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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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des Zentralkomitees geworden. Er residierte aber noch in seinem bisherigen Büro in der KGBZentrale am Dserschinski-Platz, und dorthin ließ er Maslowski kurz nach Mittag kommen. Der General stand vor dem Schreibtisch und hatte ein ungutes Gefühl, denn Andropow war vermutlich der einzige Mann, vor dem er wirklich Angst hatte. Andropow schrieb, sein Füllfederhalter kratzte auf dem Papier. Er ignorierte Maslowski eine Zeitlang und sprach dann, ohne aufzusehen.

      »Es geht um eine Kleinigkeit, die krasse Inkompetenz Ihrer Abteilung im Fall Cuchulain.«
      »Genosse.« Maslowski unternahm keinen Versuch, sich zu verteidigen.
      »Gaben Sie den Befehl, ihn zusammen mit Tscherny zu liquidieren?«
    »Jawohl, Genosse.«
      »Je früher, desto besser.« Andropow machte eine Pause, setzte die Brille ab und fuhr sich über die Stirn. »Und dann wäre da die Angelegenheit Ihrer Pflegetochter. Dank der Stümperei Ihrer Leute sitzt sie nun sicher in London.«
    »Jawohl, Genosse.«
      »Von dort aus läßt Brigadier Ferguson sie nach Dublin fliegen, wo die IRA beabsichtigt, ihr bei der Identifizierung von Cuchulain zu helfen.«

    »Das scheint der Fall zu sein«, erklärte Maslowski schwach.
      »Die Provisorische IRA ist in meinen Augen eine faschistische Organisation, durch ihre enge Beziehung zur katholischen Kirche hoffnungslos belastet. Tanja Woroninowa hat ihr Land, ihre Partei und ihre Klasse verraten. Sie werden sofort eine Nachricht an Lubow in Dublin senden und ihn anweisen, sie zusammen mit Tscherny und Cuchulain liquidieren zu lassen.«
    Er setzte die Brille wieder auf, griff nach dem Federhalter

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    und begann zu schreiben. »Bitte, Genosse, vielleicht…«, sagte Maslowski heiser.
      Andropow sah überrascht auf. »Bereitet Ihnen meine Anweisung irgendwelche Schwierigkeiten, Genosse General?«
      Maslowski, der unter dem kalten Blick zu schrumpfen schien, schüttelte hastig den Kopf. »Nein, selbstverständlich nicht, Genosse.« Er drehte sich um und ging auf zittrigen Beinen hinaus.

      Lubow in der sowjetischen Botschaft in Dublin hatte bereits aus Paris erfahren, daß Tanja Woroninowa durchs Netz geschlüpft war. Er stand noch im Funkraum und verdaute diese bestürzende Nachricht, als ein zweiter Spruch einging, diesmal von Maslowski in Moskau. Die Operatorin nahm es auf, legte das Band in die Maschine, und Lubow tippte seine persönliche Kennziffer ein. Als er den Klartext las, wurde ihm übel. Er ging in sein Dienstzimmer, schloß hinter sich ab und holte eine Flasche Scotch aus dem Schrank, goß sich ein Glas ein, dann noch eines. Schließlich rief er Tscherny an.

      »Hier Costello.« Das war der Tarnname, den er bei solchen Anlässen benutzte. »Sind Sie beschäftigt?«

    »Nicht sonderlich«, erwiderte Tscherny.
    »Wir müssen uns treffen.«
    »Am üblichen Ort?«

      »Ja, aber ich muß erst mit Ihnen reden. Es ist sehr wichtig. Außerdem müssen wir für heute abend einen Treff mit unserem gemeinsamen Freund ausmachen. Am besten in der Dun Street. Können Sie das arrangieren?«
    »Das ist aber sehr ungewöhnlich.«

      »Wie ich sagte, hochwichtig. Rufen Sie zurück und bestätigen sie die Verabredung.«

      Tscherny war eindeutig besorgt. Dun Street war der Codename für ein leerstehendes Lagerhaus am City-Kai, das er vor Jahren unter dem Namen einer Firma gepachtet hatte, aber dar

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    um ging es nicht. Wirklich wichtig war die Tatsache, daß er, Cussane und Lubow sich bisher noch nie gemeinsam am selben Ort getroffen hatten. Er wählte erfolglos Cussanes Privatnummer und versuchte es dann beim katholischen Sekretariat in Dublin. Cussane meldete sich sofort.

      »Was für ein Glück, daß ich Sie erwischt habe«, sagte Tscherny. »Bei Ihnen zu Hause meldete sich niemand.«
      »Ich bin gerade erst hereingekommen«, gab Cussane zurück. »Liegt ein Problem an?«
      »Ich bin nicht ganz sicher, mache mir aber Sorgen. Kann ich frei sprechen?«
    »Auf dieser Leitung tun Sie das gewöhnlich.«
      »Unser Freund Costello hat sich gemeldet und will sich um halb vier mit mir treffen.«
    »Am üblichen Ort?«

      »Ja, aber er hat mich außerdem gebeten, zu arrangieren, daß wir uns alle drei heute abend in der Dun Street treffen.«
    »Das ist allerdings ungewöhnlich.«

    »Ich weiß. Gefällt mir gar nicht.«
      »Vielleicht hat er Anweisung, uns herauszuholen«, meinte Cussane. »Sagte er etwas über das Mädchen?«
    »Nein. Hätte er sie erwähnen

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