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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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passiert?«
      Sie berichtete von allem: Below, dem Telefongespräch mit Maslowski, Schepilow und Türkin und schließlich von Alexander Martin auf Jersey.

      Devlin runzelte nachdenklich die Stirn, als sie geendet hatte. »Man war Ihnen also auf der Spur und hat Ihnen tatsächlich auf Jersey aufgelauert? Wie konnten sie das erfahren?«

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      »Ich erkundigte mich beim Ho telempfang nach Zügen«, antwortete sie, »nannte aber weder Namen noch Zimmernummer und glaubte, damit wäre ich gedeckt. Vielleicht gelang es Below und seinen Leuten, an der richtigen Stelle zu ermitteln.«
      »Mag sein. Auf jeden Fall sind Sie jetzt aber hier. Ich bringe Sie in meinem Haus in Kilrea unter. Das ist nicht weit. Wenn wir angekommen sind, muß ich sofort einen Anruf erledigen. Mit etwas Glück ließe sich morgen für Sie eine Besprechung arrangieren, bei der Sie sich eine Menge Bilder ansehen müssen.«

    »Hoffentlich kommt dabei etwas heraus«, meinte sie.
      »Hoffen wir das nicht alle? Auf jeden Fall steht uns ein ruhiger Abend bevor. Ich mache das Essen, und ein guter Freund von mir wird uns Gesellschaft leisten.«
    »Ein interessanter Mann?«

      »Ein Typ Mann, der in Ihrer Heimat dünn gesät ist. Pater Harry Cussane, ein katholischer Priester. Sie werden ihn bestimmt mögen.«

      Aus seinem Arbeitszimmer rief er McGuiness an. »Sie ist da und bekommt mein Gästezimmer. Wie schnell kannst du einen entsprechenden Termin ansetzen?«
    »Mach dir darum keine Sorgen«, versetzte McGuiness.
    »Hast du gehört, was mit Tscherny passiert ist?«

    Devlin war augenblicklich auf Draht. »Nein.«
      »Tat heute nachmittag einen tiefen Fall aus einem hohen Fenster im Trinity-College. Die Frage ist: Stürzte er, oder wurde nachgeholfen?«
      »Man könnte sagen, daß sein Ende ein Glücksfall war«, bemerkte Devlin.
      »Ja, aber nur für eine Person«, erwiderte McGuiness. »Wenn ich diesen Kerl nur in die Finger bekäme!«
    »Richte halt einen Termin für das Mädchen ein«, sagte Dev

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    lin. »Vielleicht erkennt sie ihn.«
      »Wenn das garantiert wäre, ginge ich wieder zur Beichte. Gut, überlaß das mir. Ich melde mich wieder.«

      Cussane kleidete sich in der Sakristei zur Messe, sehr gelassen, sehr kalt. Inzwischen lebte er kein Drama mehr, sondern eher eine Improvisation, bei der die Schauspieler selbst die Handlung erfanden. Er hatte keine Ahnung, was sich nun ereignen würde.

      Die vier Meßdiener, die ihn erwarteten, waren Dorfjungen, die in ihren scharlachroten Soutanen und weißen Chorhemden sauber, adrett und engelhaft aussahen. Er griff nach seinem Gebetbuch und wandte sich an sie.
      »Lassen wir diesen Abend zu einem ganz besonderen Anlaß werden, ja?«
      Er drückte auf den Klingelknopf an der Tür. Einen Auge nblick später begann die Orgel zu spielen. Ein Junge öffnete die Tür, und die Prozession zog in die kleine Kirche ein.
      Devlin war in der Küche mit dem Zubereiten von Steaks beschäftigt. Tanja öffnete die Terrassentür und hörte sofort die Orgelmusik, die von jenseits der Gartenmauer herüberklang. Sie ging hinein und fragte Devlin: »Was ist das?«
      »Dort drüben liegt ein Nonnenkloster mit Hospiz, dessen Kapelle als Dorfkirche dient. Harry Cussane liest jetzt dort die Messe und wird bald hier sein.«
      Sie lief zurück ins Wohnzimmer und blieb lauschend in der Terrassentür stehen. Die Musik gefiel ihr, und nicht nur, weil sie so friedvoll klang; wer da an der Orgel saß, spielte recht gut. Sie überquerte den Rasen und öffnete die Tür in der Mauer. Die Kapelle am Ende des Klosters, aus deren Fenstern weiches Licht fiel, sah pittoresk und einladend aus. Sie folgte dem Pfad und drückte die Eichentür auf.
      Anwesend waren nur eine Handvoll Dorfbewohner, zwei Menschen in Rollstühlen, offenbar Patienten aus dem Hospiz,

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    und einige Nonnen. Schwester Anne-Marie saß an der Orgel. Es war kein besonderes Instrument, und die Luftfeuchtigkeit hatte seinen Pfeifen übel zugesetzt, aber die Schwester, die als junges Mädchen vor dem Eintritt ins Kloster ein Jahr lang in Paris am Konservatorium studiert hatte, war eine gute Organistin.
      Die Kirche, vorwiegend von Kerzen schwach beleuchtet, war schattig und friedlich. Hell und lieblich klangen die Stimmen der Nonnen, als sie den Opfergesang anstimmten: »Domine Jesu Christi, Rex Floriae…« Am Altar betete Harry Cussane für alle Sünder der Welt, die sich mit ihren Taten Gottes unendlicher

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