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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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hier jedenfalls nicht ausgegeben.
    Das Gebäude roch nach Klinik, antiseptisch und krank. Selbst die gründlichsten Reinigungsversuche reichten nie aus, um die Krankheit, den Verfall und den Umstand, dass Menschen Schmerzen litten und unglücklich waren, vollständig zu verdecken. Ich atmete lieber nicht zu tief ein.
    Auf Flemmings Namensschild stieß ich am Ende eines wenig benutzten Korridors, nachdem ich an mehreren Türen vorübergegangen war, die nicht gekennzeichnet waren. Seit fünf Minuten war mir kein anderer Mensch mehr begegnet. Anscheinend hatte man ihn dorthin verbannt, wo er am wenigsten im Weg war.
    Ich klopfte an die Tür und lauschte. Jemand war in dem Zimmer. Ich lehnte mich dicht an die Tür und versuchte, die Geräusche zu identifizieren. Ein mechanisches Surren, beinahe ununterbrochen. Papierrascheln. Ein Aktenvernichter, der auf Hochtouren lief.
    Wenn das mal nicht ausreichte, um meinen Verdacht zu erregen …!
    Ich klopfte lauter und versuchte, den Türknauf zu drehen. Es war abgesperrt, und als Schlüssel benötigte man eine Magnetkarte. Ich konnte mich nicht hineinschleichen und den guten Doktor auf frischer Tat ertappen.
Herrje! Ich rüttelte hartnäckig an dem Türknauf. Der Aktenvernichter kam quietschend zum Stillstand. Ich rechnete damit, Schritte zu hören, schweres Atmen, das Geräusch einer Kanone, die entsichert wurde, was auch immer. Hatte sich Flemming – oder wer immer da drin sein mochte – durch den Hinterausgang davongeschlichen? Ich fragte mich, ob Bradley einen Dietrich besaß, der bei Kartenlesegeräten funktionierte.
    Ich überlegte: War ich bereit, so tief zu sinken, Flemmings Abfall zu durchsuchen und Schnipsel zerkleinerter Dokumente zusammenzusetzen, um herauszufinden, worum es bei seinen Forschungen tatsächlich ging und was er zu verbergen hatte?
    Im Zusammensetzen von Puzzles war ich nicht sonderlich gut.
    Da erklangen die Schritte, auf die ich gewartet hatte, das Geräusch von Slippern auf Linoleum.
    Â»Ja?«, fragte eine Stimme. Flemming.
    Ich bediente mich meiner fröhlichsten Radiostimme. »Hi! Bin ich hier richtig, um mich für eine Führung durch die Labors anzumelden?«
    Das Schloss klickte, und die Tür öffnete sich einen Spalt. Flemming starrte mich mit verblüffter Miene und weit aufgerissenen Augen an. »Sie haben hier nichts verloren.«
    Er wandte sich ab, ließ die Tür jedoch offen, was ich als Einladung betrachtete und ihm in den Raum folgte.
    Es herrschte heilloses Durcheinander. Als hätte eine Bombe eingeschlagen, hätte ich beinahe schon gesagt, aber das stimmte nicht. Das Chaos machte einen gewachsenen Eindruck, als habe es sich im Laufe der Zeit wie
Schichtgestein angesammelt. Flemming war offensichtlich jemand, der alles stapelweise ordnete. Papiere, Mappen, Bücher, Fachzeitschriften, Klemmbretter – mehr sah ich auf den ersten Blick nicht. Die Stapel drängten sich auf dem Boden um die beiden Schreibtische, lauerten in Winkeln und versperrten den Weg zu den Bücherregalen, die an den Wänden entlangliefen. Drei Computer, ältere Modelle, standen auf den Schreibtischen. Sollte ich die glänzende Menschenfeindlichkeit eines geheimen Hightech-Labors der Regierung erwartet haben, wurde ich enttäuscht. Das hier sah mehr nach einem Dozentensprechzimmer an einer schlecht finanzierten Universitätsfakultät aus. Eine zweite Tür am hinteren Ende führte wer weiß wohin. Wahrscheinlich zu einer Sammlung von Mänteln und Regenschirmen. Die Tür hatte eine Milchglasscheibe, doch dahinter war es dunkel.
    Der hüfthohe, leistungsstarke Aktenvernichter stand halb im Verborgenen an der hinteren Wand. Flemming kehrte wieder zu ihm und dem Papierstapel auf dem Tisch daneben zurück.
    Â»Alles in Ordnung, Doktor?«
    Â»Ich räume bloß auf.«
    Â»Falls Sie hier ausziehen müssen, meinen Sie?«
    Â»Vielleicht.«
    Â»Heute also keine Laborführungen?« Er hatte wieder mit dem Schreddern angefangen, und ich musste lauter sprechen, um mir trotz des Lärms Gehör zu verschaffen.
    Â»Ms. Norville, dies ist kein guter Zeitpunkt.«
    Â»Kann ich morgen wiederkommen?«
    Â»Nein.«

    Â»Sie haben keine armen Praktikanten, die mich herumführen könnten?«
    Â»Nein. Außer mir gibt es niemanden.«
    Die ganze Szene brachte mich auf den Gedanken, dass Flemming nicht einfach nur Angst hatte, seine

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