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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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zweite Praline aus der Packung. »Vermutlich sind von dem Flüchtigen bis dato drei Personen umgebracht worden. Erstens ein 58-jähriger Anwalt aus Zürich, der für Werner Hügli arbeitete. Eine in Zürich bekannte und wegen verschiedener Delikte mehrfach verurteilte Unterweltfigur. Zweitens ein Beamter der Kantonspolizei Zürich.« Aeschbacher hielt einen Moment inne. »Traber, Walther, siebenundzwanzig Jahre alt, verheiratet, drei schulpflichtige Kinder.« Er schaute Johanna einen Moment an. »Und dann verstarb noch der Komplize des Flüchtigen.« Er schaute von dem Dossier auf. »Das ist ein Profi, Jo. Mit gebrochener Hand und Nachwirkungen einer Gehirnerschütterung schlägt er zwei Polizeibeamte und eine Krankenschwester nieder. Dann erwürgt er den zu Hilfe eilenden Polizisten. Anschließend schlitzt er seinem italienischen Komplizen mit einer zerschlagenen Spitalvase den Hals auf. Das alles in wenigen Minuten. Wir können nur hoffen, dass dieser Kerl so schnell wie möglich das Weite sucht, Jo.« Aeschbacher griff wieder in die Tüte.
    Johanna beschloss, ihn so lange wie möglich erzählen zu lassen.
    »Wir haben natürlich auch gearbeitet seit letztem Montag. Die Befragung des Haupttäters hat nichts gebracht. Er ist zu abgebrüht. Zu allem Übel hat er verhindert, dass wir den Italiener mit der Zeit vielleicht doch noch hätten weichkochen können. Aber wir haben herausgefunden, was die beiden früher getrieben haben. Der Italiener arbeitete hauptsächlich für einen Zweig der kalabrischen ’Ndrangheta, die in Deutschland operiert. Er wird dringend verdächtigt, im letzten Sommer in Düsseldorf zwei Mitglieder einer verfeindeten Familie erschossen zu haben. Beide Sippen waren hauptsächlich im Schmuggel mit gefälschten Markenprodukten tätig. Das ist ein globales Geschäft. Das Zeug wird in China hergestellt, in Italien an Land gebracht und von da weiter vertrieben. Dass dieser Kerl in Zürich Bernhard Stämpfli entführte, legt zwei mögliche Schlüsse nahe. Entweder ist die Mafia hinter Stämpfli her. Das wäre für diesen recht ungemütlich. Oder der Italiener hatte einen neuen Arbeitgeber. Wenn sich die beiden Familien versöhnt haben, ist es durchaus möglich, dass er das Weite suchen musste. Als Preis für den Frieden.« Aeschbacher blickte zuerst die Schokolade an, dann Johanna. »Ich brauche dringend einen Kaffee, Jo.« Er legte sein Dossier auf das Pult und stand auf.
    »Gute Idee.« Johanna erhob sich ebenfalls.
    Zusammen gingen sie in die Kantine hinauf. Sie war voll. Es war Pausenzeit. Als sie sich in die Schlange reihten, drehten sich einige Köpfe nach Johanna um. Sie ließ einen doppelten Espresso aus der Maschine und bestellte an der Kasse ein Glas Wasser. Aeschbacher bezahlte. An einem Tisch mit Uniformierten fanden sie freie Plätze. Der Mord an ihrem Kollegen und die Flucht des Kroaten waren das Hauptthema. Aeschbacher gab sich zugeknöpft.
    Als Johanna eine Packung Schmerztabletten hervornahm, deutete er mit fragendem Blick auf ihre Stirn.
    Sie nickte.
    »Pass bloß auf, Jo. Kopfschmerzen bis ans Lebensende sind nicht lustig.«
    Sie lächelte gequält und spülte die Pillen mit Wasser hinunter. »Was ist mit dem Fahrzeug der beiden? Der Chrysler, den ich an die Wand geklatscht habe?«
    Aeschbacher lächelte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Ein Mietauto, falsche Papiere, keine Spuren.« Er nippte an seinem Kaffee. »Den Kroaten kann man keiner Organisation zuordnen. Der hat für viele gearbeitet. Immer grobe Sachen. Mit Kleinkram gibt er sich nicht ab.«
    Die Uniformierten wurden aufmerksam.
    Aeschbacher trank seine Tasse aus und lächelte jovial. »Meine Herren, ich wünsche einen schönen Tag.«
    Sie standen auf und gingen zurück in das Büro. Aeschbacher machte sich sofort über die restlichen Pralinen her.
    »Sag mal, Hans. Sagt dir der Name Alexander Bogdanow etwas?«
    Aeschbacher machte große Augen. Es dauerte eine Weile, bis er so viel Schokolade hinuntergeschluckt hatte, dass er wieder sprechen konnte. »Sapperlot, Jo. Ist das ein Zufallstreffer oder weißt du mehr?«
    Johanna lachte. »Freut mich, dass ich es schaffe, dich zu überraschen. Bernhard Stämpfli hat Bogdanow ins Spiel gebracht. Er sagt, dass dieser hinter der Entführung stecke. Weil er ihn als Kunden abgewiesen habe.«
    Aeschbacher bearbeitete seinen Bart. »Dieser von Kranach ist ein Fuchs. Wir hätten dich ins Team holen sollen, Jo. Uns hat Stämpfli nichts dergleichen erzählt. Und wir haben ihn zwei

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