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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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dich, Tony, alter Junge«, sagte er. »Ein glückliches neues Jahr.«
      Er hob das Kristallglas an die Lippen, und der Champagner war kälter als alles, was er bisher gekostet hatte. Er trank ihn gierig, und er schien sich in seinem Mund in flüssiges Feuer zu verwandeln, sich zu seinen Eingeweiden durchzubrennen. Er schrie vor Schmerzen auf, als der Spiegel zersplitterte. Dann schien sich der Boden zwischen seinen Füßen zu öffnen, und er stürzte ab.
      Natürlich ein Traum, in dem es keinen Durst gab. Er wachte nun auf und fand sich am gleichen Platz wieder, an dem er die letzte Woche verbracht hatte: in einer Ecke des kleinen Raums an die Wand gelehnt, unfähig, sich hinzulegen, weil er um den Hals ein mit einem Vorhängeschloß gesichertes Holzhalfter trug, das auch seine Handgelenke auf Schulterhöhe hielt.
      Er trug ein grünes Tuch, um den Kopf geschlungen im Stil der Männer des Baluschi-Stammes, die er im Hochland von Dhofar befehligt hatte, bis man ihn vor zehn Tagen gefangennahm. Sein Buschhemd und seine Hosen aus Khaki waren nun dreckig und an vielen Stellen ze rrissen und seine Füße nackt, da ihm einer der Raschids seine Stiefel aus Wildleder gestohlen hatte. Und dann störte ihn der stachlige, juckende Bart. Er hatte die alte Guards-Angewohnheit einer täglichen scharfen Rasur, ganz gleich, in welcher Lage man sich auch befand, nie ablegen können. Selbst der SAS hatte ihm diese Eigenheit nicht nehmen können.

      Nun rasselte ein Riegel, die Tür ging knarrend auf. Zwei Raschids traten ein, kleine, drahtige Männer in schmutzigen weißen Gewändern, über denen sie über Kreuz Patronengurte trugen. Ohne ein Wort nahmen sie ihn zwischen sich, hoben ihn auf, schleppten ihn hinaus, setzten ihn grob an der Wand ab und entfernten sich.

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      Erst nach wenigen Momenten gewöhnten sich seine Augen an die grelle Morgensonne. Bir el Gafani war ein armes Nest, kaum mehr als ein Dutzend flachdächiger Häuser, darunter die palmengesäumte Oase. Ein Junge trieb ein halbes Dutzend Kamele zum Wassertrog, wo Frauen in schwarzen Kleidern und mit verschleierten Gesichtern wuschen.
      Rechts erhob sich in der Ferne das Gebirge von Dhofar, Omans südlichster Provinz, in den blauen Himmel. Noch vor einer guten Woche hatte Villiers die Baluschis bei der Jagd auf marxistische Guerillas angeführt. Bir el Gafani lag allerdings auf feindlichem Territorium, dem der Volksrepublik Südjemen, die sich nach Norden bis hin zur saudiarabischen Wüste erstreckte.

      Links von ihm stand ein großer Tonkrug mit Wasser und einer Kelle darin, doch er hütete sich zu trinken und wartete geduldig. In der Ferne erschien auf einer Anhöhe ein Kamel, das rasch auf die Oase zuhielt und in der flimmernden Hitze leicht unwirklich aussah.

      Er schloß kurz die Augen, ließ den Kopf auf die Brust sinken, um den Druck auf seinen Hals zu mindern, und wurde dann Schritte gewahr. Als er aufsah, kam Salim bin al Kaman auf ihn zu. Er trug ein schwarzes Kopftuch, schwarze Gewänder, an der rechten Hüfte eine Browning-Automatic im Halfter, unterm Gürtel einen Krummdolch und in der Hand ein chinesisches AK-Sturmgewehr, der Stolz seines Lebens. Er blieb stehen und schaute auf Villiers hinab, ein liebenswürdig aussehender Mann mit schmalem, graumeliertem Vollbart und einer Haut wie spanisches Leder.
       »Salaatn alaikum, Salim bin al Kaman«, sagte Villiers förmlich auf arabisch.
       »Alaikum salaatn. Good Morning, Villiers Sahib.« Weiter reichte sein Englisch nicht. Sie sprachen arabisch weiter.
      Salim lehnte das AK an die Wand, füllte die Kelle mit Wasser und hielt sie Villiers behutsam an den Mund. Der Englän

    23
    der trank gierig. Das war ihr mo rgendliches Ritual. Salim füllte die Kelle aufs neue, Villiers hob den Kopf, um den kühlenden Strom entgegenzunehmen.

    »Besser?« fragte Salim.
    »Kann man wohl sagen.«

      Das Kamel war inzwischen nahe herangekommen, kaum mehr hundert Meter entfernt. Sein Reiter hatte um den Sattelknauf ein Seil geschlungen, an dessen anderem Ende ein Mann dahertorkelte.
    »Wen haben wir denn da?« erkundigte sich Villiers.

    »Hamid«, erwiderte Salim.
    »Mit einem Freund?«
      Salim lächelte. »Dieses Land gehört uns, Major Villiers, den Raschids. Hierher sollte nur kommen, wer eingeladen ist.«
      »Aber in Häuf erkennen die Kommissare der Volksrepublik die Rechte der Raschids nicht an. Noch nicht einmal an Allah glauben sie, nur an Marx.«
      »Daheim können sie

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