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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Tecuma in die Knie zwingen! Den Jungen als Tausch dafür, daß die Anasati der Knegsallianz ihre Unterstützung entzogen! Jidu lächelte bei dem Gedanken. Das Große Spiel verteilte nicht nur an die Schwachen, sondern auch an die Starken empfindliche Hiebe; und jeder Verbündete des Kriegsherrn mußte zurückgedrängt werden. Der Krieg raubte dem Handel mit Chocha zuviel Geld, nahm es unwiederbringlich weg und trug es in die Taschen der Rüstungsmacher und Waffenmeister.
    Doch alles hing von diesem Sieg ab, und die Soldaten der Acoma weigerten sich mit einer beängstigenden Hartnäckigkeit zu sterben. Vielleicht hatte er zu vielen befohlen, die Acoma-Soldaten an der Grenze anzugreifen, dachte Jidu. Beide Seiten hatten bereits Verluste erlitten, doch jetzt stand es nicht mehr viel besser als zwei gegen eins zugunsten der Tuscalora. Wieder schob sich der grüne Federbusch des Offiziers ein Stück zurück, und der Erste Befehlshaber der Tuscalora forderte seine Leute auf, ihm nachzusetzen. Jetzt blieben nur noch eine Handvoll Soldaten zurück, die sich mit schwingenden Schwertern in den müden Händen um Maras Sänfte scharten. Ihr Ende stand unmittelbar bevor.
    Plötzlich raste ein atemloser Bote auf das Herrenhaus zu. Der Mann warf sich vor seinem Herrn in den Staub. »Lord, die Truppen der Acoma sind durch die Gärten gedrungen und haben die Chocha-Büsche in Brand gesteckt.«
    Laut brüllend vor Wut rief Jidu seinen Hadonra herbei. Doch es folgten noch schlimmere Nachrichten. Der Bote holte keuchend Luft und beendete seinen Bericht: »Zwei Befehlshaber der Acoma mit einer Truppe von dreihundert Kriegern haben zwischen den brennenden Feldern und dem Fluß Stellung bezogen. Keiner unserer Arbeiter kommt zum Wasser durch, um die Flammen zu bekämpfen.«
    Der Lord der Tuscalora sprang auf die Füße. Jetzt wurde es ernst. Die Chocha-Büsche wuchsen erschreckend langsam, und bis ein neues Feld alt genug war, um genügend Ernte abzuwerfen und so seinen Verlust auszugleichen, wäre er längst nicht mehr am Leben. Wenn die Büsche abbrannten, konnte er mit den Erträgen der diesjährigen Ernte die Gläubiger nicht auszahlen. Der Ruin würde Jidus Haus heimsuchen und der Reichtum der Tuscalora zu nichts als Asche zerfallen.
    Der Lord der Tuscalora befahl dem erschöpften Boten mit einer unwirschen Handbewegung, aus dem Weg zu gehen, und rief seinem Läufer zu: »Hol die Hilfstruppen aus den Baracken! Sie sollen den Arbeitern den Weg freimachen!«
    Der Junge rannte los; und plötzlich verlor der Gedanke, daß Maras Eskorte so gut wie vernichtet war, seinen Reiz. Rauch hüllte den morgendlichen Himmel in ein teuflisches, rußiges Schwarz. Offensichtlich waren die Feuer hervorragend gelegt worden. Lord Jidu schlug den zweiten Boten beinahe, als der mit der Nachricht erschien, daß bald sämtliche Felder hoffnungslos in Flammen stehen würden – wenn nicht die Streitmacht der Acoma dazu gebracht werden konnte, der Löschtruppe den Weg zum Fluß freizugeben.
    Jidu zögerte, dann gab er dem Hornträger ein Zeichen. »Sie sollen sich zurückziehen!« befahl er voller Bitterkeit. Mara hatte ihn vor die Wahl gestellt, entweder eine harte oder eine bittere Entscheidung zu treffen: Entweder mußte er ihr die Ehre zurückgeben und damit seinen Fehler als ein Zeichen der Unehre eingestehen, oder er konnte sie um den Preis der Zerstörung seines eigenen Hauses vernichten.
    Der Bote entlockte dem Horn eine Serie von Tönen, und der Befehlshaber der Tuscalora drehte sich in offener Verwunderung um. Endlich war der Sieg zum Greifen nah, und sein Herr gab das Zeichen zum Rückzug. Doch der Gehorsam der Tsurani war sprichwörtlich, und so zog er seine Männer augenblicklich von den umzingelten feindlichen Wachen zurück.
    Von den fünfzig Soldaten, die beim Herrenhaus der Tuscalora angekommen waren, standen jetzt nur noch weniger als zwanzig um die blutbespritzte Sänfte ihrer Herrin.
    »Ich möchte einen Waffenstillstand!«, rief Jidu.
    »Bietet der Lady der Acoma Eure offizielle Entschuldigung an!« rief der Offizier mit dem grünen Federbusch, der sein Schwert immer noch kampfbereit erhoben hatte, sollte es erneut zum Kampf kommen. »Stellt ihre Ehre wieder her, Lord Jidu, und die Krieger der Acoma werden ihre Waffen niederlegen und Euren Männern helfen, die Ernte zu retten.«
    Der Lord der Tuscalora trat unruhig von einem Fuß auf den anderen; er war wütend, als er erkannte, daß er hereingelegt worden war. Das Mädchen in der Sänfte

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