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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sollen?«
      »Ich habe mich nur gefragt, was sich an dieser Front tut, das ist alles. Richten Sie ihm aus, wir träfen uns um halb acht in der Dun Street. Ich regle das schon.«

      Er legte auf. Tscherny rief sofort bei Lubow an. »Ist Ihnen halb acht recht?«
    »Aber sicher«, gab Lubow zurück.

      »Er hat sich erkundigt, ob Sie etwas über das Mädchen in Paris gehört hätten.«

    »Kein Wort«, log Lubow. »Wir sehen uns dann um halb
vier.« Er legte auf, schenkte sich noch ein Glas ein, schloß die
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    obere Schreibtischschublade auf, entnahm ihr ein Etui und öffnete es. Es enthielt eine halbautomatische Pistole des Typs Stetschkin und einen Schalldämpfer. Zaghaft begann er die Waffe zusammenzusetzen.
      Harry Cussane stand in seinem Büro im Sekretariat am Fenster und schaute hinab auf die Straße. Vor Verlassen seines Hauses hatte er Devlins Gespräche mit Ferguson abgehört und wußte, daß Tanja Woroninowa an diesem Abend eintreffen würde. Unvorstellbar, daß Lubow nichts davon erfahren hatte, aus Moskau oder Paris. Warum hatte er es dann nicht erwähnt?

      Der Dun-Street-Treff war an sich schon ungewöhnlich genug, aber warum wollte Lubow angesichts dieser Begegnung vorher noch wie üblich in der letzten Sitzreihe des Kinos mit Tscherny alle in sprechen? Nichts an dem Ganzen will zueinanderpassen, sagte sich Cussane, dessen von Jahren im Untergrund geschärfte Instinkte ihn warnten. Aus welchen Gründen Lubow sie auch sehen wollte, Konversation wollte er bestimmt nicht machen.
      Paul Tscherny griff gerade nach seinem Regenmantel, als es anklopfte. Er ging an die Tür, und draußen stand Harry Cussane im Filzhut und der Art Regenmantel, die Geistliche bevorzugen. Er sah aufgeregt aus.
    »Gott sei Dank, Paul, daß ich Sie noch angetroffen habe.«
    »Warum, was ist denn los?« fragte Tscherny.

      »Sie wissen doch, ich habe Ihnen einen IRA-Mann vom Hals geschafft. Jetzt haben sie noch einen auf Sie angesetzt. Hier entlang.«
      Tschernys Wohnung lag im ersten Stock des CollegeGebäudes aus grauem Bruchstein. Cussane ging rasch zur nächsten Etage und wandte sich dort sofort zur nächsten Treppenflucht.

    »Wohin gehen wir?« rief Tscherny hinter ihm her.
    »Das zeige ich Ihnen gleich.«
    Auf dem obersten Treppenabsatz war die untere Hälfte eines

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    hohen georgianischen Fensters hochgeschoben worden. Cussane spähte hinaus. »Da drüben«, sagte er, »auf der anderen Seite.«

      Tscherny schaute auf den Plattenweg und den grünen Rasen des Innenhofes. »Wo denn?«

      Da war eine Hand in seinem Kreuz, ein jäher, heftiger Stoß. Er brachte gerade noch einen Schrei heraus, als er das Gleichgewicht verlor und über die niedrige Fensterbank kopfüber auf den fünfundzwanzig Meter tiefer liegenden Plattenweg zustürzte.

      Cussane hastete durch den Korridor und floh über die Hintertreppe. In gewisser Hinsicht hatte er die Wahrheit gesagt. McGuiness hatte Murphy in der Tat durch einen neuen Wachhund ersetzt, diesmal sogar zwei, die in der Nähe des Haupteingangs in einem grünen Ford Escort saßen, ohne jetzt noch etwas ausrichten zu können.

    Lubow hatte die letzte Sitzreihe für sich allein. Mehr noch, soweit er bei der schwachen Beleuchtung erkennen konnte, saßen nur fünf oder sechs Menschen im Kino. Er war zu früh gekommen, aber mit Absicht, und befingerte nun die schallgedämpfte Stetschkin in der Tasche. Seine Handflächen waren schweißnaß. Aus der mitgebrachten Taschenflasche nahm er einen tiefen Schluck Scotch, der ihm den Mut verleihen sollte, den er brauchen würde. Erst Tscherny, dann Cussane; doch letzterer sollte eine leichte Beute sein, wenn er als erster das Lagerhaus erreichte und im Hinterhalt wartete. Er setzte noch einmal die Flasche an und hatte sie gerade wieder in die Tasche gesteckt, als sich im Dunkeln etwas bewegte und jemand neben ihm Platz nahm.

    »Tscherny?« Er wandte den Kopf.

      Ein Arm schlang sich um seinen Hals, eine Hand preßte sich auf seinen Mund. Im Lauf der Sekunde, in der er Cussanes bleiches Gesicht unter der Krempe des schwarzen Huts erkann

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    te, bohrte sich das nadelspitze Stilett, das der andere in der Rechten hielt, unter dem Brustkorb in seinen Leib und wurde nach oben ins Herz gestoßen. Es blieb ihm noch nicht einmal Zeit für einen Kampf. Ein grelles Licht, kein Schmerz, dann nur Finsternis.

      Cussane wischte die Klinge sorgfältig an Lubows Jakett ab und legte ihn behutsam so auf den Sitz, daß er aussah

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