Die Stunde Der Toechter
Sie bitte diese Unverschämtheit. Aber etruskische Kulturgüter liegen mir auch persönlich sehr am Herzen.« Sie schwieg einen Moment. »Selbstverständlich würden wir Ihre Unkosten vergüten. Zudem haben wir die Möglichkeit, in besonderen Fällen einen Finderlohn auszurichten. Diese Praxis hat sich bewährt. Unsere Organisation ist nicht reich. Aber Hilfe wissen wir zu schätzen.« Anne-Nicole Davies verzog keine Miene. »Würden fünftausend Ihre Mühe wenigstens ein bisschen vergelten?«
Einen Moment lang schwieg Judith Stämpfli. Dann fand sie ihre Stimme wieder. »Meinen Sie Euro oder Franken?«
Die andere schmunzelte. »Euro. Wir sind eine internationale Organisation.«
44.
Erich Müller parkte den Wagen. Johanna di Napoli stieg aus und rannte ins Spital. Seit Stunden war Rennen ihre hauptsächliche Fortbewegungsart. Geschlafen hatte sie kaum. Ein, zwei Stunden vielleicht. Im Auto am See. Vor dem Steg bei der Landiwiese.
Zuvor hatte sie Claudia Escher besucht. Sie lag in der Notaufnahme. Mit einem Bluterguss an der rechten Schläfe, einer leichten Gehirnerschütterung und einem gebrochenen Arm. Die Entführer hatten sie überwältigt und niedergeschlagen. Die Tür hatten sie mit einem Rammbock geöffnet. Offensichtlich hatte Hügli jede Zurückhaltung abgelegt.
Johanna betätigte den Liftknopf. Als sich die Tür endlich öffnete, hatte Müller zu ihr aufgeschlossen. Sie überrannte beinahe einen alten Mann mit Gehhilfe, als sie in den Fahrstuhl drängte. Ihr Kollege entschuldigte sich an ihrer Stelle.
Die Ramme hatte noch dort gelegen. Es war eine, wie sie die Polizei ebenfalls verwendete. Die Beamten, die Aeschbacher für die Überwachung von Claudias Wohnung aufgeboten hatte, waren eine halbe Stunde zu spät gewesen. Claudia selbst hatte nicht gesehen, wie ihre Tochter entführt worden war. Aber sie hatte Tamara schreien hören.
Johanna hatte Tamaras Mutter lange im Arm gehalten. Danach hatte sie von Kranach und Aeschbacher aus dem Bett geklingelt. Die beiden hatten Johanna die Organisation der Fahndung überlassen.
Zunächst war sie in Claudias Wohnung gefahren und hatte ein Foto von Tamara geholt. Anschließend hatte sie den Papierkram erledigt. Als die Fahndung endlich lief, war sie froh und frustriert zugleich gewesen. Sie hätte mehr tun wollen. Hüglis Schuppen auseinandernehmen. Ihm die Fresse polieren. Seine aalglatte Tochter an den Haaren auf die Wache zerren. Irgendetwas, das ihre Wut besänftigt hätte. Zu allem Übel blieb auch Bernhard Stämpfli verschwunden. Es war zum Verzweifeln. Also war sie den Rest der Nacht in der Stadt herumgefahren. In der Hoffnung, irgendwo eine Spur aufnehmen zu können. Schließlich war sie am See gelandet und eingeschlafen.
Der Fahrstuhl hielt und Johanna stürmte hinaus.
Metzger grinste, als sie zu ihm ins Zimmer trat. »Hältst du es nicht mehr aus ohne mich?«
Das Lachen gefror ihm im Gesicht, als Müller ebenfalls eintrat.
Johanna ging an Metzgers Bett. Mittlerweile konnte er seine Arme wieder bewegen. Die Hände waren immer noch einbandagiert.
»Wir haben keine Zeit für Spielereien, Martin. Das ist Erich Müller. Ein Kollege von der Kripo.«
Die beiden nickten sich zu.
»Wir brauchen Auskünfte über Hügli. Es ist dringend!«
Martin Metzger deutet auf die Gästestühle. »Fühlt euch wie zu Hause. Wir sind ungestört. Mein Bettnachbar liegt auf dem Schragen. Habt ihr endlich euren Haftbefehl für Werner?«
Müller setzte sich.
Johanna blieb stehen. »Wir haben einen Vorführbefehl für Hügli und seine Tochter. Sie werden dringend verdächtigt, eine Frau entführt zu haben. Deshalb sind wir hier. Wir suchen einen Ort, wo Hügli einen Menschen versteckt. Es muss einen solchen Platz geben. Einer, von dem er sicher sein kann, dass wir dort nicht suchen.«
Martin stöhnte. »Sonst noch was? Werner hat überall Verstecke. Er besitzt Liegenschaften in der ganzen Stadt. Auch außerhalb. Er hatte einmal sogar eine Finca auf Ibiza. Wusstest du das?«
Johanna schüttelte den Kopf. »Ich bin auch nicht sein Groupie.«
Metzger verzog das Gesicht und hob seine verbundenen Hände hoch. »Aua!«
»Entschuldigung, Martin. Ist mir so herausgerutscht.«
Er lächelte wieder. »Reumütig siehst du noch besser aus als wütend!« Unvermittelt blickte er Müller an. »Oh, sorry! Ich wollte nicht indiskret werden. Johanna und ich waren übrigens nie zusammen im Bett. Obschon die Polizei das anders sieht.«
Müller rutschte auf dem Stuhl hin und
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