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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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festnehmen.«
      Es klopfte, und eine Ordonnanz erschien mit einem Funkspruch. Kurbski nahm ihn entgegen und ließ den Mann abtreten. »Für Sie, Genosse General. Von Lubow in Dublin.«

      Die Nachricht besagte im wesentlichen, daß Devlin in der Absicht, mit Tanja Woroninowa zusammenzutreffen, nach Paris unterwegs war. Als der Name seiner Pflegetochter fiel,

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    stand Maslowski auf und riß Kurbski den Funkspruch aus den Händen. Die tiefe Zuneigung, die der General für Tanja empfand, ganz besonders nach dem Tod seiner Frau, war kein Geheimnis. In manchen Kreisen war er zwar als Schlächter bekannt, aber seine Tanja liebte er innig.

      »Gut«, sagte er zu Kurbski. »Wer ist an der Pariser Botschaft unser bester Mann? Below, nicht wahr?«
    »Jawohl, Genosse.«

      »Senden Sie heute abend folgenden Spruch: Tanjas Konzertreise wird abgesagt. Keine Widerrede. Volle Sicherheitsmaßnahmen für ihre Person, bis sie heil zurück in Moskau ist.«
    »Und Cuchulain?«
    »Hat seinen Zweck erfüllt. Schade.«

    »Holen wir ihn heraus?«
      »Nein, dazu reicht die Zeit nicht. Die Lage erfordert sofortiges Handeln. Cuchulain muß eliminiert werden, Tscherny auch. Je früher, desto besser.«
      »Darf ich darauf hinweisen, daß Lubow auf diesem Gebiet nicht sehr erfahren ist?«
      »Hat er nicht die übliche Ausbildung hinter sich? Wie auch immer, da die beiden nicht damit rechnen, sollte es ihm nicht zu schwer fallen.«
      In der Sowjetbotschaft in Paris begann die Chiffriermaschine der Geheimdienstabteilung zu surren. Die Operatorin wartete ab, bis die Nachricht Zeile für Zeile über den Bildschirm gelaufen war. Dann nahm sie sorgfältig das Band, auf das der Spruch aufgezeichnet worden war, aus dem Gerät und brachte es zum Aufseher der Nachtschicht.

      »Ein Spruch vom KGB Moskau, nur für Oberst Below bestimmt.«

      »Der ist nicht in Paris«, sagte der Aufseher, »sondern in Lyon, glaube ich. Morgen nachmittag soll er wieder hier sein. Zurückhalten müssen Sie die Nachricht ohnehin. Sie kann nur
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    mit seiner persönlichen Kennziffer entschlüsselt werden.«
      Die Operatorin trug den Eingang des Bandes ein, legte es in ihre Datenschublade und ging wieder an die Arbeit.

      In Dublin hatte Dimitri Lubow einen angenehmen Abend im Theater verbracht und sich eine ausgezeichnete Aufführung von Brendan Behans »Geisel« angesehen. Ein Abendessen danach in einem bekannten Fischrestaurant an den Kais bedeutete, daß er erst nach Mitternacht in die Botschaft zurückkehrte und den Funkspruch aus Moskau vorfand.
      Selbst als er ihn zum dritten Mal durchlas, wollte er den Inhalt nicht glauben. Er hatte sich nicht nur Tschernys, sondern auch Cuchulains zu entledigen, und zwar innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden. Seine Hände waren schweißnaß und zitterten leicht, was kaum überraschend war, denn Dimitri Lubow hatte trotz seiner langen Jahre beim KGB und der intensiven Ausbildung in seinem ganzen Leben noch keinen Menschen getötet.
      Tanja kam aus dem Bad ihrer Suite im Ritz, als der Zimmerkellner mit dem Frühstück erschien; Tee, Toast und Honig, genau, was sie bestellt hatte. Sie hatte einen olivgrünen Overall und Stiefel aus weichem braunem Leder an, und die Kombination verlieh ihr ein vages militärisches Aussehen. Tanja war eine zierliche, ernsthafte junge Frau mit widerspenstigem schwarzem Haar, das sie sich immer wieder aus den Augen streichen mußte. Nun betrachtete sie es mißbilligend in dem vergoldeten Spiegel überm Kamin und schlang es zu einem Knoten; dann setzte sie sich hin und genoß ihr Frühstück.
      Es klopfte an, und ihre Reisesekretärin Rubenowa, eine angenehme, grauhaarige Frau Mitte Vierzig, kam herein,
    »Guten Morgen. Wie geht’s?«

    »Prima. Ich habe vorzüglich geschlafen.«
      »Gut. Um halb drei wirst du im Konservatorium erwartet zur Generalprobe.«

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    »Kein Problem«, meinte Tanja.
    »Gehst du heute vormittag aus?«
      »Ja, ich möchte mich gerne im Louvre umsehen. Dieser Aufenthalt war so hektisch, daß heute vielleicht die letzte Gelege nheit dazu ist.«

    »Soll ich mitkommen?«
      »Nein danke, ich komme schon allein zurecht. Wir sehen uns um eins hier zum Mittagessen wieder.«

      Sie trat aus dem Hotel in einen angenehmen Pariser Morgen und ging die Stufen vorm Haupteingang hinunter. Devlin und Hunter warteten auf der gegenüberliegenden Seite des Boulevards im Peugeot.
      »Sieht aus, als machte sie einen

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