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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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wieder hin- und herrannte. Unglücklicherweise durchmaß sie die Länge der Zelle mit nur einem Schritt. Sie drehte sich um die eigene Achse, zur einen Seite und zur anderen, und starrte die Männer an, die sie gefangen hielten; genau wie die neurotischen Raubtiere im Zoo, die von ihren eigenen Bewegungen hypnotisiert zu sein scheinen.

    Ein zahmer Haushund, der wütend oder verängstigt ist, mag sich heiser bellen – schließlich wurden sie dazu gezüchtet in ihrer Rolle als Wachhunde. In der Wildnis bellen Wölfe nur selten. Meine Wölfin verhielt sich still. Im gesamten Labor herrschte tödliches Schweigen, abgesehen von dem Kratzen ihrer Krallen auf dem Linoleum. Das Mikro lag auf dem Boden, an meinem abgeworfenen T-Shirt befestigt, und übertrug die Geräusche.
    Duke ließ sich vor der Scheibe auf die Knie fallen. Er lachte unfreundlich. »Sehen Sie? Sehen Sie, womit wir es zu tun haben? Das kann man nicht einfach ignorieren!« Er sah in die Kamera und deutete auf die Wölfin.
    Erschrocken wich sie zurück. Den Kopf gesenkt, die Ohren nach vorne gerichtet, wartete sie auf eine Herausforderung zum Kampf.
    Duke runzelte die Stirn. Offensichtlich erwartete er ein geiferndes, jaulendes Untier, das sich gegen die Scheibe warf, weil es ihn angreifen wollte.
    Â»Komm mir nicht so«, sagte er. »Spiel nicht die Scheue. Du kriegst von niemandem Mitleid. Du wirst ihnen zeigen , was du wirklich bist. Ich werde dich dazu bringen, es zu zeigen!«
    Er stand hastig auf und sprang auf Stockton zu, der auf der anderen Seite der Zelle stand. Überrascht hielt sich der Reporter die Arme schützend vor das Gesicht.
    Mit weit aufgerissenen Augen und hämisch gefletschten Zähnen packte Duke Stockton am Arm und zerrte an ihm, sodass der Reporter das Gleichgewicht verlor. Dann öffnete er die schlitzförmige Luke in der Tür und schob Stocktons Hand hindurch.

    Stockton schrie vor Panik auf und versuchte zu entkommen, doch Duke hielt ihn fest, indem er sich mit seinem gesamten Körpergewicht gegen den Reporter lehnte. Ein lebhaftes altes Kerlchen, was?
    Â»Mach schon! Beiß ihn!«, rief Duke. »Zeig uns, was du bist, wie du bist! Greif ihn an!«
    Die Wölfin ließ den Schwanz sinken und wich zurück, um sich von dem tobsüchtigen Verrückten zu entfernen. Sie hatte gelernt, Ärger aus dem Weg zu gehen.
    Mit einem leisen Winseln und trauriger Miene ließ sie sich in der gegenüberliegenden Ecke der Zelle nieder – so nahe sie der Ecke kommen konnte, ohne die Wände zu berühren. Sie lag flach da, und ihr Maul ruhte auf den Vorderpfoten.
    Ungläubig und mit offenem Mund starrte Duke sie an. Stockton nutzte die Gelegenheit, um sich aus Dukes Griff zu befreien und von der Tür zurückzuweichen.
    Alle starrten die Wölfin an, die in der Ecke kauerte. Sie war völlig verängstigt und wollte nur in Ruhe gelassen werden. Sie machte sich noch nicht einmal über das Fleisch her.
    An dieser Stelle brach die Übertragung ab. Eine traurige Wölfin zu beobachten war nicht sonderlich aufregend, hatte der Sender entschieden.

Zwölf
    Ich erwachte zitternd. Das Linoleum war kalt. Ich schlang die Arme um mich, aber ich war nackt, lag zusammengerollt auf dem Boden und fror erbärmlich. Meine Jeans lag ein gutes Stück von mir entfernt mitten auf dem Zellenboden. Mein T-Shirt war zerrissen, und es ließ sich nicht sagen, ob man es überhaupt noch anziehen konnte.
    Die Zellentür stand offen.
    Seufzend machte ich mich auf die mühselige Prozedur des Anziehens gefasst. Ich musste hier heraus.
    Als ich die halbe Strecke über den Boden gekrochen war, sah ich Flemming außerhalb der Zelle. Er lehnte mit verschränkten Armen an einem Labortisch und beobachtete mich.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als unbeirrt weiterzumachen. Rasch zog ich mir die Jeans an und angelte nach meinem T-Shirt. Es war an der Seite eingerissen, die Naht entlang, aber es würde genügen müssen. Ich setzte mich auf die Pritsche, um mir die Turnschuhe zuzubinden.
    Â»Und? Haben Sie bekommen, was Sie wollten? Abgesehen davon, die halbe Nacht lang einer nackten Frau beim Schlafen zuzusehen.« Ich versuchte wütend zu klingen, aber meine Stimme überschlug sich, war so matt, dass sie beinahe ganz versagte.
    Er blickte mich finster an und sah dann weg. »Ich weiß
es nicht. Das Sendernetzwerk hat die Live-Aufnahmen eine Stunde lang

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