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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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besser. Bruli hatte auf diesen Augenblick gehofft, war den größten Teil der Woche unruhig gewesen vor leidenschaftlicher Erwartung. Er öffnete seine Arme und lud Mara ein, ihm Gesellschaft zu leisten. Sie aber lächelte statt dessen und griff nach einer Phiole und einem Stück Duftseife. Die unschätzbar teuren Metallglöckchen an den Handgelenken klingelten wieder, während sie die wohlriechenden Öle auf der Oberfläche des Wassers verteilte. Ein Regenbogen bildete sich schimmernd um Brulis athletische Gestalt. Er schloß voller Zufriedenheit die Augen, während sich die Glöckchen hinter ihm bewegten und kleine Hände begannen, seinen Rücken einzuseifen.
    »Ihr fühlt Euch so gut an«, murmelte Bruli.
    Ihre Hände schmolzen dahin wie Geister. Die Glöckchen sangen eine letzte Melodie und verklangen, und leichte Wellen wirbelten das Wasser auf. Bruli öffnete die Augen und fand Mara vor sich in der Wanne; mit sinnlicher Hingabe seifte sie ihren Körper ein. Er leckte sich über die Lippen, ohne die Berechnung in ihren hübschen Augen zu bemerken. Aus dem rührseligen Grinsen auf seinem Gesicht schloß Mara, daß sie die Rolle der Verführerin mit großer Überzeugung spielte.
    Die Atemzüge des Mannes klangen jetzt beinahe so schwer wie die von Buntokapi. Mara war nicht überrascht, als Bruli nach einem anderen Seifenstück griff und sich anschickte, ihr zu helfen. Sie drehte sich anmutig beiseite und versank bis zum Hals im Wasser. Schaum und in allen Regenbogenfarben schillerndes Öl hüllten ihren Körper ein, und als Bruli die kräftigen Hände nach ihr ausstreckte, kam ihm die Lady mit einem Lächeln zuvor. »Nein, laßt mich.« Badeöl schwappte über den Rand der Wanne, als sie an seine Seite kam und spielerisch seinen Kopf unter Wasser drückte. Der junge Mann tauchte prustend unter und lachend wieder auf und grabschte mit den Händen nach ihr. Doch Mara war inzwischen hinter ihn geglitten. Aufreizend langsam wusch sie seine Haare. Bruli zitterte vor Vergnügen, als er sich die Berührung ihrer Hände auf anderen Stellen seines Körpers ausmalte. Mara arbeitete sich von den Haaren weiter nach unten, wechselte jetzt zu einer sanften Massage seines Nackens und Rückens. Bruli schob seinen Körper zurück und spürte die Spitzen ihrer Brüste an den Schultern. Er langte mit den Händen nach hinten über seinen Kopf, doch ihre Hände entschlüpften ihm, glitten nach vorn und liebkosten jetzt seine Schlüsselbeine und die Brust. Mara bemerkte, wie sehr sein Körper inzwischen bebte, und sie hoffte inbrünstig, daß der Läufer endlich erscheinen würde. Es fielen ihr keine Verzögerungstricks mehr ein, und auf eine merkwürdige Weise, die sie nicht hatte vorhersehen können, spürte auch sie in ihren Lenden eine merkwürdige Spannung. Das Gefühl ängstigte sie, denn Buntokapis Zuwendungen hatten niemals solche Gefühle in ihr geweckt. Die wohlriechende Seife erfüllte die Luft mit einem blühenden Duft, und das Nachmittagslicht fiel durch die bunten Läden und verwandelte den Baderaum in einen weichen, sanften Ort für Liebende. Doch Mara wußte, daß es genausogut ein Ort des Tötens sein konnte, schließlich wartete Papewaio hinter dem Laden. Dieser Mann war ein Vasall der Minwanabi, ein Feind, und sie durfte nicht die Kontrolle verlieren.
    Verführerisch fuhr sie mit der Hand an Brulis Bauch entlang und noch weiter hinunter. Er zitterte und lächelte sie an, und genau in diesem Moment wurde der Laden zurückgeschoben, und die atemlose Gestalt ihres Läufers erschien.
    »Mistress, ich bitte um Vergebung, doch Euer Hadonra sagt, es sei eine Nachricht von höchster Wichtigkeit angekommen.«
    Mara warf Bruli einen enttäuschten Blick zu und erhob sich aus der Wanne. Dienerinnen eilten mit Tüchern herbei, und Bruli, von seiner Lust gepeinigt, starrte dumpf den letzten glitzernden Stellen ihres nackten Fleisches hinterher, das jetzt in Leinentüchern verschwand. Mara lauschte der erfundenen Nachricht und wandte sich ihm mit offenem Bedauern zu. »Bruli, es tut mir fürchterlich leid, doch ich muß Euch jetzt verlassen und mich um eine unerwartete Angelegenheit von äußerster Dringlichkeit kümmern.«
    Sie biß sich auf die Lippe und hielt schon eine Erklärung für den Fall bereit, daß er wissen wollte, was genau geschehen war. Doch seine Gedanken waren nur mit der Enttäuschung beschäftigt, und er fragte lediglich: »Kann das nicht warten?«
    »Nein.« Mara machte eine hilflose Geste. »Ich fürchte, das

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