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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Wilde, G. B. Shaw, Brendan Behan, James Joyce und William Butler Yeats einschließt. Ein ziemliches Sammelsurium. Katholiken und Protestanten, aber alles Iren. Kann ich die Karte übrigens wieder zurückhaben? Sie gehen mir nämlich langsam aus…«
      Er steckte sie zurück in die Brieftasche. Sie fragte: »Wie gerät ein Professor von einer so alten und berühmten Universität in eine solche Affäre hinein?«
    »Haben Sie von der Irish Republican Army gehört?«

    »Der IRA? Selbstverständlich.«
    »Ich war seit meinem sechzehnten Lebensjahr Mitglied dieser
Organisation, bin aber nicht mehr aktiv, wie man so sagt, weil
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    ich ernsthafte Vorbehalte gegen einige Methoden habe, die die Provisorische IRA bei ihrer derzeitigen Kampagne anwendet.«
      »Reden Sie nicht weiter, lassen Sie mich mal raten.« Sie lächelte. »Im Grunde Ihres Herzens sind Sie ein Romantiker, nicht wahr, Professor Devlin?«

    »Wirklich?«
      »Nur einem Romantiker käme es in den Sinn, einen so wunderbaren absurden schwarzen Filzhut zu tragen. Aber da steckt natürlich mehr dahinter. Bomben in Restaurants, die Frauen und Kinder töten – nein. Aber einen Mann würden Sie ohne Zögern erschießen, sich bereitwillig trotz winziger Chancen hochtrainierten Soldaten entgegenstellen.«
      Devlin begann sich eindeutig unbehaglich zu fühlen. »Das sagen Sie mir so auf den Kopf zu?«
      »Allerdings, Professor Devlin. Ich habe Sie nämlich durchschaut. Sie sind der echte Revolutionär, der verkrachte Roma ntiker, der sich dagegen sträubte, daß es ein Ende fand.«
    »›Es‹ – was meinen Sie damit genau?«

      »Das Spiel natürlich, Professor, das wahnsinnige, gefährliche, herrliche Spiel, das das Leben für einen Mann wie Sie erst lebenswert macht. Gut, das abgekapselte Leben im Vorlesungssaal mag Ihnen gefallen, oder Sie reden sich das ein, aber bei der ersten Gelegenheit, Pulverdampf zu schnuppern…«

    »Darf ich vielleicht mal Luft holen?« fragte Devlin.
      »Und das schlimmste daran«, fuhr sie unbarmherzig fort, »ist Ihr Bedürfnis, beides zu haben. Einerseits den Spaß am Ballern, andererseits eine hübsche, saubere Revolution, bei der Unbeteiligte nicht zu Schaden kommen.«

      Sie saß mit verschränkten Armen da; eine unnachahmliche Geste, als hielte sie sich an sich selbst fest. »So, haben Sie vielleicht noch etwas ausgelassen?« fragte Devlin.
    Sie lächelte verkniffen. »Manchmal ziehe ich mich selbst auf
wie eine Uhrfeder und bleibe dann so, bis die Feder bricht.«
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      »Und dann birst alles in einer Art Freud-Imitation aus. Ihnen heraus«, ergänzte er. »Das kommt bei Wodka und Erdbeeren nach dem Abendessen in Maslowskis Datscha bestimmt groß an.«
      Ihr Gesicht wurde verschlossen. »Ich lasse nicht zu, daß Sie sich über ihn lustig machen. Er war sehr gut zu mir und der einzige Vater, den ich wirklich gekannt habe.«
      »Mag sein«, räumte Devlin ein. »Das war aber nicht immer so.«
      Sie schaute ihn zornig an. »Gut, Professor Devlin, wir haben nun lange genug die Klingen gekreuzt. Vielleicht ist es an der Zeit, daß Sie mir sagen, weshalb Sie hier sind.«
      Er ließ nichts aus, begann mit Viktor Lewin und Tony Villiers im Jemen und endete mit dem Mord an Billy White und Lewin bei Kilrea. Als er geendet hatte, blieb sie lange schweigend sitzen.
      »Lewin sagte, Sie erinnerten sich an Drumore und die Begleitumstände des Todes Ihres Vaters«, sagte Devlin sanft.

      »Ja, hin und wieder taucht es wie ein Alptraum an der Oberfläche des Bewußtseins auf, als stieße es jemand anderem zu. Ich sehe auf das kleine Mädchen hinab, das im Regen neben der Leiche seines Vaters kniet.«
      »Und Michail Kelly oder Cuchulain, wie man ihn nennt? Erinnern Sie sich an ihn?«
      »Den vergesse ich mein Lebtag nicht«, sagte sie tonlos. »So ein seltsames Gesicht, das Antlitz eines zerquälten jungen Heiligen. Am merkwürdigsten aber fand ich, daß er so sanft, so zärtlich zu mir war.«

      Devlin nahm sie am Arm. »Gehen wir ein Stück spazieren.« Auf dem Parkweg fragte er: »Hat Maslowski jemals mit Ihnen über den Vorfall gesprochen?«
    »Nein.«
    Ihr Arm unter seiner Hand versteifte sich. »Langsam«, sagte
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    er leise. »Und nun die wicht igste Frage: Haben Sie jemals versucht, mit ihm darüber zu reden?«
    »Verdammt, nein!« Sie riß sich los, wandte sich ab.

      »Aber daran sollte Ihnen doch auch nicht gelegen haben«, beharrte er. »Sie hätten in ein Wespennest

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