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Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1

Titel: Die Stunde der Zeitreisenden: Hourglass 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra McEntire
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meinem Haar und schüttelte es aus. Dann stieg ich aus und marschierte entschlossen zur Eingangstreppe. Bevor ich die oberste Stufe erreicht hatte, flog die Tür auf.
    »Warum ist es unmöglich für dich zu tun, was man dir sagt?« Michael trug dieselben Sachen, die ich beim letzten Mal an ihm gesehen hatte. Sie waren zerknittert, als wäre er damit ins Bett gegangen, obwohl er nicht aussah, als ob er viel Schlaf bekommen hätte. Seine Augen waren blutunterlaufen, die Wangen voller Bartstoppeln. Ich fragte mich kurz, wie sie sich wohl auf meiner Haut anfühlen würden, wenn er mich küsste.
    Dann fiel mir wieder ein, dass ich sauer war.
    »Warum kannst du nicht anrufen, obwohl du’s versprochen hast?«, fragte ich empört und versetzte ihm einen ordentlichen Schubs gegen die Brust, wobei mir ein heftiger Stromstoß bis in die Zehen fuhr. »Mein Bruder hat mich praktisch zuhause angekettet. Die ganze Nacht habe ich mir Sorgen gemacht und mich gefragt, was los war.«
    »Ganz ruhig. Hör sofort auf zu schreien.« Er rieb sich die Augen. »Es war eine lange Nacht. Entschuldigung, dass ich nicht angerufen habe, aber wir mussten ewig lang nach Kaleb suchen.«
    »Wir?«, fragte ich eifersüchtig.
    »Wir. Ich, Dune, Ava und Nate.« Er lehnte sich an die Hauswand. »Wir mussten uns aufteilen und einen Schuppen nach dem anderen absuchen. Er war in Nashville auf Kneipentour. Zum Glück ist er nicht mit dem Auto gefahren.«
    »Ist er überhaupt schon alt genug, um in Bars reinzukommen?«
    »Er ist fast achtzehn, hat aber einen gefälschten Ausweis. Er benutzt ihn für viele Dinge, die er nicht tun sollte. Man sieht immer gleich, wenn Kaleb darauf versessen ist, was anzustellen. Ein Freund hat hier angerufen, und Ava ist drangegangen. Sie konnte mich nicht auf dem Handy erreichen, also musste sie zur Wohnung kommen.«
    Musste. Wer’s glaubt.
    »Komm rein.« Michael öffnete die Fliegentür. »Aber ich muss dich vorwarnen: Es ist kein schöner Anblick. Kaleb ist mein bester Freund. Bitte beurteile ihn nicht nach dem, was du gleich siehst.«
    Er hielt mir die Tür auf, und ich folgte ihm in den Wohnbereich. Eine Geruchsmischung aus Brauerei und Tankstellentoilette schlug mir entgegen.
    »Puh!«
    Im Schummerlicht sah ich einen Fuß über der Sofalehne hängen. Es war ein großer Fuß mit einem Stacheldraht-Tattoo um den Knöchel. Ich schlich herein und warf einen Blick auf den ausgestreckten, schnarchenden Schläfer.
    Auf dem einen der beeindruckenden Oberarmmuskeln prangte ein Drachenkopf, auf dem anderen ein gegabelter Schwanz. Kaleb war größer und kräftiger gebaut als Michael und hatte den ausgeprägtesten Waschbrettbauch, den ich je gesehen hatte. Die kleine Flanelldecke über seinen Lenden hätte für mich die passende Größe gehabt. Bei ihm sah sie aus wie ein Handtuch.
    »Warum hat er nichts an?«, flüsterte ich.
    »Das möchtest du lieber nicht wissen«, antwortete Michael und verzog das Gesicht.
    Ich rümpfte die Nase und atmete durch den Mund. Ich trat etwas näher und musterte sein Gesicht, das im unverkaterten Zustand sehr hübsch sein musste. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten und die Ohren wurden von winzigen Kreolen geziert  – ein bisschen wie ein … sexy Pirat. Als er stöhnend eines seiner veilchenblauen Augen öffnete, schreckte ich zurück.
    Kaleb hatte Mühe, sich zu orientieren. Unter seinen dichtbewimperten Augen waren dunkle Ringe. »Bin ich tot? Bist du ein Engel? Ein verdammt heißer Engel. Komm her«, lallte er.
    Nicht verkatert.
    Immer noch betrunken.
    Dann versteckte ich mich schleunigst hinter Michael, denn Kaleb wollte mit seiner bratpfannengroßen Hand nach mir grapschen. Er war beängstigend groß, fast nackt und erinnerte an einen entlaufenen Sträfling.
    »Hey, Mike. Hab’s schon wieder gemacht.« Kaleb grinste, und sein Gesicht hellte sich auf. Angezogen und nüchtern mochte es liebenswert aussehen. Nur im Moment nicht.
    »Ja, Kaleb, schon wieder«, sagte Michael und klang wie ein nachsichtiger, entnervter Erzieher.
    »Wer hat mich nach Hause geholt? Die da war jedenfalls nicht dabei.« Er zeigte grinsend auf mich. »An sie würd ich mich erinnern.«
    »Ich hab dich abgeschleppt«, erwiderte Michael. »Zusammen mit Nate und Ava.«
    Kaleb verschränkte die Arme hinterm Kopf und schloss die Augen. Ich versuchte, nicht auf seine muskelbepackte Brust zu starren. »Ava? Warum musstest du Shining mitbringen?«
    »Shining?«
    »Der Thriller von Stephen King«, erklärte mir Michael,

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