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Die Stunde der Zikaden

Die Stunde der Zikaden

Titel: Die Stunde der Zikaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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nachdrücklich, sollten die Polizisten sehr umsichtig vorgehen, da es sich bei einigen der Villenbesitzer um wichtige Persönlichkeiten der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens handelte. Deshalb wurde auch eine Nachrichtensperre verhängt.
    Als ein junger Soldat den Mut besaß zu fragen, ob es nicht möglich wäre, dass der weiße Lieferwagen in der Einfahrt von Il Bosco nur wenden wollte oder Schutz vor dem Sturm suchte, zog der Maresciallo beide Augenbrauen so weit nach oben, dass seine Stirn wie gefaltet aussah. Dann lächelte er und sagte: «Das würde mich sehr wundern. Der Wärter Orecchio wurde nämlich von seiner Mutter als vermisst gemeldet, und deshalb halte ich einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen für sehr wahrscheinlich! Oder sind Sie anderer Meinung?»
    Der junge Carabiniere lief rot an, als die anderen zu lachen begannen.
     
    Am nächsten Tag brach bereits kurz nach acht genau das über Il Bosco herein, was Guerrini so plastisch beschrieben hatte. Mehrere Wagenladungen voller Carabinieri und Polizisten in Zivil samt Suchhunden wurden an der Pforte zum Resort abgeladen und begannen, das Gebiet zu durchforsten und die Wärter zu befragen. Zwei Verwalter von Il Bosco waren inzwischen aus Mailand angereist und protestierten heftig gegen dieses Vorgehen der Polizei, doch der Maresciallo hatte einen richterlichen Beschluss erwirkt, und so mussten sie sich fügen.
    Fabrizio war den Tränen nahe, als er mit seiner Vespa vor der Streitmacht der Gesetzeshüter herraste, um die wenigen Bewohner des Resorts zu warnen. Auf unerklärliche Weise hatten auch einige Journalisten Wind von der Sache bekommen, unter anderem die Reporterin vom Regionalfernsehen. Ihr und ihren Kollegen wurde der Zutritt zu Il Bosco mit derartigem Nachdruck verweigert, dass sie ihre Belagerung aufgaben und beschlossen, sich gemeinsam vom Strand her anzuschleichen. Doch der Maresciallo hatte vorgesorgt und auch dort ein paar seiner Leute postiert. All diese Maßnahmen machten die Reporter natürlich umso neugieriger, deshalb versuchten sie per Handy mit ihrem Informanten Kontakt aufzunehmen und ihm ein wesentlich höheres Honorar anzubieten, falls er ihnen noch ein bisschen mehr erzählte. Doch der Informant war nicht zu erreichen, und so hörten die zerzausten Pinien am Strand und auch die jungen Carabinieri ein paar ziemlich kräftige Flüche.
    Als Nächstes hatten die Reporter die Idee, an einer unbewachten Stelle über den hohen Drahtzaun zu klettern. Aber auch daran hatte der Maresciallo gedacht, weshalb zwei Carabinieri die Journalisten zur Hauptstraße zurückbegleiteten. Dort blieben sie dann, parkten ihre Autos gegenüber der Einfahrt zu Il Bosco , rauchten, fluchten und warteten.
     
    Laura und Guerrini entstiegen gerade ziemlich unterkühlt dem Meer, als Fabrizio atemlos durch die Macchia brach. Es dauerte einen Moment, ehe er sich in verständlichen Sätzen ausdrücken konnte.
    «Sie kommen, Dottore, Signora! Die Carabinieri! Sie haben auch Hunde! Ich wollte Sie nur warnen, Dottore! Weil sie gleich hier sein werden! Sie suchen Orecchio, und ich weiß nicht was!» Schwer atmend rang Fabrizio die Hände.
    «Warum denn? Was ist denn passiert?» Guerrini wickelte das große Badelaken um seine Hüften.
    «Ah, was weiß ich, Dottore! Die sagen ja nichts! Nur, dass sie alles dürfen. Weil der Richter es erlaubt hat. So was hat es noch nie gegeben hier, Dottore. Noch nie ist Il Bosco von der Polizei durchsucht worden.»
    «Dann wurde es vielleicht Zeit, Fabrizio.»
    «Was, Dottore?» Fabrizio starrte Guerrini mit aufgerissenen Augen an.
    «Ich meine, dann wurde es vielleicht Zeit, Fabrizio.»
    Der alte Wärter wusste keine Antwort darauf, murmelte nur, dass er auch die anderen warnen müsse, drehte sich um und stapfte durch den Sand davon. Langsam diesmal, mit gesenktem Kopf.
    «Ich glaube nicht, dass er dich verstanden hat», sagte Laura und wickelte sich ebenfalls in ihr Badetuch.
    «Natürlich hat er mich nicht verstanden. Wie sollte er auch. Für Fabrizio ist das hier so etwas wie ein Heiligtum. Er gehört zur Generation der ergebenen Bediensteten. Für ihn ist die Invasion der Carabinieri eine brutale Entweihung seines Heiligtums. Wahrscheinlich ist er der Einzige der Wachmannschaft, der keine Ahnung davon hat, dass hier etwas Illegales gelaufen sein könnte!»
    «Gelaufen sein könnte», wiederholte Laura und betrachtete die Gänsehaut auf ihren Armen.
    «Natürlich! Noch ist nichts bewiesen. Noch ist alles eine

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