlichkeit hin, sodass die Voraussetzung für eine Mordanklage erfüllt wird.«
    Cormac hatte sie verfolgt. Er hatte vorgehabt, sie umzubringen. Das ließ die ganze Sache düster aussehen. Ich war froh, nicht sein Anwalt zu sein.
    Dies war keine Fernsehsendung. Niemand schrie, niemand ließ die Faust auf den Tisch niedersausen, niemand kam von hinten mit dem entscheidenden Beweisstück hereingestürzt, das den Angeklagten entlastete oder den letzten Nagel in seinem Sarg darstellte.
    Sie hätten genauso gut einen Vortrag über Wirtschaftstheorie halten können, so gelassen und analytisch sprachen alle. Das machte es schwer, sich auf das Gesagte zu konzentrieren.
    Die Richterin sprach: »Mr Espinoza hat beantragt, dass Mr Bennett …« Cormac Bennett. Ich hatte noch nie zuvor seinen Nachnamen gehört. Sogar eine winzige Einzelheit wie diese ließ das Ganze surreal erscheinen. Ein Nachname
schien etwas viel zu Alltägliches für jemanden wie Cormac zu sein. »… nicht gegen Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen wird, aufgrund seines Vorlebens und der bestehenden Fluchtgefahr.«
    Ben argumentierte: »Euer Ehren, mein Mandant hatte schon mit Vollstreckungsbehörden in etlichen Gerichtsbezirken zu tun und hat sich immer kooperativ gezeigt. Es hat kein einziges Mal einen Hinweis darauf gegeben, dass in seinem Fall Fluchtgefahr bestünde.«
    Â»Vielleicht ist sein früherer Umgang mit der Mountain Patriot Brigade bisher nicht zur Sprache gekommen. Laut Erfahrung und Meinung dieses Gerichts besteht bei Mitgliedern solcher dem rechten Flügel zuzurechnender paramilitärischer Organisationen durchaus Fluchtgefahr.«
    Wieder geriet die Welt ins Wanken und wurde sogar noch surrealer, falls das überhaupt möglich war. Ich hatte von der Mountain Patriot Brigade gehört: Es war eine dieser Bürgerwehrgruppen, rechte Fanatiker, die bewaffnet herumliefen und den Sturz der Regierung predigten. Wenn sie nicht gerade dabei waren, etwas in die Luft zu sprengen.
    Das klang überhaupt nicht nach Cormac. Nicht nach dem Cormac, den ich kannte. Na ja, abgesehen von dem bewaffneten Herumgelaufe. Die Dinge aus seinem Vorleben, von denen ich keine Ahnung hatte, nahmen allmählich frustrierende Ausmaße an.
    Ben zögerte mit seiner Antwort, was mich schier in den Wahnsinn trieb. Zögern war ein Zeichen von Unsicherheit. Ein Hinweis auf eine schwache Position. Vielleicht sogar auf Schuld. Was in mir die Fragen aufwarf: Wo hatte Cormac
den Umgang mit Waffen gelernt? Wo war er zu einem so guten Schützen ausgebildet geworden?
    Ben sagte: »Euer Ehren, Mr Bennetts Verbindung zu jener Gruppierung endete vor über zehn Jahren. Die Angelegenheit ist bisher nicht zur Sprache gekommen, weil sie nicht relevant ist.«
    Â»Mr O’Farrell, ich habe dem Antrag der Anklage stattgegeben, Mr Bennett nicht gegen Kaution auf freien Fuß zu setzen.«
    Â»Euer Ehren, ich erhebe Einspruch. Ihnen liegt seine Akte vor: Er hat die Kaution noch nie sausen lassen.«
    Â»Und halten Sie es nicht auch für ein ganz klein wenig eigenartig, wie oft Ihr Mandant verhaftet worden ist und überhaupt erst eine Kaution entrichten musste? Werden Sie es denn nie leid, mit Ihrem Mandanten bei diesen Verhandlungen zu erscheinen?«
    Â»Ehrlich gesagt, geht Sie das nichts an.«
    Â»Vorsicht, Mr O’Farrell.«
    Â»Euer Ehren. Ich beantrage, dass die Klage gegen meinen Mandanten abgewiesen wird. Miriam Wilsons Angriff war derart brutal, dass Leben auf dem Spiel standen. Als Katherine Norville versuchte sie aufzuhalten, ohne sie umzubringen, trug sie selbst schwere Verletzungen davon. Mein Mandant war sehr wohl berechtigt, Gewalt gegen sie auszuüben unter Titel achtzehn, Strich Eins, Strich Sieben-Null-Vier des Strafgesetzbuches von Colorado.«
    Espinoza widersprach: »Das Gesetz zum Schutz des Einsatzes tödlicher Gewalt zur Selbstverteidigung triff in diesem Fall nicht zu. Ganz im Gegenteil, denn der Angeklagte hat dem Opfer aufgelauert.« Das war falsch. Beinahe wäre
ich aufgestanden und hätte etwas gesagt. Ich musste mir auf die Zunge beißen. Der Ankläger fuhr fort. »Euer Ehren, das Opfer war eine zwanzigjährige Frau, die vierundfünfzig Kilo wog. Es ist

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