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Die Stunde der toten Augen

Die Stunde der toten Augen

Titel: Die Stunde der toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Ich mache jeden fertig; ihr wißt, wie es aussieht, wenn ich euch fertigmache. Aber so, wie ich euch fertigmache, wenn einer von euch bei Conny auffällt, seid ihr noch nie fertiggemacht worden. Der ganze Haufen ist dran, wenn einer auffällt. Das ist alles. Mehr hört ihr nicht von mir."
    Sie liefen mit aufgesetzten Gasmasken im Kreis, als der Heilgehilfe erschien und sich bei Timm meldete.
    Timm hörte sich an, was er ihm mitteilte, dann fragte er lauernd zurück: „Untersuchung? Wer hat die angeordnet?"
    „Der Regimentskommandeur, Herr Unteroffizier", sagte der Heilgehilfe, „es muß unbedingt heute noch gemacht werden."
    „Bei mir ist niemand krank", erklärte Timm. Er wandte sich an die Soldaten, die immer weiter im Kreis liefen.
    „Jemand von euch krank?"
    Es kam keine Antwort.
    „Haben Sie was gehört?" fragte Timm den Heilgehilfen.
    „Nein, Herr Unteroffizier."
    „Dann verschwinden Sie,"
    Aber am Nachmittag wurden sie doch untersucht. Der Kompaniechef befahl Timm persönlich, seinen Zug zum Revier zu führen. Im Revier hatten sie sich auf Massenbetrieb eingerichtet. Das bedeutete irgendetwas. Die Männer standen nackt in einer Reihe nebeneinander, und Timm ging vor ihnen auf und ab, bis der Stabsarzt kam. Es war keine sehr gründliche Untersuchung, aber es war auch nicht nötig, gründlich zu untersuchen, denn diese Männer waren das gesündeste Material, was man hatte auftreiben können. Sie waren ausgesucht. Eine einzige Untersuchung führte der Stabsarzt gründlich durch. Er drückte das Geschlechtsteil jedes Soldaten und befahl zu husten.
    Timm stand mit gerunzelter Stirn dabei.
    Nach dem Stabsarzt kam der Oberarzt vom Revier. Er ging die Reihe der Männer entlang und sah ihnen in den Mund. Bei dem einen oder anderen klopfte er mit einem Nickelinstrument gegen die Zähne. Dann wiederholte er dasselbe, was zuvor schon der Stabsarzt getan harte. Timm wippte mit den Fußspitzen. Nach dem Oberarzt kam der Revierarzt. Er besah sich die Augäpfel der Männer, indem er die Lider herunterzog. Dann wiederholte er das gleiche wie die beiden anderen vor ihm. Die Männer grinsten. Timm trat näher. Er blieb neben dem Arzt stehen und fragte: „Was ist eigentlich los? Ist morgen Besichtigung oder wird ein Bordell gestürmt?"
    Der Arzt lächelte. Dann sagte er zu Timm: „Unteroffizier, das hat mit der Besichtigung nichts zu tun. Das ist eine andere Sache. Sie werden davon zu gegebener Zeit erfahren."
    Es war die kürzeste Besichtigung, die Conrad jemals abgehalten hatte. Er kam und nahm die Meldung entgegen. Sein Gesicht blieb unbewegt, als die Kompanien den Präsentiergriff ausführten. Conrad ordnete an, daß keine Übung stattfand. Er trat in das Viereck, das die Truppe bildete, und erklärte mit seiner etwas heiseren Stimme: „Soldaten der Fallschirmtruppe! Eure Ausbildung ist zu Ende. Ihr seid jetzt mit allen Waffen vertraut und für alle Aufgaben vorbereitet. Die erste Aufgabe erwartet euch in wenigen Tagen. Ich erwarte von euch, daß ihr sie ehrenhaft erfüllt. Der Führer blickt auf euch. Denkt immer daran, wenn ihr in den nächsten Tagen euren Standort wechselt und auf einen Posten gestellt werdet, auf dem wir harte, unüberwindliche Männer brauchen. Ich erwarte von euch, daß ihr eure Pflicht tut. Der heutige Tag ist dienstfrei."
    Der September war heiß. Die polnische Landschaft bestand aus Wald und flimmerndem Staub. Die Kompanie marschierte. Wenn einer den Mund öffnete, um etwas zu sagen, brachte er nichts weiter heraus als ein Krächzen.
    Die Fallschirme lagen irgendwo in Deutschland. In diesem Land wurden keine Fallschirme gebraucht. Hier wurde marschiert.
    An den Fluß kamen sie gegen Mittag. Es führte nur eine leichte Holzbrücke über das Wasser. Offenbar war es nicht mehr möglich gewesen, sie zu sprengen. Das Feuer kam von der anderen Seite. Es tötete die beiden Soldaten, die zuerst die Brücke betraten.
    Timm lag eine Weile im Gehölz, ein paar hundert Meter vom Ufer entfernt, und preßte das Glas an die Augen. Es war ein einziges Maschinengewehrnest, aber es lag günstig und war mit zwei Maschinengewehren besetzt. Als Timm genug gesehen hatte, kroch er zurück und sprach eine Minute mit dem Leutnant. Der nickte und tippte an die Mütze.
    „Ein Spucker! rief Timm nach hinten. Er krempelte sich die Ärmel hoch und wählte sechs Männer aus, die mit ihm gingen. Dazu kam die Bedienung des Granatwerfers.
    Sie gingen flußab. Dort war niemand mehr, der von der anderen Seite schoß. Eine

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