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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wie ein Schlafender. In der Tasche des Toten fand er die Stetschkin und steckte sie ein. Der endgültige Beweis. Er stand auf, huschte den Mittelgang entlang, in seinem schwarzen Mantel nur ein Schatten, und verschwand durch einen Ausgang.
      Binnen einer halben Stunde war er zurück in seinem Büro im Sekretariat und hatte sich kaum hingesetzt, als Monsignor Halloran hereinkam. Halloran war bester Laune und offenbar sehr erregt.

      »Wissen Sie schon das Neueste? Gerade ging die Bestätigung vom Vatikan ein. Der Papstbesuch findet statt.«
      »Man hat sich also endlich entschieden. Fliegen Sie nach England?«
      »Aber gewiß. Ich habe mir schon einen Platz in der Kathedrale von Canterbury reservieren lassen. Das ist ein historisches Ereignis, Harry, von dem man seinen Enkeln noch erzählen kann.«

      »Sofern man welche hat«, merkte Cussane lächelnd an. Halloran lachte. »Genau, in diese Kategorie gehören wir wohl kaum. So, ich muß weiter. Es gibt eine Menge zu organisieren.«
      Cussane dachte über die Nachricht nach, griff dann nach seinem Mantel, den er über einen Stuhl geworfen hatte, holte den Dolch in der Lederscheide heraus und legte ihn in eine Schreibtischschublade. Dann griff er nach der Stetschkin. Wie stümperhaft und unprofessionell von Lubow, eine in Rußland hergestellte Waffe zu benutzen. Doch sie stellte den Beweis dar, den er gebraucht hatte. Er bedeutete, daß er seinen Herren nicht
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    nur entbehrlich, sondern inzwischen auch eine Belastung war.
      »Und was nun, Harry Cussane?« fragte er sich leise. »Wohin jetzt?«

      Seltsam, diese Angewohnheit, sich bei Selbstgesprächen mit dem vollen Namen anzureden, als wäre Harry Cussane eine ganz andere Person, was in gewisser Hinsicht auch zutraf. Das Telefon ging. Als er abhob, war Devlin an der Leitung.
    »Ah, da bist du also.«

    »Und wo bist du?«
      »Auf dem Flughafen Dublin, um einen Hausgast abzuholen, eine sehr hübsche junge Frau. Sie wird dir bestimmt gefallen. Ich dachte mir, wir könnten heute gemeinsam zu Abend essen.«

      »Klingt gut«, sagte Cussane gelassen. »Ich habe mich aber bereit erklärt, heute abend in der Dorfkirche die Messe zu lesen. Die endet um acht. Geht das in Ordnung?«
    »Sicher. Wir freuen uns schon auf dich.«
      Cussane legte auf. Natürlich konnte er fliehen, aber wohin und zu welchem Zweck? Auf jeden Fall, sagte ihm sein Instinkt, war in diesem Drama noch mindestens ein weiterer Akt durchzustehen.
      »Und nirgendwo Zuflucht für dich, Harry Cussane«, sagte er leise.

      Als Harry Fox und Tanja in die Ankunftshalle kamen, wartete Devlin dort, stand an eine Säule gelehnt, rauchte eine Zigarette, trug den schwarzen Filzhut und den Trenchcoat. Er kam lächelnd auf sie zu.
       »Cead mile failte«, sagte er und ergriff die Hände der jungen Frau. »Das heißt auf irisch ›hunderttausendmal Willkommen! ‹«
       »Go raibh maith agat.« Fox sprach die traditionelle Dankesformel.

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      »Geben Sie doch nicht so an.« Devlin nahm Tanjas Reisetasche. »Gott sei gedankt, seine Mutter war eine anständige Irin.«
      Tanja strahlte. »Ich bin ja so aufgeregt. Das ist alles unfaßbar.«
      »Nun, Sie sind jetzt in guten Händen«, meinte Fox. »Und ich muß fort. Mein Rückflug geht in einer halben Stunde. Ich buche lieber gleich. Wir bleiben in Kontakt, Liam.«
      Er verschwand in der Menge. Devlin nahm Tanja am Ellbogen und führte sie zum Hauptausgang. »Ein netter Mann«, sagte sie. »Wie hat er die Hand verloren?«

      »Er hob eines schönen Abends in Belfast eine Tasche auf, die eine Bombe enthielt, und warf sie nicht rasch genug weg. Mit dem elektronischen Wunderwerk, das sie ihm verpaßt haben, kommt er aber sehr gut zurecht.«
      »Sie sagen das so seelenruhig«, bemerkte sie, als sie auf dem Weg zum Parkplatz die Straße überque rten.
      »Für übertriebenes Mitleid hat er nichts übrig. Das liegt an seinem Werdegang. Erst Eton, später die Guards. Dort bekommt man beigebracht, weiterzumachen und sich mit dem Unvermeidlichen abzufinden.« Er ließ sie in seinen alten Alfa Romeo steigen. »Harry gehört wie dieses alte Ekel Ferguson zu der ganz besonderen Gattung ›englischer Gentleman‹.«
    »Und Sie nicht?«

      »Gott gewahre, meine selige Mutter würde sich bei der bloßen Frage schon im Grab umdrehen«, sagte er beim Anfahren. »So, und Sie haben nach meiner Abreise aus Paris beschlossen, sich die Sache eingehender zu überlegen. Was ist

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