Die Stunde des Adlers (Thriller)
weiter.
»Ich möchte ein paar Worte zu dieser Entscheidung sagen«, hob Brunnenmacher an.
»Nein, Herr Minister. Es ist alles gesagt. Sie müssen nur unterschreiben.« Brunnenmacher staunte nicht schlecht über Dohms Grobheit.
»Machen Sie es, Herr Brunnenmacher«, ging jetzt Kuhn dazwischen, »hier ist wirklich alles gesagt.«
»Und zu von Hartenstein?« Der Minister schaute nun seine untergebene Staatssekretärin an, als bräuchte er Anweisung.
»Das ist eine interne Angelegenheit, Herr Minister. Wir werden die Geheimhaltung weiter achten.«
Eine Minute später beendete Dohm die Sitzung, und das Unheil nahm seinen Lauf. Ohne ein Wort des Abschieds verließen Dohm und Thomsen den Saal. Sie mussten noch einige Anweisungsbefehle im Präsidentenbüro freigeben.
10.30 Uhr
Im Vorzimmer wartete bereits Sicherheitschef Alex Winter.
»Könnten Sie einen Moment hier draußen warten, Herr Thomsen?«
»Sicher.«
Winter folgte Dohm in sein Büro und schloss die Türe.
»Was gibt es, Herr Winter? Haben Sie Hutter gefunden?«
»Ja und nein, Herr Dohm.«
»Lieber Herr Winter, ich bin derzeit nicht an Rätseln interessiert.« Natürlich kannte Winter als ehemaliger Bodyguard Dohms Vorliebe für Rätsel.
»Wir konnten ihn nirgendwo finden. Zu Hause wusste niemand etwas, aber da er sich oft tagelang nicht meldet, macht sich da keiner Sorgen. Nichts in der Bundesbank, keine Krankmeldung bei der Personalabteilung. Kein Handyzeichen und so.«
»Wieso denn dann ja?«
»Weil wir ihn nicht auffinden konnten, habe ich meine alten Kontakte bei der Kripo Frankfurt angerufen. Und jetzt kommt‘s.«
»Was denn, Winter?«
»Die haben einen Mordfall Dr. Dominique Hutter. Hutter ist tot, seit Montag.«
»Um Gottes willen.« Dohm rieb sein Kinn.
»Nur ist Dr. Dominique Hutter eine Frau, Herr Dohm.«
»Wie bitte?« Dohm sank auf einen Besprechungsstuhl vor seinem Schreibtisch.
»Und noch etwas. Der Fall wird vom Polizeipräsidenten Carsten von Schoeler selbst geführt. Das gibt es normalerweise gar nicht.«
»Den kenne ich. Das ist ein Freund von Triple H. Vielleicht weiß der, wo von Hartenstein steckt.« Dohm sprang auf, wollte schon zum Hörer greifen, doch Winter hielt den Präsidenten zurück.
»Halt. Da ist noch etwas, das Sie wissen sollten, Herr Präsident.«
»Mit von Schoeler? Stimmt da etwas nicht?«
»Lassen Sie mich das erst einmal herausbekommen. Aber ich meine etwas anderes.«
»Was denn?«
»Ich habe noch einmal darüber nachgedacht, warum niemand mehr von Hartenstein nach 16 Uhr gesehen hat.«
»Und?«
»Sie wissen doch, dass unter dem Gästehaus und unter dem Bunker ein Geheimausgang ist, oder?«
»Den habe ich noch nie benutzt.«
»Der wird auch von niemandem wirklich benutzt.«
»Von Hartenstein?«
»Kann ich nicht sagen, es gibt da aus Kostengründen keine Kamera mehr, seit der Kalte Krieg vorbei ist …«
»Winter, wir sind im Währungskrieg, bauen Sie da sofort wieder eine ein.«
»… aber eines ist sicher: Die Türe ist am Mittwoch geöffnet worden. Für 30 Sekunden war der Kontakt zur Zentrale unterbrochen. Um 16.32 Uhr.«
»Wieso erfahre ich das erst jetzt?«
»Weil ich es bis eben auch nicht wusste. Habe erst heute den Rapport gelesen, aber es wird ja auch niemand vermisst oder ist eingedrungen, Herr Präsident. Von Hartensteins Verschwinden haben wir ja nicht öffentlich gemacht.«
»Herr Winter, wer kann diese Türe öffnen?«
»Sie, die Vizepräsidentin, ich, mein Stellvertreter, der zuständige Vorstand für den Standort.«
»Peter Thomsen?« Winter zeigte nickend auf die verschlossene Türe zum Vorzimmer.
»Und fünf seiner Abteilungsleiter. Zehn Leute insgesamt.«
»Finden Sie heraus, wer gestern Nachmittag auf dem Gelände war und wer nicht, Winter. Vor allem, wo Thomsen war. Sofort. Ich halte ihn hin. Rufen Sie mich dann gleich auf meinem Handy an. Nein, besser: Schicken Sie mir eine SMS.«
»Mache ich.« Winter hatte die Hand schon an der Klinke.
»Und noch eins, Winter. Danke.«
»Ist mein Beruf, Chef.«
Als Winter die Türe öffnete, wollte Thomsen schon eintreten, doch Dohm kam ihm entgegen.
»Herr Kollege, gehen Sie schon rein, ich muss gerade noch einmal wohin. Mir schlägt das alles auf den Magen. Dauert aber einen Moment.« Dohm zeigte auf seinen runden Bauch und dann in die Richtung seines Büros. Der lange schlanke Thomsen ging leicht genervt an Dohm vorbei. Doch was sollte er machen? Er war der Präsident. Und der ging mit Zeitung in Richtung WC, sein
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