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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und war verschwunden. Tanja kam in die Küche und sah blaß und müde aus. »Was wird jetzt?«
      »Jetzt stellen Sie mal den Kessel auf, und dann trinken wir gemütlich eine Tasse Tee. Früher wurde ein Bote, der schlechte Nachrichten brachte, gewöhnlich hingerichtet. Zum Glück gibt es heute das Telefon. Entschuldigen Sie mich für ein paar Minuten – ich gehe nur über die Straße und rufe Ferguson an.«

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      Als einen Hafen konnte man Ballywalter gleich südlich der Dundalk-Bay bei Clogher Head kaum beschreiben. Er verfügte über ein Pub, ein paar Häuser, ein halbes Dutzend Fischerboote und ein winziges Hafenbecken. Gut anderthalb Stunden nach Devlins Anruf bei Ferguson bog Cussane auf dem Motorrad in ein Waldstück auf einer Anhöhe über der Ortschaft ab. Er bockte die Maschine auf, schaute auf das im Mondschein klar zu erkennende Ballywalter hinab, schnallte seine Reisetasche
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    los und vertauschte den Sturzhelm mit dem Filzhut.
      Mit der Tasche in der Hand machte er sich auf der Straße auf den Weg. Was er vorhatte, war knifflig, aber raffiniert, sofern es funktionierte. Im Grunde war es wie beim Schach: man bemühte sich, nicht über einen, sondern über die nächsten drei Züge nachzudenken. Nun würde sich erweisen, ob alle die Informationen, die er dem sterbenden Danny Malone so geschickt entlockt hatte, auch von Wert waren.

      Sean Deegan war seit elf Jahren Pubwirt in Ballywalter; keine Ganztagsbeschäftigung in einem Dorf, das sich rühmen konnte, nur gerade einundvierzig laut Gaststättengesetz zum Alkoholkonsum berechtigte Männer zu haben. Daneben war er Skipper eines dreizehn Meter langen Fischerbootes namens Mary Murphy. Auf der illegalen Seite kam hinzu, daß er hoch oben auf der Aktivliste der ERA stand und erst im Februar aus der Strafanstalt Long Kesh nach Verbüßung einer dreijährigen Haftstrafe wegen illegalen Waffenbesitzes entlassen worden war.

      Daß er in Londonderry persönlich zwei britische Soldaten erschossen hatte, konnte ihm die Polizei aber nie nachweisen.

      Seine Frau war mit den beiden Kindern zu Besuch bei ihrer Mutter in Galway, und er hatte das Lokal um elf geschlossen, da er früh zum Fischen hinausfahren wollte. Er war noch wach, als Cussane die Straße entlangkam, denn einer von McGuiness’ Männern hatte ihn mit einem Anruf aus dem Bett geholt. Deegan bot einen illegalen Weg aus Irland zur Isle of Man, einer nützlichen Zwischenstation auf der Überfahrt nach England. Die Personenbeschreibung Cussanes, die er erhalten hatte, war knapp und präzise gewesen.
      Deegan hatte kaum aufgelegt, als es anklopfte. Er ging an die Tür, öffnete sie und wußte sofort, wer der nächtliche Besucher war.
      »Was kann ich für Sie tun, Pater?« fragte Deegan und wich zurück, damit Cussane eintreten konnte.

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      Sie gingen in das kleine Lokal, wo Deegan das Feuer schürte. »Ein Gemeindemitglied, Danny Malone, gab mir Ihren Namen«, erklärte Cussane. »Ich heiße übrigens Daly.«

      »Aha, Danny«, meinte Deegan. »Wie ich höre, geht es ihm gar nicht gut.«

      »Er liegt im Sterben, der Ärmste. Von ihm erfuhr ich, Sie könnten mich zur Isle of Man bringen, sofern Preis oder Anlaß stimmen.«

      Deegan trat hinter die Theke und schenkte einen Whiskey ein. »Leisten Sie mir Gesellschaft, Pater?«

    »Nein, danke.«
    »Haben Sie Ärger? Politisch oder mit der Polizei?«
      »Von beidem ein bißchen.« Cussane nahm zehn englische Fünfzig-Pfund-Noten aus der Tasche und legte sie auf die Theke. »Wäre es damit getan?«

      Deegan hob das Bündel auf und wog es bedächtig in der Hand.
      »Warum nicht, Pater? So, setzen Sie sich jetzt ans Feuer und wärmen sich auf, und ich erledige noch schnell einen Anruf.«
    »Wozu das?«

      »Weil ich das Boot nicht allein bedienen kann. Ich brauche mindestens noch einen Mann, besser zwei.«
      Er ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu. Cussane trat hinter die Theke ans Telefon und wartete. Die Schelle klingelte leise mit, als am anderen Apparat gewählt wurde.

    Er hob behutsam den Hörer ab.
      Der Mann sprach hastig: »Hier Deegan in Ballywalter. Ist Mr. McGuiness da?«

    »Der ist gerade ins Bett gegangen.«
      »Himmel noch mal, dann holen Sie ihn! Ich habe ihn hier bei mir, diesen Cussane, wegen dem eure Leute angerufen haben.«
    »Bleiben Sie dran.« Eine Verzögerung, dann meldete sich ei
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    ne andere Stimme. »McGuiness. Bist du das, Sean?«
      »Und kein anderer.

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