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Die Stunde der toten Augen

Die Stunde der toten Augen

Titel: Die Stunde der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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versucht."
    Timm sah ihn an, aber er sagte nichts. Sie hockten und lauschten und warteten darauf, daß ihr Pulsschlag sich beruhige.
    „In diese Richtung sind sie gar nicht gekommen", sagte Timm langsam, nachdem er lange Zeit stillgesessen hatte, „sie haben nicht damit gerechnet, daß einer um den Holzplatz herum auf die Straße zuläuft. Ich denke, jetzt werden sie langsam alle haben ..."
    Es klang ängstlich. So als fürchte er, die Suche konnte sich auch noch auf die Gegend erstrecken, in der sie sich aufhielten.
    „Alle, außer Timm und Zado", brummte Zado. „Wie kam das überhaupt? Welcher Idiot ist daran schuld?" Er schüttelte den Kopf, als er hörte, wie es zugegangen war.
    Es war eine Weile still. Sie lauschten beide, aber es war um sie herum nichts zu hören. Dann wischte Zado den Schnee vom Lauf seiner Maschinenpistole und sagte nachdenklich: „War Bindig nicht jenseits der Straße?"
    Timm nickte.
    „Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, daß sie ihn erwischt haben ...", sagte Zado.
    „Ob wir eine Zigarette rauchen?" fragte Timm. Zado bewegte gleichgültig die Schultern. Dabei sagte er: „Sie kriegen uns so und so, ob wir rauchen oder nicht." Er zog eine Zigarette heraus und steckte sie an. Während er Timm das brennende Zündholz hinhielt, fragte er: „Kannst du noch laufen?"
    ja, ich kann."
    „Wie lange?"
    „Bis ich umfalle", antwortete Timm, „hier bleibe ich jedenfalls nicht."
    Zado zog seine Landkarte aus der Tasche. Er schlug sie auf und fuhr mit dem Finger über das Papier. Er konnte die Schrift nicht lesen, denn durch die dichtbeschneiten Äste fiel nur ein schwacher Schein Mondlicht.
    „Und wann wirst du umfallen?" fragte er gleichmütig. „Wir haben drei Tage zu laufen, bis wir in der Nähe der Front sind."
    Er suchte auf der Karte, und dabei beugte er sich tief über das Papier, um besser sehen zu können. Schließlich fand er die Straße, und dann stellte er Berechnungen an, wie weit sie bereits nach Westen gekommen waren. Er merkte, daß seine Finger, die die Karte hielten, zitterten. Aber er zwang sich dazu, nicht an das zu denken, was auf dem Holzplatz geschehen war, auch nicht daran, daß jeden Augenblick eine Streife diesen Teil des Waldes durchkämmen konnte. Er suchte so lange, bis er glaubte, sich zurechtzufinden, und entdeckte dabei gleichzeitig, daß es einen Fluchtweg gab, der einigermaßen aussichtsreich erschien. Aber er war weit, und wer konnte wissen, wie lange Timm durchhielt?
    Dieser Timm, dachte er, man wird ihn mit einer Zaunlatte erschlagen müssen, sonst stirbt er nie. Wenn wir zurückkommen, gibt es außer mir keinen mehr, der mit ihm zusammen angefangen hat. Aber ob wir zurückkommen? - Er kniff die Augen zusammen und stierte auf die Karte. Dieses verfluchte Land, dachte er, es hat zu viele Schlupfwinkel. Für uns, aber auch für die anderen. Und in jedem dieser Schlupfwinkel steckt etwas anderes. Da ein Munitionslager, dort ein Fahrzeugpark, da Panzer und dort Stalinorgeln.
    Es gibt hier mehr Bereitstellungen als Bäume. Und wir zwei wollen durchkommen. Das ist eine Sache, die keine Aussicht hat. Aber wir müssen es versuchen. Es bleibt uns nichts anderes übrig.
    „Los!" sagte er rauh zu Timm. „Mach dich auf, wir wollen weiter. Hier wird es in einer halben Stunde von Patrouillen wimmeln!"
    Timm hielt sich überraschend gut. Er ließ nicht merken, daß es ihm schwerfiel au laufen. Aber manchmal sah Zado, daß er die Lippen zwischen die Zähne gezogen hatte. Zado führte, und sie schlichen nach Westen aus dem Wald heraus. Es war gegen Morgen, als sie eine buschbewachsene Ebene erreichten, auf der sich nur in sehr großen Abständen ein paar Baumgruppen befanden. Zado starrte in die Dämmerung und versuchte zu erkennen, ob in dem Gelände vor ihnen Menschen waren. Es war nichts zu sehen und kein Laut zu hören. Der Schnee vor ihnen war unberührt, aber sie konnten nicht weit sehen.
    „Gehen wir ...", schlug Timm vor.
    Zado hielt ihn zurück. Diese Ebene hatte ihre Tücken, und sie würden sich erst zeigen, wenn es genug Licht gab, alles zu erkennen.
    „Mir ist nicht wohl", sagte Zado und sah auf den braunen Mantel, der unter dem weißen Umhang hervorsah. „In diesen Sachen ist mir nicht wohl. Ich komme mir nicht mehr wie ein Soldat vor."
    „Aber es hat sie ein halbes Dutzend Fahrzeuge gekostet", sagte Timm, „und das ist auch was."
    Zado blickte eine Weile geradeaus, als suche er etwas im Morgendunst. Dann sagte er: „Glaubst du noch im Ernst

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