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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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Turbo für ihre Sache ein …

D-Day minus 12: Mittwoch
    9.00 Uhr
    Banker als Bauern. Was sonst eher ein bekanntes Aussteigerszenario für schwerreiche Investmentbanker in einer Midlife-Sinnkrise war, war Carl Hubertus von Hartenstein doch ziemlich neu, auch wenn er davon gelesen hatte. Vor ihm in seinem mit Unterlagen vollgestopften kleinen Büro saßen zwei edel gewandete Banker, die so gar nicht in die Umgebung der Landwirtschaftlichen Fachhochschule hier in Stuttgart-Hohenheim passten.
    Doch die beiden wollten mit ihm über Landwirtschaft reden, selbstverständlich gegen Honorar. So hatte der Jüngere sie angekündigt. Sie wollten auch nicht nur über ein paar Hektar reden, wie der jüngere Finanzfachmann gleich zu Beginn des Gesprächs bekundete. Zehn bis 25 Gutsbetriebe in ganz Europa, alle so zwischen 500 und 1.000 Hektar, suchten sie, fügte der Ältere hinzu, der Herrn Professor von Hartenstein zudem erklärte, dass er selbst von einem Bauernhof stamme, aber als Zweitgeborener eben nicht den Hof hatte übernehmen können.
    Carl Hubertus von Hartenstein war zwar der älteste der drei von Hartensteins, aber da der ohnedies nur 250 Hektar große Familienbetrieb in Ostdeutschland lag und von der DDR enteignet worden war, war er halt Professor für Agrarwissenschaften geworden. Nach der Rückübertragung nach der Wende hatte der große Bruderrat dann entschieden, dass der jüngste von Hartenstein den alten Gutshof in Mecklenburg wieder bewirtschaften solle, da der als Künstler von überall aus arbeiten konnte. Die Ländereien hatten die von Hartensteins verpachtet, den Hof wieder hergerichtet, und jeder Bruder hatte dort ein Haus. Während der Jüngste, Eduard Theodor, den die Brüder deshalb nur E. T. nannten, das Herrenhaus bewohnte, hatten Carl Hubertus und Hanns-Hermann jeweils eines der alten Gesindehäuser erhalten. Alle drei konnten das alte Anwesen jedoch für gesellschaftliche Anlässe nutzen.
    »Wie sind Sie auf mich gekommen, meine Herren?« Selten genug wurden Agrarwissenschaftler von Finanzwissenschaftlern zurate gezogen. Allein vom Aussehen konnten sie nicht unterschiedlicher sein: die beiden Banker in Dunkelblau, mit Hermès-Krawatte, Einstecktuch und weißen Hemden mit Manschetten, von Hartenstein in grünem Cord, mit Weste und Krawatte sah er aus wie ein Großbauer, ein Gutsherr.
    Aber so ganz fremd waren ihm die Investmentbanker ja nicht, weil sein Bundesbanker-Bruder jährlich eine Gruppe von Zentralbankern nach Hartenstein auf das Gut einlud, auch wenn der ihm jedes Mal klarmachte, dass ein Bundesbanker und ein Investmentbanker ungefähr so viel Gemeinsamkeiten hatten wie eine Nonne mit einer Nutte. Das sagte Hanns-Hermann selbstredend nicht so – er sprach von den Töchtern des Herrn und den Damen am Straßenrand –, aber er meinte es so. Carl Hubertus genoss die »Hartenstein-Treffen«.
    Jeder machte ein Treffen. Seines würde sogar am kommenden Wochenende stattfinden. Eine große Jagdgesellschaft, zu der sich auch Hanns-Hermann angesagt hatte, wenn er nicht – wie so oft – wieder kurzfristig wegen irgendeiner dieser Geld- oder Währungskrisen absagen musste.
    »Sie haben vor ein paar Wochen einen Vortrag gehalten, der mich elektrisiert hat. Allein schon der Titel, Baron von Hartenstein! ›Kein schöner Land in dieser Zeit‹ – großartig.«
    »Ich bin da nur für einen Kollegen eingesprungen. Ist eigentlich nicht so recht mein Thema.«
    »Oh.« Die beiden Banker waren sichtlich enttäuscht.
    »War ein Freundschaftsdienst für den Kollegen, den eigentlichen Agrarökonomie-Fachkollegen, und außerdem war es hier in Stuttgart.«
    »Sollten wir dann mit Ihrem Kollegen sprechen? Nicht dass wir Sie umgehen wollten …« Der ältere Banker hatte im Gegensatz zu dem jüngeren höfliche Umgangsformen.
    »Geht nicht, der hat leider, leider einen Schlaganfall. Ganz traurige Geschichte.« Der Professor goss Kaffee nach, so als wollte er das Thema am liebsten wechseln.
    »Nun, vielleicht könnten Sie uns doch helfen«, mischte sich der jüngere Banker ein.
    »Zumindest kenne ich das Thema nun etwas besser. Ich habe ja nicht plagiatär seinen Vortrag gehalten. Ich habe mich vorbereitet.«
    »Vielleicht war es genau das, was mich elektrisiert hat, als Bauernsohn. Sie haben nicht über Renditen von Agraranlagen referiert, sie haben über den Wert der Scholle gesprochen, haben alte Vokabeln genutzt, die ich aus meiner Kindheit kenne.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Mit meiner Hände Arbeit die

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