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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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bedanken. Sie haben das, was Sie getan haben, für die Zukunft unseres Landes getan.«
    Christ musste in diesem Moment an ihr Gespräch mit von Hartenstein denken, dem sie gesagt hatte, es ginge ihr um die Zukunft ihrer Kinder. Und er am Ende gemeint hatte, dass er sie nicht verstehen würde und dass doch alle Kinder gemeint wären.
    »Den Rest kann ich mit Herrn Klein und Innenstaatssekretär Müller klären. Sie sind dann erst wieder in der kommenden Woche dran, wenn der Rubel sozusagen wieder in D-Mark-Stücken rollt.« Irgendwie wollte keiner über ihren Witz lachen.
    13.00 Uhr
    Während die ganze Projektgruppe von Hartenstein als Flüchtigen in Zürich wähnte, lag der mit ziemlich brummendem Schädel in seiner Zelle. Die Wunde am Hinterkopf war wohl versorgt worden, aber die Schwellung pochte noch heftig. Denken fiel von Hartenstein schwer, das Hirn war heftig durchgeschüttelt worden, so als wäre eine Computerfestplatte auf den Boden gefallen. Von Hartenstein fehlte auch jedes Gefühl für Zeit. Die Zelle hatte kein Fenster und er keine Uhr, kein Telefon oder sonst eine Verbindung zur Außenwelt.
    Er war wie abgeschaltet. Lediglich sein unrasiertes Gesicht ließ von Hartenstein vermuten, dass mindestens eine Nacht vergangen sein musste. Vielleicht waren aber auch schon zwei Tage vorüber. So genau konnte er die Länge seiner Bartstoppeln nicht einschätzen. Außerdem hatte er einen kleinen Einstich an seinem Arm entdeckt, als hätte man ihm ein Betäubungsmittel verabreicht. So müde hatte er sich auf jeden Fall seit Jahren nicht gefühlt.
    Er brauchte eine Zeitlang, bis er kapierte, wohin man ihn gebracht hatte. Normalerweise hatte er, wenn er früher zu den Übungen hier war, immer in den gut eingerichteten Gästekammern für den Bundesbankpräsidenten übernachtet. Das war das Privileg, wenn man »Bundesbankpräsident-ÜB« war.
    Diese Zellen tief unten im Bunker hatte er nur zwei oder drei Mal gesehen. Sie waren eigens in einer Tresorkammer in einem Stollen eingebaut worden. Nackter Beton, einfaches Bett, Tisch und Stuhl, WC in der Ecke. Fertig. Die Zelle hätte überall sein können, doch die Uniform des Wachmannes hatte er natürlich erkannt.
    Hanns-Hermann von Hartenstein lag eingekerkert neben den Abermilliarden von neuen Scheinen und Münzen an Deutscher Mark. Wäre es nicht so makaber, hätte er fast darüber lachen können. Noch weniger zum Lachen zumute war ihm allerdings, weil er nicht rekonstruieren konnte, was genau geschehen war. Dass es die schwarze Pest gewesen sein musste, die ihn k. o. geschlagen hatte, war ihm schnell klar geworden. Aber das passte alles nicht zusammen. Er konnte sich nicht erklären, wie Kuhn es angestellt haben sollte, ihn hierher bringen zu lassen. An einen Ort, der so geheim wie kaum ein anderer war und in dem doch keine Finanzstaatssekretärin ein- oder ausgehen konnte. Wo nicht jeder einfach so Befehle geben konnte. Wo es klare Anweisungen gab, die nur vom Präsidenten der Deutschen Bundesbank erteilt werden konnten. Und wo man erst recht keinen Zentralbereichsleiter der Deutschen Bundesbank so einfach einbuchten konnte, ohne dass es bemerkt wurde.
    Der junge Wachmann, der ihm etwas Warmes zum Essen hingestellt hatte, hatte sich überhaupt nicht darauf einlassen wollen, dass er Hanns-Hermann von Hartenstein wäre und den Bundesbankpräsidenten anrufen müsste. Dass er es doch wenigstens selbst tun sollte, wenn er seine Befehle hätte. Dass er den leitenden Sicherheitsdirektor der Anlage schicken möge. Doch alles half nichts. Mancher der älteren Wachmänner hätte ihn vielleicht sogar erkannt, aber nicht dieser junge zackige Mann.
    So nach und nach setzte sich das Puzzle schließlich für von Hartenstein zusammen. Dass er nicht gänzlich aus dem Weg geschafft worden war, konnte nur einen Grund haben: Er war ein Pfand. Irgendjemand hatte ihn hier in den Bunker gesteckt. Jemand, der die Möglichkeit dazu hatte und ihn im Auftrag der schwarzen Pest hatte wegschließen lassen. Sein Wachmann musste auch zu dieser ganzen schwarzen Pest gehören.
    Von Hartenstein konnte nicht ahnen, dass dieser Jemand nicht irgendwer war, sondern Dr. Dietmar Klein. Als Logistiker der Bundesbank war er der Mann mit Berechtigungsausweis für den Atombunker tief im Wald. In seinem Dienstwagen war er am Vorabend ganz normal auf das Bunkergelände gefahren. Mehrere neue Fahrzeuge, die er hatte bestellen lassen, wollte er sich selbst anschauen. Dass er diese Inspektion machen musste, passte

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