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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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her.« Dann wandte er sich wieder an Tanja. »Bitte beruhigen Sie sich und ne hmen Sie Platz.« Sie blieb trotzig stehen und warf dann einen Blick zu Türkin und Schepilow hinüber, die mit gefalteten Händen in schwarzen Lederhandschuhen an der Wand standen. »Ich bitte Sie«, sagte Below.
      Sie setzte sich und bekam von Below eine Zigarette angeboten. Sie war so aufgeregt, daß sie sie annahm. Türkin trat geschmeidig vor und gab ihr Feuer. Sein Feuerzeug war nicht nur von Cartier, sondern auch aus Gold. Sie mußte husten, als der Rauch sie im Hals kratzte.
      »So, nun sagen Sie mir bitte, was Sie heute vormittag getan haben«, begann Below.

      »Ich bin in die Jardins des Tuileries gegangen.« Die Zigarette half, beruhigte sie. Sie hatte sich nun wieder unter Kontrolle, was bedeutete, daß sie sich wehren konnte.
    »Und dann?«
    »In den Louvre.«

    »Mit wem haben Sie gesprochen?«
      Diese Fangfrage forderte eine automatische Antwort geradezu heraus. Zu ihrer eigenen Überraschung erwiderte sie ruhig: »Ich war allein und ging mit niemandem. Mag sein, daß ich das nicht deutlich gemacht habe.«

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      »Ja, ich weiß«, sagte er geduldig. »Aber haben Sie im Louvre mit jemandem gesprochen? Hat sich Ihnen jemand genähert?«
      Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ach so, Sie wollen wissen, ob jemand versucht hat, sich an mich heranzumachen? Leider nicht. Trotz seines Rufs kann Paris sehr enttäuschend sein.« Sie drückte ihre Zigarette aus. »Bitte, Nikolai, würden Sie mir jetzt vielleicht sagen, worum es hier geht?«
      Below hatte keinen Grund, ihr zu mißtrauen. Im Gegenteil, er wollte ihr glauben. Immerhin war er am Vorabend nicht im Dienst gewesen. Hätte er sich vorschriftsmäßig in der Botschaft aufgehalten und Maslowskis Anweisung gleich bei Eingang zu Gesicht bekommen, wäre Tanja Woroninowa an diesem Vormittag nicht aus dem Ritz gelassen worden, auf jeden Fall nicht unbegleitet.
    Irana trat ein. »General Maslowski auf Leitung eins.«

      Below nahm ab, und Tanja versuchte, ihm den Hörer aus der Hand zu reißen. »Ich will mit ihm sprechen.«
    Below wich zurück. »Hier Below, General.«

    »Tag, Nikolai. Haben Sie sie bei sich?«
      »Jawohl, General.« Auf ihre langjährige Freundschaft wies hin, daß Below sich den »Genossen« sparte.
      »Steht sie unter Bewachung? Hat sie mit niemandem gesprochen?«

    »Antwort auf beide Fragen positiv, General.«
      »Dieser Devlin hat also doch nicht versucht, Kontakt mit ihr aufzunehmen?«
      »Es sieht nicht so aus. Wir haben seine Akte aus dem Computer geholt; Bilder, alle Einzelheiten. Wenn er sich heranmacht, merken wir das.«
    »Gut. Geben Sie mir jetzt Tanja.«

      Below hielt ihr den Hörer hin. Sie riß ihn ihm fast aus der Hand. »Papa?«

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      So hatte sie schon seit Jahren zu ihm gesagt, und seine Stimme klang wie immer gütig und freundlich. »Wie geht es dir? Gut?«

      »Ich bin total durcheinander«, sagte sie. »Kein Mensch will mir sagen, was hier vorgeht.«

      »Es genügt, wenn ich dir sage, daß du aus Gründen, die jetzt unwichtig sind, in eine Angelegenheit verwickelt worden bist, die die Staatssicherheit betrifft. Ein überaus ernster Fall. Du mußt so schnell wie möglich zurück nach Moskau.«
    »Und meine Tournee?«

      Die Stimme des Mannes am anderen Ende war plötzlich kalt, unversöhnlich, distanziert. »Wird abgesagt. Du trittst heute abend im Konservatorium auf und erfüllst diese Verpflichtung noch. Der erste Direktflug nach Moskau geht ohnehin erst morgen früh. Es wird eine entsprechende Presseerklärung herausgehen, derzufolge dir deine alte Handgelenkverletzung wieder zu schaffen macht und behandelt werden muß. Das sollte genügen.«

      Ihr ganzes Leben lang, oder so kam es ihr vor, hatte sie sich gefügt und zugelassen, daß er ihre Karriere bestimmte, weil sie sich seiner aufrichtigen Liebe und Fürsorge bewußt gewesen war. Dies aber waren ganz neue Töne.
    »Aber Papa!« versuchte sie es noch einmal.

      »Keine Widerrede. Du tust wie geheißen und folgst Oberst Below aufs Wort. Gib ihn mir wieder.«

      Sie reichte Below mit zitternder Hand stumm den Hörer. So hatte er noch nie zu ihr gesprochen. War sie denn nicht mehr seine Tochter, sondern nur noch irgendeine Sowjetbürgerin, die man nach Belieben herumkommandierte?
      »Hier Below, General.« Er lauschte kurz. »Kein Problem. Sie können sich auf mich verlassen.«
      Er legte auf und öffnete eine Akte auf

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