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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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Und ihr ewiger Widersacher war nicht mehr dabei, die restlichen Bundesbanker waren unter anonymen Druck gesetzt worden, und ihre Kollegen taten ohnehin das, was sie wollte.
    Heute mussten die Maschinerie in Gang gesetzt und erste Befehle zur Mobilmachung erteilt werden. Im Bunker mussten die ersten Vorbereitungen anlaufen. Das wäre im Falle des Falles alles noch zu stoppen, doch Laster, Gabelstapler, Streckenführungen und Personal mussten vorbereitet werden. Klein, der sich mit dem Prozedere auskannte, hatte sie sehr gut gebrieft. Dieser zufällige Sympathisant erwies sich hilfreicher und willfähriger, als Hutter es gewesen war. Außerdem war der alles andere als ein Sympathisant gewesen.
    Doch irgendwie hatte sie an diesem Morgen auch eine Art unsichtbare Hand früh an den Ort gezogen, wo sie vor knapp 18 Stunden Hanns-Hermann von Hartenstein die grüne Wasserflasche über den Schädel gezogen hatte. Für einen Moment kam ihr der Fehltritt in die Glasscherbe mehr als ein Zufall vor. Eher war es ein letzter kleiner Piks, dass sie in den nächsten gut 86 Stunden bis zum D-Day ja nichts vergessen durfte. Weder dem Kanzler noch Dohm, der sie prüfend vom obligatorischen Präsidentenfoto an der Wand anschaute, wollte sie die Chance geben, hier noch etwas anders zu machen, als sie und natürlich ihre Freunde es wollten.
    Und falls Dohm etwas falsch machte oder ausrastete, dann hatte man immer noch das Pfand namens von Hartenstein und könnte zumindest versuchen – notfalls mit an den Schädel gedrückter Pistole –, durch ihn die Sache wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Ihn zu beseitigen, dafür war nach dem D-Day noch genügend Zeit. Sie hatte allerdings Mr. Anonymus in ihrer gewohnt diplomatischen Sprache wissen lassen, dass »von Hartenstein das Bunkerareal besser nicht mehr verlassen sollte, wenn Sie verstehen, was ich meine«.
    »Scheiße.« Als sie sich beim Herausziehen des festsitzenden Splitters aus der Ledersohle in den Finger schnitt, fluchte sie mehr über Dohms Fotoblick als über sich selbst. Sie wusste, dass sie aufpassen musste. Flugs steckte sie den Finger in den Mund, allein schon, um zu verhindern, dass Blut auf ihr helles Kostüm tropfte. Der Fuß war in Ordnung, kein Blut lief. Der Splitter war nur in die Hornhaut eingedrungen, die sich durch jahrelanges Joggen gebildet hatte.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragte ausgerechnet ihr »Judas« Klein, als von Hartensteins vier Abteilungsleiter in diesem Moment den Raum betraten.
    »Finger geschnitten«, kam es etwas unverständlich aus Kuhns Mund, in dem ja genau dieser Finger steckte.
    »Wie haben Sie das denn gemacht?« Klein hätte es besser wissen können, er hatte gestern die Scherben ja gesehen, doch konnte ihr Kollaborateur natürlich nicht ahnen, dass sie gerade in eine solche Scherbe getreten war.
    »Ich habe immer ein Pflaster dabei« Professorin Walther de Pasquale kramte in ihrer Handtasche. »Passiert mir nämlich auch immer wieder, mich an irgendeiner scharfen Kante zu verletzen.« Kuhn nickte nur, den Finger immer noch im Mund, und murmelte so etwas wie »Tischkante«. Jedenfalls zeigte sie in diese Richtung.
    »Darf ich? Auch ohne Entscheidungskompetenz!« Die Professorin hielt ein kleines Pflaster hoch. Kuhn nahm den Finger aus dem Mund und blies ihn trocken.
    »Danke.« Kuhn lächelte ihr Gegenüber an, während gerade ihre vier Staatssekretäre den Raum betraten. Die Professorin klebte ihr das Pflaster etwas umständlich um den Finger. Kuhn war schon weiter mit ihren Gedanken. »Apropos Entscheidungskompetenz. Es gibt ein Problem mit Ihrem Chef.«
    »Herr von Hartenstein ist nicht mein und unser Chef, er leitet nur die Projektgruppe«, belehrte Klein die Runde.
    »Das ist Ihr Problem, ich habe ein ganz anderes.« Sie hob die Stimme am Ende bei »ganz anderes«.
    »Was haben Sie denn für ein Problem?« Klein konnte ganz gut bluffen, stellte Kuhn zu ihrer Überraschung fest.
    »Von Hartenstein und ich haben uns zwar gestern getroffen, uns aber nach wenigen Minuten auf heute vertagt, um alles ein letztes Mal durchzusprechen. Jetzt ist er weg. Abgehauen, der feine Baron. Ich muss erst einmal zu Dohm. Fangen Sie an. Ich bin in einer halben Stunde zurück und erkläre Ihnen dann die neue Situation. Klein, übernehmen Sie, es geht ja im Wesentlichen um Logistik.«
    Kuhn wartete erst gar keine Reaktion ab, wollte mit diesem kleinen Schachzug ihren Mann belohnen und rauschte ab. Es musste die Stimme von Christ gewesen sein,

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