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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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verwoben, wenn ihre lange Mähne sich in seinen Locken verhakt hatte. Die Masche hatte sie immer kurz vor Prüfungen angewendet, da Dominique als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Bibliothek oft die Prüfungsfragen kopieren musste und deshalb kannte. Nicht dass er Anna-Maria die Fragen wirklich verraten hatte, vielmehr testete sie seine Reaktionen ab, wenn sie nach seiner Erektion ankündigte, dass sie noch dieses oder jenes Kapitel oder Thema lernen wollte. »Das brauchst du doch gar nicht«, stöhnte er dann. Und mit diesen kleinen Hinweisen konnte Anna-Maria sich perfekt per Ausschlussverfahren vorbereiten. Details waren nur ihre Sache, wenn sie sie wirklich brauchte. Ansonsten kümmerte sie sich lieber um das große Ganze.
    Nicht dass sie zu dumm gewesen wäre. Im Gegenteil, wenn sie etwas wollte, konnte sie sehr strebsam und abgebrüht sein. So war sie auch an eine der besten Business Schools gekommen. Aber sie war verwöhnt und machte sich ungern mehr Arbeit als nötig. Auch Beziehungen waren ihr viel zu intensiv, sodass sie ihren Bedarf an Sex offen befriedigte. Mit dem Geldtheoretiker Dominique Hutter, der natürlich nicht ihr einziger Bedürfnisstiller in dieser Zeit gewesen war, klappte das bis zum Examen. Selbstverständlich hatten die diversen Männer nichts voneinander gewusst. So offen war sie nur gegenüber sich selbst, aber nicht anderen gegenüber.
    Bei der Zeugnisübergabe hatten sie sich das letzte Mal gesehen. Bis heute Morgen! Anna-Maria hätte fast der Schlag getroffen, als sie ihren verhärmten Burschen wiedersah, und das ausgerechnet als Assistenten ihres Gegenspielers von Hartenstein. Ein Geschenk des Himmels, wie ihr nur Bruchteile von Sekunden später klar geworden war. Sie hatte ihn brüsk unterbrochen, als der ihre Bekanntschaft zu erkennen geben wollte, und hatte ihn zudem noch kurz gekniffen. Dominique hatte jedenfalls so reagiert, wie sie es wollte.
    »Was soll das?« Nur jetzt nicht. Sobald er ihrer Herr geworden war, setzte Dominique sie 20 Zentimeter tiefer wieder ab.
    »Begrüßung unter sehr, sehr guten Freunden. Zugegebenermaßen nach langer Zeit, Dom.«
    Sie strich sich kurz mit der Zunge über die eigene Lippe, streichelte Hutter über die Brust.
    »Lass das bitte, Anna.« Er wich einen Schritt zurück. »Ich habe dich damals wochenlang gesucht. Du hast nie, nie geantwortet.«
    »Ich wollte raus, war weg. Alle alten französischen Kolonien. Sechs Monate, Dom.«
    »Nenn mich nicht Dom.«
    »Wie denn sonst?«
    »Dominique.«
    »Nun mach mal einen Punkt, Dr. Dominique. Ich hatte dir nie etwas versprochen.« Kuhn ging den Schritt auf ihn zu, die Arme allerdings in die Hüften gestemmt.
    »Das ist richtig, aber geht man so?«
    »Nein, aber jetzt sehen wir uns doch wieder. Ist doch toll! In dieser wichtigen Sache.«
    »Ich habe dich oft im Fernsehen gesehen, als das mit der Bewegung losging. Bist ziemlich erfolgreich, Frau Staatssekretärin.«
    »Viel Arbeit, aber es ist die Sache wert. Gerade für uns junge Leute, Dominique.«
    »Das kann man so oder so sehen. Die wirtschaftlichen Verwerfungen werden riesig. Und politisch …«
    »… kommt es darauf an, was wir daraus machen, Dominique.«
    »Ich bin ein überzeugter Europäer.«
    »Das bin ich auch, in einem Europa der freien Nationen und nicht in den Vereinigten Staaten von Europa.«
    »Ich weiß nicht, Anna. Das ist mehr als nur Wortspielerei. Nichts ist mehr so wie früher.«
    »Wir sollten aber unsere Freundschaft für uns behalten.«
    »Warum, Anna?«
    »Ganz einfach, mein Lieber«, dabei machte sie wieder einen Schritt auf ihn zu, »wenn etwas von unserer ancien liaison bekannt wird, müsste von Hartenstein dich aus rechtlichen Gründen abziehen.« Hutter fiel wieder ein, wie gut Kuhn Französisch konnte.
    »Wieso das denn?«
    »Das ist heute so. Public Governance. Aber es muss ja niemand wissen, Dominique, dass wir früher guten Sex hatten, oder?« Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und steckte ihm wieder ihre Zunge in den Mund. Dieses Mal zuckte Hutter nicht zurück.
    »Kannst doch Dom sagen.«
    »Warum hast du dich nicht gemeldet?«
    »Um mir ein weiteres Mal ›Der Anrufer ist nicht zu erreichen‹ einzufangen?«
    Kuhn hörte seine Verbitterung, was sie blitzartig kombinieren ließ, dass er nicht fertig mit ihr war.
    »Na, dann lass mich das mal neu aufnehmen.« Kuhn zückte ihr iPhone, machte ein Foto vom lächelnden Dom Hutter und speicherte das Bild ab. »Wie ist deine Nummer?« Nachdem Dominique ihr seine

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