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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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wurde ihre Post ohnehin gesondert gescannt. Und genau dort, in der bombensicheren Sicherheitszone, arbeiteten seit ein paar Wochen zwei Herren, die sich ausgerechnet bei Dohms Post immer besonders viel Zeit ließen. Selbst der Dohm’sche Postbote hatte sich schon beschwert, aber es nützte nichts. Tagelang war nichts Besonderes gewesen, doch heute Morgen fanden die Männer einen Brief von Hanns-Hermann von Hartenstein an Claus Victor Dohm nebst DVD. Brief und DVD kamen daher leider nicht bei den Dohms an.
    Von Hartenstein hatte zwar absichtlich nicht an das Büro adressiert, leider aber vergessen, dass auch Dohms private Post aus Sicherheitsgründen überprüft wurde. Damit war die Sicherheitskopie über den Tag, »der Deutschlands Untergang besiegelt«, dummerweise in den falschen Händen gelandet. Operation D-Day konnte somit weiterlaufen. Von Hartenstein war eben weder Held noch Spion. Noch bevor Dohm sein Büro erreichte, hatte Kuhn die Nachricht hierüber erhalten. Und wieder hatte die schwarze Pest den Phantompiks gespürt. Glück gehabt.
    10.00 Uhr
    Ministerialer Besuch aus Berlin war an diesem Freitag zur erneuten Sondersitzung des Bundesbankvorstands angesagt. Finanzminister Otto Brunnenmacher und Finanzstaatssekretärin Anna-Maria Kuhn würden an der Sitzung teilnehmen, die formal die Wiedereinführung der D-Mark in Gang setzte. Alle bisher unter Leitung des Abteilungsleiters Klein angeschobenen Vorbereitungen galten nur als logistische Operationen, nicht als formale Entscheidungen.
    Es kam nicht so oft vor, dass der Bundesfinanzminister an einer Vorstandssitzung der Deutschen Bundesbank teilnahm, aber er hatte ein formales Gastrecht. Das wollte Brunnenmacher heute nutzen, auch wenn er von Bundeskanzler Roth eine klare Richtlinie mitbekommen hatte –die natürlich Kuhn dem Kanzler aufgeschrieben hatte.
    Dohm hasste dieses Recht der Bundesregierung. So ließ er auch Brunnenmacher seine Abneigung wenigstens spüren und holte ihn nicht am Eingang ab. Selbst in sein Büro bat er den Finanzminister nicht. Erst im Sitzungssaal trafen die beiden Männer aufeinander und begrüßten einander sehr förmlich. Dohm bat sogleich an den Tisch, um diese Sitzung möglichst schnell hinter sich zu bringen. Zuvor hatte er seine Vorstandskollegen per Rundmail über den offiziellen Sachstand von Hartenstein informiert und angeordnet, dass dies als interne Angelegenheit der Deutschen Bundesbank während der Sitzung nicht zu thematisieren sei.
    »Wir sind heute Morgen zu einer Sondersitzung in Anwesenheit des Bundesfinanzministers gekommen, um formal – und dies will ich ausdrücklich betonen – den Geheimbeschluss des Bundessicherheitsrats in Gang zu setzen …« Dohm schaute einmal in die Runde, die aus seinen fünf Vorstandskollegen, dem Minister und dessen Staatssekretärin bestand, von der er seit knapp 24 Stunden wusste, dass sie ein falsches Spiel spielte. Nur wie falsch, das ahnte Dohm nicht. Dohm fixierte Kuhn, bevor er weitersprach. »… die D-Mark in der Bundesrepublik Deutschland als Parallelwährung wiedereinzuführen. Ich möchte betonen, dass sich die Deutsche Bundesbank in diesem Falle nur als Vollzugsorgan sieht. Den Beschluss des Sicherheitskabinetts haben wir inhaltlich ja bereits abgelehnt. Die Bundesregierung führt gegen den Willen der Deutschen Bundesbank die D-Mark wieder ein.«
    Wieder blickte Dohm in die Runde. Ausgerechnet jetzt öffneten sich am Himmel die Wolken. Die Sonne strahlte direkt in das Gesicht Kuhns. Ihr schwarzes Haar schien die Strahlen zu absorbieren. Brunnenmacher räusperte sich, als wollte er etwas sagen.
    »Eine entsprechende Präsidialanweisung habe ich bereits unterschrieben. Ich darf sie vorlesen: ›Hiermit verfüge ich, dass die Deutsche Bundesbank auf Beschluss des Bundessicherheitskabinetts mit der Auslieferung der Deutschen Mark umgehend beginnt, sobald der nur mir bekannte Code an den leitenden Sicherheitsdirektor übermittelt wurde. Claus Victor Dohm, Präsident der Deutschen Bundesbank.‹«
    In die Stille hinein reichte Dohm das Schreiben an Zahlungsverkehr-Vorstand Peter Thomsen weiter, der als für den Bunker zuständiger Vorstand gegenzeichnen musste. Kuhn beobachtete jede Regung, ihr sollte hier nichts entgehen. Nach seiner zögerlich erteilten Unterschrift gab Thomsen das Schreiben an Dohm zurück. Nun musste nur noch der Bundesfinanzminister gegenzeichnen, dann konnte die Operation D-Day endgültig anlaufen. Dohm reichte das Schreiben an Brunnenmacher

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