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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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die zudem mit wehendem Kleid durch die venezianische Villa lief, hätte sie in ihrer englisch distinguierten Kronberger Villa vielleicht etwas weniger zickig reagiert und an ihrer Perlenkette gefummelt.
    »Seit wann sind wir denn für deinen Mann zuständig?«
    »Simone, lassen wir die Feindseligkeiten. Irgendetwas stimmt nicht. Ich bin dummerweise nicht zu Hause und mache mir Sorgen.« Die Gattin des Bundesbankpräsidenten am anderen Ende schwieg.
    »Du weißt nicht, was hier los ist?« Insgeheim freute sie sich über ihren Wissensvorsprung.
    »Nein.« Veronica brach ab. Sie merkte sofort, dass ihre Sorge berechtigt war. »Hanns-Hermann hat mir vorgestern mehr oder weniger befohlen, hier in Italien zu bleiben.«
    »Du solltest nicht so sehr auf deinen Mann hören. Aber egal, ich rufe Claus an und melde mich wieder. Buche schon mal einen Flug. Ich glaube, es ist besser, du kommst schleunigst zurück.«
    »Was ist denn los?«
    »Das kann dir nur Claus sagen. Ich hoffe, der weiß, wo Hanns-Hermann steckt.«
    22.00 Uhr
    »Veronica?«
    »Claus, weißt du, wo Hanns ist?« Gerade war Veronica mit dem Packen fertig gewesen, als ihr Handy geklingelt hatte. Auch wenn sie nur selten mit Dohm telefonierte, hatte sie seine Stimme sofort erkannt.
    »Nein. Wieso? Simone sagt, du suchst ihn.« Im Hintergrund hörte sie Stimmen, die wohl von diesem Empfang sein mussten.
    »Ich kann ihn nicht erreichen. Was ist denn los?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, nicht am Telefon. Aber ich weiß, dass er beschäftigt ist.«
    »Kannst du ihn denn nicht erreichen?«
    »Nein, aber das passiert in letzter Zeit häufiger.«
    »Was soll das denn?« Wie eine Tigerin ging sie sofort zur Verteidigung ihres Mannes über.
    »Veronica, wann kannst du hier sein?«
    »Ich lande morgen um kurz nach 9 Uhr.«
    »Ich lasse dich abholen, du kommst zu mir ins Büro. Dann reden wir. Bis dahin wird er sicher wieder aufgetaucht sein. Bitte keine Dramen.« Der Hinweis erschien ihm angesichts des ihm bekannten Temperaments der Italienerin angebracht. Eine hysterische Ehefrau fehlte ihm jetzt gerade noch.
    »Ich werde es versuchen.«
    »Und ich werde ihn suchen. Ich bin mir sicher, dass sich alles klärt. Bis morgen.« Dass er sich eigentlich gar nicht sicher war, wollte er Veronica nicht verraten. Stattdessen ließ er sich sofort mit dem Sicherheitschef der Bundesbank verbinden. Frau Ladberg wusste nichts, als sie angerufen wurde. Die vier Abteilungsleiter hatten auch keine Ahnung, und Assistent Hutter schien seit Tagen krank zu sein. Die Bundesbanksicherheit konnte von Hartenstein nicht finden.
    Jedenfalls meldete sich Sicherheitschef Alex Winter noch einmal bei Dohm im Auto auf dem Weg nach Hause, nachdem sie von Hartensteins Dienstwagen in der Tiefgarage gefunden hatten. Auch dessen Büro sah nicht so aus, als hätte er die Bundesbank bereits verlassen. Alles war offen, nur die Türe hatte Frau Ladberg vor Feierabend abgeschlossen, weil sie ihn noch in der Sitzung der Projektgruppe wähnte. Seine provisorische Unterkunft war leer.
    Noch immer wollte sich Dohm keine Sorgen machen, aber als sein Fahrer nach dem zweiten Telefonat mit dem Sicherheitschef sagte, dass er von Hartenstein um 16 Uhr vor dem Gästehaus hatte telefonieren sehen, wusste der Präsident, dass etwas passiert war.
    Seit 16 Uhr war Hanns-Hermann von Hartenstein verschwunden.

D-Day minus 4: Donnerstag
    9.55 Uhr
    Das Ding bohrte sich ins Leder, stach durch und tat weh. Anna-Maria Kuhn wusste sofort, dass sie in eine kleine grüne Scherbe getreten sein musste, die der Teppich gestern offenbar verschluckt hatte. Sie hatten also doch Spuren hinterlassen. Noch während sie den Schuh auszog, um den Splitter zu entfernen, scannte sie den ganzen Raum. Alles war sauber und aufgeräumt, nichts erinnerte an den kleinen Kampf mit von Hartenstein. Ob sich im flauschigen Teppich noch weitere Glassplitter verbargen, konnte sie beim besten Willen nicht mehr überprüfen. Denn wie sähe es aus, läge sie hier auf dem Boden, wenn die anderen Mitglieder der Projektgruppe hereinkämen?
    Kuhn war überpünktlich. Als sie den Besprechungsraum im Keller des Gästehauses fünf Minuten vor Sitzungsbeginn betreten hatte und in die kleine miese Scherbe getreten war, war noch niemand von der Projektgruppe Operation D-Day anwesend. Sie wollte früh sein, sie war gut vorbereitet. Denn heute war ein sehr wichtiger Tag. »D-Day minus 4« war so etwas wie der point of no return , von heute an gab es eigentlich kein Zurück mehr.

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