Die Stunde der Wahrheit
Acoma hielten immer noch ihre Position inmitten der Chocha-la-Felder, und der Kommandeur der Tuscalora bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. Die Acoma könnten die Felder erneut in Brand stecken, bevor die Tuscalora sie zurückdrängen konnten.
Jidu schwitzte und beeilte sich, die Angelegenheit als Mißverständnis abzutun. »Es war eine Vereinbarung unter Männern, Mylady Ich hatte mit Eurem verstorbenen Ehemann viele Wetten abgeschlossen. Manchmal gewann er, manchmal ich. Wir ließen die Summen zusammenkommen, und wenn ich eine Wette gewonnen hatte, wurde der Betrag wieder abgezogen. Wenn ich später wieder im Vorteil war, ließ ich dafür die Schulden ansteigen. Das war … eine Vereinbarung unter Lords.«
»Nun, ich spiele nicht, Lord Jidu.« Maras Gesicht wurde härter, und sie richtete ihre wütenden Augen auf ihren unfreiwilligen Gastgeber. »Ich denke, wir sollten einfach nur die Form der Bezahlung klären … und der Wiedergutmachung für den Schaden, den Ihr meiner Ehre zugefügt habt. Hier sind heute Soldaten der Acoma gestorben!«
»Ihr verlangt etwas Unmögliches!« Der Lord der Tuscalora fuchtelte mit seinen rundlichen Händen in der Luft herum und offenbarte, unüblich für einen Tsuram, seine große Anspannung.
Mara wölbte die Brauen. »Ihr wollt diese Schuld immer noch nicht begleichen?« Sie blickte unverblümt auf die Acoma-Soldaten, die dicht aneinandergedrängt neben ihr standen. In ihrer Mitte befand sich ein Bogenschütze, bereit, einen weiteren Pfeil als Zeichen abzufeuern. Jidu starrte auf die Muschelpailletten, die seine Sandalen schmückten. »O Mylady … Es tut mir leid, wenn ich Euch Unannehmlichkeiten bereiten muß. Doch auch Drohungen können die Tatsache nicht ändern, daß ich im Augenblick nicht in der Lage bin, die Schuld zu begleichen. Natürlich werde ich meiner Verpflichtung in vollem Umfang nachkommen, wenn die Umstände es zulassen. Darauf habt Ihr mein Ehrenwort.«
Mara saß reglos da. Ihre Stimme war hart und angespannt. »Ich bin im Moment nicht in der Stimmung, Geduld zu üben, Lord Jidu. Wann kann ich mit der Bezahlung rechnen?«
Jidu sah beschämt aus, als er Farbe bekennen mußte. »Ich habe gerade einige persönliche Rückschläge erlitten, Lady Mara. Aber ich kann Euch sicher versprechen, daß Ihr Eure Entschädigung erhaltet, wenn die diesjährige Ernte auf dem Markt ist.«
Falls sie auf den Markt kommt, dachte Mara treffend. Sie lehnte sich zurück. »Die Chocha-la-Ernte ist frühestens in drei Monaten fällig, Lord Jidu. Ihr erwartet ernsthaft von mir, daß ich bis dahin auf zweitausend Centunes Metall warte – und auf meine Wiedergutmachung?«
»Aber das müßt Ihr!« erklärte der Lord der Tuscalora verzweifelt. Angespannt gab er dem kleinen, dünnen Mann, der an seiner Seite saß, ein Zeichen. Sijana, der Hadonra der Tuscalora, rollte hastig ein Pergament auseinander, um die Finanzen des Gutsbesitzes vor ihnen auszubreiten. Er flüsterte wild in das Ohr seines Herrn und hielt dann erwartungsvoll inne. Lord Jidu tätschelte seinen Bauch mit wiedergewonnener Zuversicht. »Lady, tatsächlich könnte ich zweitausend Centuries jetzt sofort zahlen – plus weitere fünfhundert, um den Schaden zu erstatten, den Ihr erlitten habt. Doch die Zahlung einer solch großen Summe auf einen Schlag würde mich daran hindern, die Bepflanzung für das nächste Jahr auszudehnen. Lord Buntokapi hat das verstanden und mir einen angemessenen Rückzahlungsplan zugestanden, fünfhundert Centuries jährlich über einen Zeitraum von vier Jahren – sagen wir fünf Jahre, um die Wiedergutmachung ebenfalls zu begleichen.« Das Nicken des Hadonra wandelte sich jetzt in Bestürzung, und tiefe Röte überflutete Jidus Gesicht, als er bemerkte, daß er damit seiner ursprünglichen Behauptung widersprochen hatte, derzufolge die gesamte Summe mit zukünftigen Wetten verrechnet werden sollte. Da er sicher war, daß Mara diese kleine, doch schamvolle Lüge bemerken und thematisieren würde, versuchte er sie durch ein besonderes Entgegenkommen zu besänftigen. »Ich zahle natürlich auch Zinsen.«
Tiefe Stille trat ein, unterbrochen nur durch Jidus schweres Atmen und das kaum wahrnehmbare Quietschen der Rüstung Papewaios, als dieser sein Gewicht auf die Fußballen verlagerte. Mara öffnete mit der unversehrten Hand den Fächer, und ihre Haltung war giftig-süß. »Ihr argumentiert wie ein Geldleiher, während die Soldaten der Acoma tot vor Eurer Tür liegen? Wenn mein verstorbener
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