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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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nicht.«
    Dohm blickte den Turm hinauf, so als wollte er den Damen bedeuten, dass da oben vielleicht die Antwort zu finden sei. Doch da war alles still. Nach oben kamen sie zwar, standen dann aber vor verschlossener Türe: Ruhetag.
    »Typisch deutsch.« Veronica machte ihrem Ärger Luft, hinterließ aber einen Zettel mit einer Nachricht, dass Alfredo sie dringend anrufen sollte.

D-Day minus 3: Freitag
    8.45 Uhr
    Post traf bei Dohms normalerweise immer ein, bevor der Hausherr die Villa in Richtung Bundesbank verließ. Die meiste Post für ihn wurde natürlich ohnehin in sein Büro geschickt. Doch seit Claus Victor Dohm als kleiner Junge an einem Kreuzworträtsel teilgenommen und per Post über den Gewinn von 100 D-Mark informiert worden war, ging er immer flüchtig die Morgenpost durch. Diese Marotte hatte er auch als Präsident der Deutschen Bundesbank nicht abgelegt. Manches Mal ließ er sogar seinen Fahrer um 8.30 Uhr ein paar Minuten warten. Denn Claus Victor Dohm nahm immer noch an Preisausschreiben mit Kreuzworträtseln teil. Nur hatte er nie mehr etwas gewonnen.
    Aber seit Tagen kam die Post immer zu spät. Verärgert bat Dohm selbst in dieser angespannten Situation seine Frau, doch endlich mal bei der Post Druck zu machen. Warten konnte er heute nicht mehr, denn an diesem Morgen hatte das Frühstück ohnehin länger gedauert. Veronica de Borquese hatte nämlich das Angebot gerne angenommen und bei Dohms übernachtet. Die Suche nach Triple H schien sie alle ein wenig zusammengeschweißt zu haben.
    Dohm graute vor dem letzten Arbeitstag vor dem D-Day. Besuch aus Berlin hatte sich zudem auch noch angekündigt. Die Damen sollten währenddessen sämtliche Freunde und Verwandte abtelefonieren: Simone die Freunde, Veronica die Verwandtschaft – alle mit vorgeschobenen Begründungen. Am Mittag wollten sie sich dann im »Da Fredo« treffen.
    Man konnte dem Bundesbankpräsidenten, als er sich zum Auto bewegte, direkt ansehen, wie schwer die Verantwortung auf ihm lastete. Bei allem Verständnis für die ungelösten europäischen Probleme würde die D-Mark das alles doch noch schlimmer machen. Natürlich wäre er für eine Verfassungsänderung gewesen, die die Deutschen über europäische Belange hätte abstimmen lassen. Und natürlich war es sehr fahrlässig gewesen, die Budgethoheit durch Garantien von mehren Hundert Milliarden Euro immer weiter auszuhöhlen.
    Doch die deutschen Politiker hatten Angst gehabt, ihr Volk über Europa abstimmen zu lassen. Sie hatten Kürzel in die Welt gesetzt, die selbst er kaum auseinanderhalten konnten: EFSF oder ESM waren alles Sondertöpfe, bei denen die Volksvertreter nur sehr eingeschränkt mitsprechen konnten. Wie das Bundesverfassungsgericht saß die Bundesbank spätestens seit 2010 zwischen allen Stühlen.
    Im Ergebnis war aber alles noch viel schlimmer gekommen. Die fixe Idee, dass die D-Mark alles wieder in Ordnung brächte, hatte sich in den Köpfen der Deutschen festgesetzt wie Saatgut aus einer angeblich guten alten Zeit. Die markige Bewegung musste da nur noch ernten. Sie setzte die D-Mark einfach so in Gang. Mit neuen Volksvertretern, die mehrheitlich das Volk geblendet hatten. Niemand war in der Sache frei von Schuld, seit die Europäische Zentralbank im Mai 2010 zum ersten Mal faule Griechen-Anleihen aufgekauft hatte.
    Für Dohm hatten alle sozusagen ihre Unschuld verloren. Mit der verlorenen Unschuld hätte man aber trotz allem ein anständiges Leben führen können, wenn man danach anders gelebt hätte. Aber so waren nach Griechenland Spanien, Portugal, Italien, Zypern und andere getaumelt. Ex-Kanzlerin Merkel hatte sich noch 2012 gegen Eurobonds ausgesprochen, solange sie lebte, aber im Grunde war das fast egal, weil es schon so viele deutsche Garantien für Europa gab, die nicht mehr vom Volk goutiert wurden. Die alte politische Klasse hatte den Markigen den Weg geebnet, so als hätten sie alle aus Weimar nichts gelernt.
    Als er in den Fond seines Autos fiel, drückte ihn diese Erkenntnis regelrecht in den Ledersitz. Was könnte ihm noch Außergewöhnliches einfallen? Welche Idee hatte sein Freund Hanns-Hermann von Hartenstein gehabt? Dass er heute Morgen kurz davor gewesen war, es zu erfahren, ahnte Dohm nicht. Denn die Post kam nur deshalb seit Tagen später, weil die Zustellungen für das Ehepaar Claus Victor und Simone Dohm erst einmal von ein paar anonymen Herren abgefangen und durchgesehen wurden.
    Da die Dohms zu sicherheitsgefährdeten Personen gehörten,

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